Die SIX will bis Mitte Jahr einen neuen Mehrheitseigner für ihre Bezahlsparte finden. Das führt zu gewaltigen Umstellungen bei den Einkünften der Schweizer Börsenbetreiberin.

Jos Dijsselhof ist erst seit vergangenem Januar Chef der SIX Gruppe. Durch das Jahresergebnis der Schweizer Börsenbetreiberin führte der Niederländer aber am Mittwoch so routiniert, als sässe er schon seit Jahren auf dem Posten.

Dabei befindet sich seine neue Charge eigentlich im Ausnahmezustand. Ab dem April wird die neue Organisation operativ, welche die alten Silo-Strukturen einreisst und den Finanzinfrastruktur-Konzern näher zu den Kunden bringen soll. Zudem will Dijsselhof bis Mitte Jahr einen Mehrheitseigner für die Bezahlsparte SIX Payment gefunden haben, der das Geschäft in eine höhere Liga führt.

Engeres Rennen

Auf Anfrage von finews.ch hin erklärte der SIX-Chef, dass die Verhandlungen nach Plan vorankommen. Das Angebot sei weltweit auf grosses Interesse gestossen. Jetzt befinde man sich noch mit einer kleinen Anzahl Parteien in Gesprächen. «Bis spätestens Anfang des dritten Quartals 2018 wollen wir abschliessen», so Dijsselhof.

Die SIX will dabei als Minderheitsaktionärin an der Bezahlsparte beteiligt bleiben, um sich weitere Geschäftschancen und natürlich Erträge zu sichern.

Interessenten stehen Schlange

Verschiedene Interessenten für die Payment-Sparte wurden in Medienberichten bereits genannt – so die Mobile-Payment-Dienstleister Ingenico aus Frankreich und die amerikanische First Data sowie die Private-Equity-Firmen Warburg Pincus und Hellman & Friedman. Letzere beiden Player verfügen nicht nur über pralle Kassen, sondern können auch die Skalen vorweisen, welche SIX mit der Transaktion sucht. Als Kandidatin wird zudem die deutsche Concardis gehandelt, die ein bedeutendes Schweiz-Geschäft unterhält.

Namen waren Dijsselhof am Mittwoch allerdings nicht zu entlocken.

Erneut der Wachstumstreiber

Hingegen liess er durchscheinen, dass die Transaktion zu grösseren Umstellungen bei den Einkünften des Unternehmens führen wird. 2017 hat die Bezahlsparte 108,8 Millionen Franken zum Betriebsertrag der SIX beigetragen und wies mit 12,3 Prozent einmal mehr das schnellste Ertragswachstum im Konzern auf. Im Rahmen der Partnerschaft könnten nun rund 1 Milliarde Franken aus der Erfolgsrechnung der Börsenbetreiberin verschwinden, so die Schätzung.

Allerdings gibt sich die Geschäftsleitung zuversichtlich, den Wertbeitrag durch die Partnerschaft und die Erträge aus der Beteiligung mehr als wett zu machen. Das mahnt an einen Zauberer, der seinen weissen Hasen verschwinden und unversehens wieder auftauchen lässt. Die SIX-Strategen sind sich jedoch ihrer Sache ganz sicher.

Dividende «kritisch hinterfragen»

Hingegen räumten sie an der Konferenz ein, dass aufgrund der geplanten strategischen Partnerschaft die Dividendenpolitik «kritisch hinterfragt» werden müsse. Bislang schüttete die SIX rund zwei Drittel ihres Gewinns an ihre Aktionäre – die Schweizer Banken – aus.

Bedenkt man, dass auch die Aktionäre auf die Strategieanpassung bei der SIX gedrängt haben, könnten sich jene Pressionen nun allenfalls als Bumerang erweisen.

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