Die Chefs der UBS-Vermögensverwaltung stehen unter Druck, sich etwas einfallen zu lassen: Der wichtigste Bereich der Grossbank erfüllte sein Potenzial jüngst nicht. Um das zu ändern, will Tom Naratil dem Erfolgsausweis seines neuen Co-Chefs Iqbal Khan nacheifern.

Bis Ende 2017 war die Region Americas der UBS-Vermögensverwaltung eine eigenständige Division. Seit der Fusion mit dem Wealth Management für die restliche Welt stellt der Bereich, für den weiterhin Tom Naratil verantwortlich ist, den grössten Anteil der Gewinne der neuen Superdivision. 

Doch Naratil will die mehr als 1,5 Milliarden Dollar Vorsteuergewinn in seiner Region verdoppeln, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters» sagte. Innerhalb von zehn Jahren will er das schaffen, indem er weniger auf die grosse Masse der Vermögenden setzt und sich stattdessen stärker auf superreiche Kunden mit investierbaren Vermögen von mindestens 100 Millionen Dollar konzentriert. 

Iqbal Khans Kunststück

Mit der Verdoppelung würde ihm dasselbe Kunststück gelingen wie seinem Co-Chef Iqbal Khan bei der Credit Suisse (CS), wo dieser bis Ende Juni ebenfalls einen Teil des Vermögensveraltungs-Geschäfts leitete. Innerhalb von drei Jahren hatte er dort mit verschlankten Strukturen und lukrativen Darlehen den Vorsteuergwinn ebenfalls verdoppelt. 

Die UBS legt den Fokus ihrer Vermögensverwaltung schon länger auf sogenannte Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI), welche mehr als 50 Millionen Dollar zur Bank bringen können. In den USA, wo sich die meisten solchen Kunden tummeln, hat die Bank allerdings einen kleineren Marktanteil an diesen als im Rest der Welt. 

Mehr Ertrag – dank Krediten

Naratil arbeitet schon länger daran, dieses Defizit auszubügeln, wie auch finews.ch berichtete. Wie der Amerikaner zu «Reuters» sagte, lag der Fokus bisher auf Kunden mit bis zu 100 Millionen Dollar. Neu angeworbene Berater sollen unter anderem dabei helfen, auch oberhalb dieser Schwelle zu reüssieren

Abgesehen vom Kundenfokus will Naratil auch die Art des Geschäftens umbauen. Er könne er mit deutlich weniger Kundenberatern deutlich mehr Ertrag generieren, indem mehr Kunden ein Vermögensverwaltungs-Mandat einkaufen oder sich Geld von der UBS leihen. 

Zu wenig Zeit?

Ob ihm für diesen Umbau allerdings zehn Jahre zur Verfügung stehen, ist fraglich. Einerseits steht er mit Khan in Konkurrenz um die Nachfolge von CEO Sergio Ermotti, der offenbar noch bis 2022 bleiben will. 

Andererseits werden die Aktionäre der UBS zunehmend ungeduldig, auch weil die Vermögensverwaltung ihr Potenzial nicht erfüllt. Unter anderem wird dabei ausgerechnet der Fokus auf sehr reiche Kunden in Frage gestellt. 

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