Die erste Weichenstellung, welche Tidjane Thiam für die Credit Suisse unternimmt, ist eine Kapitalerhöhung – so eine gängige Erwartung. Ein Grossaktionär meldet aber jetzt schon deutliche Vorbehalte an.

TidjaneThiam©keystone

Seinen Start bei der Credit Suisse begleitete der neue CEO Tidjane Thiam mit einer PR-Offensive: Kaum im Amt, gab er eine Reihe von Interviews in Zeitungen und Fernsehen. Der Erkenntnisgewinn daraus, welche Weichen der neue Mann an der Spitze der zweitgrössten Schweizer Bank als erstes stellen wird, blieb allerdings gering.

Er wolle ein höheres Tempo einschlagen, um die CS zu repositionieren. Und die Kapitalsituation in der Bank werde durchleuchtet, so Thiam gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung».

Tatsache ist: Kapitalsituation ist verbesserungswürdig

Besonders letztere Aussage war Öl in das Feuer der Meinungen von Beobachtern der CS: Eine Kapitalerhöhung sei wohl die erste wichtige Entscheidung, welche Thiam zu treffen habe. Auch finews.ch vertrat diese These, dass Thiam insbesondere im Vergleich zur UBS aufholen müsse, da Solidität und Kapitalstärke bei Private-Banking-Kunden die wichtigsten Selektionskritieren seien.

Analysten von Barclays hatten bereits vor Thiams offiziellem Arbeitsbeginn am 1. Juli ausgerechnet, dass der CS rund 13 Milliarden Franken Kapital fehlten. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) schob nur kurz darauf nach, die CS solle ihre Leverage Ratio verbessern – allerdings auch die UBS.

Doch steht diese bezüglich Eigenkapital-Quote mit 20,2 Prozent deutlich besser als die CS mit zuletzt 16,2 Prozent da.

Wenig Begeisterung bei Harris Associates

Nun melden sich aber erstmals gewichtige Aktionäre der CS zum Thema Kapitalerhöhung – genauer die Investmentfirma Harris Associates, nach der Qatar Holding und der Olayan Group aus dem Nahen Osten mit 5,2 Prozent der drittgrösste Aktionär der CS.

Bei den Geldmanagern in Chicago klingt wenig Begeisterung an, sich an einer möglichen Kapitalerhöhung zu beteiligen. Laut der britischen Zeitung «Evening Standard» sagte David Herro, der Anlagechef von Harris Associates, die CS solle es zunächst ohne Kapitalerhöhung versuchen.

Mehr Druck nötig

«Sie soll nicht den einfachsten Ausweg aus ihrer Situation nehmen.» In der Bank solle erst der Druck noch etwas erhöht werden, so Harris. «Sie soll erst noch etwas schwitzen.»

Die Haltung der CS-Investoren ist verständlich, herrschte unter ihnen doch zuletzt grosse Ernüchterung über die Performance der Bank unter ihrem Chef Brady Dougan. Drei Restrukturierungen der Investmentbank innerhalb von zwei Jahren, verfehlte Ziele und zu optimistische Prognosen strapazierte die Geduld der Aktionäre über die Massen.

Sollte Thiam sie jetzt tatsächlich auffordern, frisches Geld einzuschiessen, wäre dies grosser Test des noch vorhandenen Goodwills. So jedenfalls lässt sich die Aussage des Harris-Anlagechefs lesen. Er will erst Resultate unter der Führung Thiams sehen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel