Julius Bär hat in Lateinamerika mit allen Mitteln Wachstum gebolzt. Seit Beatriz Sanchez dort am Ruder ist, häufen sich allerdings die Personalabgänge.

Erneut hat eine Reihe von für den lateinamerikanischen Markt tätige Kundenberater die Bank Julius Bär verlassen. Es handelt sich dabei um ein fünfköpfiges Team um Fabio Kreplak und Geronimo Escudero.

Die beiden waren bei der Zürcher Privatbank insbesondere für die Betreuung von argentinischen Kunden zuständig und managten ein Kundenbuch mit über 700 Millionen Dollar, wie «Citywire» berichtete. Kreplak war dabei in Uruguay stationiert und Escudero in Zürich. Mit ihnen haben auch die Kundenberaterin Lucila Guelfi sowie zwei Assistenten die Bank verlassen.

Nicht jeder Abgang ist gewollt

Julius Bär bestätigte gegenüber finews.ch die Abgänge. Diese haben sich im Raum Lateinamerika in den vergangenen Monaten gehäuft. Wie auch finews.ch berichtete, wechselten im Juni fünf Südamerika-Banker zur Genfer Gonet Privatbank auf den Bahamas. Unter ihnen war der Vice Chairman für Julius Bär Panama Matthias Krull.

Krull ist diesen August in Miami wegen Geldwäscherei verhaftet worden. Der ehemalige Bär-Berater hat gestanden, für Personen aus dem Umfeld des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro 1,2 Milliarden Dollar gewaschen zu haben, welche aus Einnahmen der staatlichen Erölgesellschaft PDVSA stammten.

Der Erfolg in Südamerika ist «relativ»

Krull war einer der erfolgreichsten Kundenberater von Gustavo Raitzin gewesen, dem langjährigen Lateinamerika-Chef von Julius Bär, dem vergangenes Jahr Beatriz Sanchez folgte. Dem Vernehmen nach verfolgte Raitzin eine Wachstumsstrategie in Südamerika, die unter anderem darauf ausgelegt war, Kunden das Onboarding vergleichsweise einfach zu machen.

Sprich: Julius Bär nahm Kunden an, die bei anderen Banken viel härtere Checks hätten durchlaufen müssen. Krull beispielsweise brachte Bär 600 Millionen Dollar venezolanisches Geld, welches zumindest teilweise von sogenannten PEPs stammte, «politicaly exposed persons».

Bestechungsgelder für Fussballfunktionäre

Kunden aus Lateinamerika haben Julius Bär zuletzt verschiedentlich in die Schlagzeilen gebracht. So soll die Bank Korruptionsgelder aus Brasilien im Zusammenhang mit der Erdölgesellschaft Petrobras sowie dem Baukonzern Odebrecht angenommen haben. Ausserdem sollen durch die Bank Bestechungsgelder an südamerikanische Fussballfunktionäre geflossen sein.

Wie auch finews.ch berichtete, mussten Raitzin sowie seine Nummer 2 in Lateinamerika Marc Sulser deswegen im letzten Jahr vor US-Staatsanwälten in New York aussagen.

Sulser hat inzwischen Julius Bär auch verlassen. Sein Abgang im August war eine Folge der «strategischen Neuausrichtung» unter seiner neuen Chefin Sanchez, wie die Bank kommentierte.

Eventuell auch Miami

Diese Neuausrichtung zielt vordergründig auf eine schärfere Fokussierung von Julius Bär in Lateinamerika, wo die Bank ihre Chancen vor allem in Brasilien, Mexiko und in Argentinien sieht und in diesem Ländern auch Onshore-Präsenzen hat beziehungsweise aufbauen will. Für das Offshore-Geschäft prüft Julius Bär unter anderem auch, eine Niederlassung in Miami zu eröffnen, wie finews.ch berichtete.

Im Hintergrund muss Sanchez wohl auch die Bücher ihrer Südamerika-Berater auf riskante Kunden durchkämmen, welche in der Ära unter Raitzin akquiriert worden waren. 

Dieser Abgang schmerzt

Der nun erfolgte Abgang der Argentinien- und Uruguay-Banker ist allerdings keine Folge der Neuausrichtung unter Sanchez – sondern ein schmerzlicher Verlust und ein Rückschlag für ihre Lateinamerika-Strategie. Wie erwähnt, ist Argentinien einer der Wachstumsmärkte für Julius Bär und dürfte in näherer Zukunft wohl auch eine eigene Niederlassung erhalten. 

Der Grund für den Abgang von Kreplak und Escudero und ihrer Assistenten sei ein sehr gutes Angebot gewesen, heisst es. Dieses kam von Mirabaud. Die Genfer Privatbank verfügt bereits über ein ansehnliches Südamerika-Geschäft, welches sie aus Zürich und aus Spanien betreut. Doch nun scheint es, als ob Mirabaud in Uruguay Fuss fassen möchte. Mirabaud kommentierte dies nicht.

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