Das zweitgrösste Geldhaus Deutschlands befindet sich im Umbruch. Nun lanciert die Commerzbank einen neuen Vorstoss in Europa – und nimmt das Schweizer Geschäft zum Vorbild, wie finews.ch erfahren hat.

Im vom Um- und Abbau geprägten Commerzbank-Konzern erscheint die Schweizer Niederlassung als Insel der Glückseligen. Vor sieben Jahren lancierte das Institut hierzulande unter der Führung von CEO Marc Steinkat das Firmenkunden-Geschäft neu und hat es seither zu stattlicher Grösse gebracht: Die Tochter bedient mit rund 100 Angestellten in sechs Filialen schweizweit KMU und Konzerne.

Die Aufbauarbeit trägt offenbar Früchte. Der KMU-Studie «Unternehmerperspektiven Schweiz 2020» zufolge, die das Institut am Montag in Zürich präsentierte, landete die Commerzbank gleich nach den Grossbanken UBS und der Credit Suisse auf Rang drei der am meisten fürs internationale Geschäft genutzten Banken (siehe Grafik unten).

Noch vor den Kantonalbanken

Zwar ist die Bank selber Auftraggeber der Studie, und bei jenem Ranking lieferten nur rund 40 hiesige Unternehmen konkrete Antworten. Dennoch ist es ein Achtungserfolg für die Deutschen, es beim Schweizer Export-Sektor noch vor den Kantonalbanken in die Kränze geschafft zu haben.

Solche Erfolge strahlen bis ins Frankfurter Hauptquartier zurück. So hat der Konzern im Rahmen der neuen Strategie «Commerzbank 5.0» beschlossen, für den Ausbau der Aktivitäten im europäischen Firmenkunden-Geschäft ihr Schweizer Business zum Vorbild zu nehmen.

GrafikCommerz 50o

Von Österreich bis Spanien

«Wir wollen uns als die internationale Hausbank für Firmenkunden in Kerneuropa positionieren», heisst das Credo der zweitgrössten Bank im Nachbarland. Für die Initiative sollen dem Vernehmen nach 150 neue Stellen geschaffen werden – dies, während die Bank etwa im Privatkunden-Geschäft weiterhin Jobs abbaut, die polnische Digitaltochter MBank verkauft und die deutsche Online-Bank Comdirect ins Mutterhaus integriert.

Der Fokus der Offensive soll im ersten Schritt auf Frankreich, Norditalien und Österreich liegen. Im ersten Halbjahr 2020 soll die Initiative dann auf Belgien, die Niederlande und Spanien ausgeweitet werden. Die Commerzbank ist in diesen Ländern zwar seit Jahrzehnten mit Niederlassungen vertreten; neu ist aber, den Service vor Ort auszubauen und die Standbeine zu mehr als zur Brücke nach Deutschland zu nutzen.

Verdoppelung der Reichweite

Bei der Commerzbank Schweiz, die für diesen Ausbau Patin gestanden ist, will sich Länderchef Steinkat derweil nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wie am Montag zu erfahren war, strebt er eine Verdoppelung der Reichweite bei der Schweizer Kundschaft an.

Eine Personaloffensive wie in den letzten Jahren – finews.ch hatte das Institut auch schon als «Einstellungs-Turbo» bezeichnet – wird es deswegen aber eher nicht geben. Dank der Digitalisierung hofft der Schweiz-Chef nämlich, den Ausbau mit dem aktuellen Personalbestand umzusetzen. «Mit der heutigen Aufstellung haben wir genügend Potenzial fürs Wachstum», so Steinkat.

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