Der Abgang von Jan Schoch an der Spitze seiner eigenen Firma illustriert tragisch, wie fatal sich überhöhte Erwartungen in der Finanzbranche auswirken.

Man hat ihn unter anderem als den Elon Musk der Schweizer Finanzbranche bezeichnet. Vielleicht ist er das auch, doch vorläufig muss der quirlige Appenzeller Jan Schoch mit etwas bescheideneren Vergleichen Vorlieb nehmen. Denn nun verlässt er die Kommandobrücke eines Unternehmens, das er mitgegründet und innert rund zehn Jahren massgeblich geprägt hat.

Aufstieg und Niedergang Schochs sind symptomatisch für manche Highflyer-Karrieren in der Finanzbranche. Dabei ist es nicht nur der Erfolg, der einen Unternehmer dazu motiviert, noch mehr zu leisten und zu wollen. Mit der Zeit entsteht auch in der sogenannten Finanz-Community eine Erwartungshaltung, die kaum mehr zu erfüllen ist.

So geschehen mit der Firma Leonteq, wo Schochs Crew vor rund drei Jahren der Illusion zu erliegen begann, allein die Ankündigung von unternehmerischen Absichtserklärungen genüge, um den Erfolg und den weiteren Anstieg des Aktienkurses zu garantieren.

Hochmut kommt oft vor dem Fall

Schoch mag ein begnadeter Tüftler, Kommunikator und liebenswerter Mensch sein, am Ende reichte das alles nicht. Vor allem dann nicht, wenn der Hochmut die Überhand gewinnt, und die mangelnde Lebenserfahrung nicht zu mehr Demut und Bescheidenheit animiert.

Hinzu gesellten sich operative, personelle und kommunikative Fehler. Das ist schade, denn Leonteq ist eine Schweizer Innovation, deren Geschäftsmodell zwar immer relativ schwer zu erklären war, aber durchaus das Zeug hat(te), international etwas zu bewegen – vor allem mit einem Unternehmer an der Spitze.

Das wird nun definitiv anders sein. Schoch hat zwar noch immer eine Funktion innerhalb der Firma, oder zumindest einen Titel, nämlich denjenigen des Senior Advisor Strategic Growth Initiatives. Doch es ist klar, dass Leonteq unter neuem Management und Verwaltungsrats nicht mehr diesen einzigartigen Touch von Unternehmertum besitzen wird wie bisher. Es wird nun an der neuen Führung liegen, zu zeigen, ob das nun gut kommt oder nicht.

Mehr Einfluss bei Flynt?

Mit seinem faktischen Abgang bei Leonteq geht der Schweizer Finanzbranche die schillernde Persönlichkeit Schochs trotzdem nicht ganz verloren. Denn bekanntlich hat Familienvater Schoch mit der Flynt Bank ja bereits ein neues «Baby», mit dem er allerdings noch auf Feld eins steht. Bei der 2014 gegründeten Bank mit Sitz in Zug agiert Schoch als Mehrheitseigner im Hintergrund und überlässt das Management dem CEO Stijn Vander Straeten

Ob Schoch bei Flynt nun stärker in Erscheinung tritt, wird sich zeigen. Er ist nun gefordert, mit der gewonnenen Erfahrung bei Leonteq die zahlreichen Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.

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