Raiffeisen-Chef Patrik Gisel wird seine Nähe zu seinem Vorgänger, dem inhaftierten Pierin Vincenz, vorgeworfen. Und immer noch verteidigt er seinen Ziehvater.

Patrik Gisel arbeitete über ein Jahrzehnt lang als Nummer 2 der Raiffeisen Bank – unter Pierin Vincenz, der seit rund zwei Monaten wegen mutmasslich ungetreuer Geschäftsbesorgung in Untersuchungshaft sitzt. Gisel hatte mit den betreffenden Geschäften, beispielsweise dem Kauf der Beteiligungsgesellschaft Investnet direkt zu tun, doch will er von keinen Unregelmässigkeiten gewusst haben.

Im Interview mit der «NZZ am Sonntag» (bezahlpflichtig) wehrt sich Gisel dagegen, dass ihm seine langjährige Nähe zu Vincenz nun als Handicap ausgelegt wird. «Für viele Leute wurde ich in der ersten Aufregung zum Blitzableiter», sagte Gisel. «Da muss ich jetzt halt durch.»

Zukäufe seien kein Fehler gewesen

Er spüre viel Unterstützung in der Bank, erklärt der 55-Jährige weiter. Deshalb sei er gewillt, Raiffeisen weiterhin als Chef zu führen: «Es ist nicht meine Art, in einer schwierigen Situation davonzulaufen.»

Trotz des jüngst erfolgten Verkaufs der Privatbank Notenstein seien die unter Vincenz getätigten Zukäufe kein Fehler gewesen, betont Gisel: «Die Entflechtungsstrategie hat nichts mit dem Fall Vincenz zu tun.»

Heute gelten andere Massstäbe

Vielmehr habe das veränderte Umfeld zu diesem Kurswechsel geführt. Die Bank müsse heute strengere Kapitalauflagen erfüllen. Auch bei Interessenkonflikten seien die Massstäbe heute strenger.

Vergangene Woche hatte Raiffeisen den Verkauf der Privatbank Notenstein La Roche an Vontobel für rund 700 Millionen Franken angekündigt.

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