Swiss-Re-Präsident Walter Kielholz hat in seiner Karriere viele heikle Situationen gemeistert. In den Verhandlungen mit der japanischen Softbank trifft der Schweizer Strippenzieher aber auf einen Wolf.

Vor zehn Jahren stand Walter Kielholz nahe am Abgrund. Die Swiss Re, deren Strategie er als Vizepräsident mitgeprägt hatte, meldete aufgrund toxisch gewordener Investments einen Verlust von 6 Milliarden Franken an. Staatsrettung oder Untergang, das schienen die verbleibenden Optionen für den damals weltgrössten Rückversicherer zu sein.

Doch der bestens vernetzte Vize liess seine Beziehungen spielen und landete in höchster Not einen Coup: Der amerikanische Börsenguru Warren Buffett sprang der Swiss Re Anfang 2009 mit 3 Milliarden Franken an frischem Kapital zu Hilfe. Nicht nur war der Konzern damit gerettet – Kielholz stieg nach dem Abgang von Peter Forstmoser zum Präsidenten auf.

Verfrühte Dämmerung

Seither ist es stiller geworden um den 66-Jährigen, der 2009 als Präsident der Credit Suisse (CS) zurücktrat und sich 2014 gar ganz aus dem Verwaltungsrat der Grossbank verabschiedete.

Bereits wurde darüber spekuliert, dass er auch das Swiss-Re-Präsidium bald an den Nagel hängen könnte; immerhin ist er dem Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» zufolge der Rekordhalter unter den Schweizer Langzeit-Verwaltungsräten. Kurz: Es dämmerte um den Mann, der wie kein Zweiter die jüngere Geschichte des Schweizer Finanzsektors bestimmt hat.

Einzug in den Verwaltungsrat

Doch seit Anfang Monat steht Kielholz überraschend wieder im Rampenlicht. Höchst persönlich verhandelt er mit dem japanischen Milliardär Masayoshi Son (Bild unten) über eine Beteiligung von dessen Technologie-Konglomerat Softbank an der Swiss Re.

Dabei geht es um viel, wie auch finews.ch berichtete: Für sein Geld will Son bis zu ein Drittel der Swiss-Re-Aktien kontrollieren und mehrere Abgesandte in den Verwaltungsrat des Rückversicherers schicken.

Softbank 501

Eine Erfindung pro Tag

Son steht im Ruf, zu kriegen, was er will – und das ist in jedem Fall die Kontrolle. «Sons Softbank ist bei der Jagd der Leitwolf», schrieb kürzlich das deutsche «Handelsblatt» über das Vorgehen des 60-Jährigen.

Tatsächlich hat sich Son Zeit seines Lebens niemals mit dem Zweitbesten zufrieden gegeben. Sein Werdegang liest sich wie das Paradebeispiel einer asiatischen Tellerwäscher-Karriere: Als Sohn koreanischer Migranten in Japan aufgewachsen, ging er zum Studium in die USA. «Eine Erfindung pro Tag» lautete damals die Aufforderung an sich selber.

Noch 300 Jahre Wachstum

Als Gründer und CEO von Softbank sind noch einige Ambitionen hinzugekommen. Er will, dass sein Unternehmen noch mindestens 300 Jahre weiter wächst, und zwar als Vorreiter der Disruption. Sein Ziel ist es, den wichtigsten globalen Konzern in der neuen Epoche vernetzter Menschen und Maschinen aufzubauen. Punkt, Schluss.

Seit vergangenem Jahr besitzt die zuvor schwer verschuldete Softbank auch wieder die nötige Munition für den «Umsturz»: Mit dem firmeneigenen ‹Softbank Vision Fund› konnte Son mehr als 90 Milliarden Dollar äufnen, mit denen das Konglomerat nun in noch höherem Tempo Beteiligungen und Übernahmen stemmen kann.

Verlockende Beute

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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