Fünf Banker von Julius Bär haben zum Finanzinstitut Gonet gewechselt. Darunter ein Berater, der auf venezolanische Kunden spezialisiert war. Wegen diesen soll Julius Bär die Finma am Hals haben.

Es sieht nach einem Personal-Coup für die Genfer Privatbank Gonet & Cie aus: Fünf Banker von Julius Bär wechseln vereint zur Tochtergesellschaft in Nassau auf den Bahamas.

Die Personalien sind aus zweierlei Hinsicht speziell: Mit Patrick Feuz und Jean-Marc Fellay verliert Julius Bär auf einen Schlag die oberste Führung der Niederlassung auf den Bahamas. Feuz, zuvor Julius-Bär-Chef in Nassau, wird bei der Gonet Bank & Trust als Executive Chairman tätig. Fellay war zuvor Chief Operating Officer (COO) und steigt nun ins Amt des CEO der Genfer in Nassau auf.

«Onboarding-Superstar» für Venezuela

Unter den weiteren drei Neo-Gonet-Bankern sticht neben Patrick Guye-Bergeret und Juan Carlos Hofer vor allem der Name Matthias Krull ins Auge. Der Senior Relationship Manager galt innerhalb von Julius Bär in den Zeiten unter CEO Boris Collardi als «Onboarding Superstar». Den Übernamen verdiente sich Krull wegen seiner äusserst fruchtbaren Beziehungen nach Venezuela.

Über zehn Jahre bearbeitete Krull, der in der venezolanischen Hauptstadt Caracas schon die Schule besuchte, diesen Markt und holte vor allem aus der dort ansässigen deutschen Diaspora viele Kunden zu Julius Bär. Als sich die Unruhen im heruntergewirtschafteten Land verstärkten, zog Krull mit seiner Familie aus Sicherheitsgründen nach Panama um, wo er weiterhin Kundengelder aus Venezuela akquirierte.

Viele Hochrisikokunden

Gemäss internen Julius-Bär-Quellen betreute Krull zuletzt fast 600 Millionen Dollar an Kundendepots. Doch mit Geldern venezolanischer Herkunft hat Julius Bär inzwischen ein Problem. Bankintern heisst es, Krull habe unter seinen Kunden auch zahlreiche sogenannte PEPs gehabt (Politically Exposed Persons).

Die Finma schreibt den Banken bei PEPs erhöhte Aufmerksamkeit bei der Abklärung der Herkunft der Gelder vor – zum Schutze vor Geldwäscherei. Ob Krull beim Onboarding seiner venezolanischen Kunden nun zu wenig Sorgfalt hat walten lassen, ist finews.ch nicht bekannt. Julius Bär kommentierte dies auf Anfrage nicht. Gebucht hat Krull diese Kunden vor allem bei Julius Bär auf den Bahamas, wo Feuz und Fellay das Sagen hatten.

Verfahren wegen venezolanischer Korruptionsaffäre

Fakt ist zudem, dass die Finma im vergangenen Februar im Korruptionsfall um die venezolanische Ölfirma PDVSA mehrere Schweizer Banken unter die Lupe genommen hat, unter ihnen Julius Bär. Die «Neue Zürcher Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb zudem, dass die Finma gegen Julius Bär gar ein Enforcement-Verfahren führe. Grund soll unter anderem die mangelnde Sorgfaltspflicht bei der Aufnahme von Kunden sein, die in Beziehung zur Korruptionsaffäre um den venezolanischen Ölkonzern PDVSA standen.

Julius Bär hat bislang das Enforcement-Verfahren weder dementiert noch kommentiert. Die Bank führte auch auf Druck der Finma ein Grossprojekt namens «Atlas» durch, bei dem Kundenbeziehung gemäss den «Know your Customer»-Vorgaben der Regulatoren neu erfasst wurden.

Anpassungen unter Beatriz Sanchez

Ob insbesondere auch Krulls Kunden bei der Prüfung durchfielen, ist nicht bekannt. Krull, der «Onboarding-Superstar», ist jedenfalls nicht mehr bei der grossen Julius Bär, die rund 400 Milliarden Franken Kundengelder verwaltet, sondern bei Gonet, die 4 Milliarden Franken betreut. Klar, dass CEO Nicolas Gonet den Zuzug der Banker als Auftakt für eine neue Wachstumsphase feiert.

Bei Julius Bär dagegen hiess es lapidar, die Abgänge stünden im Zusammenhang mit strategischen Anpassungen im Südamerika-Geschäft. Seit Ende 2017 ist dort die Ex-Goldman-Sachs-Bankerin Beatriz Sanchez am Ruder.

Welche Anpassungen Sanchez genau vornimmt, will Julius Bär nicht präzisieren. Das Buchungszentrum auf den Bahamas, wo Krull seine Kunden an Bord brachte, bleibt jedenfalls bestehen. Unglücklich über die Abgänge der Südamerika-Banker ist bei Julius Bär offenbar niemand.

 

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