Die Genfer Banque Heritage hat seit der Fusion mit der Sallfort Privatbank grosse Ambitionen. Entscheidend für diese Offensive ist Johannes Barth. «Man muss nicht zehn Millionen Franken haben, um ein Konto bei uns zu eröffnen», sagt er im Gespräch mit finews.ch

Genau ein Jahr ist es her, seit es in der Schweizer Bankbranche zu einem nicht alltäglichen Zusammenschluss kam. Im Juni 2019 fusionierte die Basler Sallfort Privatbank mit der Genfer Banque Heritage, wie auch finews.ch berichtete.

Gemeinsam haben die beiden Finanzinstitute, die von Unternehmerfamilien gegründet wurden und bis heute im Rohstoffhandel tätig sind: einerseits die spanisch-schweizerische Familie Esteve in Genf, die im Kaffeebohnengeschäft zu den Weltmarktführern zählt, sowie die Familie Barth in Basel, die analog dazu im internationalen Hopfenhandel tätig ist.

Gleiche Sprache

«Insofern haben wir die gleiche Sprache gesprochen», sagt Johannes Barth im Gespräch mit finews.ch. Er ist der frühere CEO und Hauptbesitzer der Sallfort Privatbank, die im Verlauf der vergangenen zwölf Monate in der Banque Heritage aufgegangen ist.

Er ist jetzt mit rund 20 Prozent am fusionierten Unternehmen beteiligt und amtet als Vize-CEO sowie als Head Private Banking für die Schweiz. Die heutige Banque-Heritage-Gruppe beschäftigt rund 220 Personen – 100 davon in Uruguay – und verwaltet Kundenvermögen von gut 5,25 Milliarden Franken, wie dem Geschäftsbericht 2019 zu entnehmen ist.

(Johannes Barth, Deputy CEO und Marcos Esteve, CEO der Banque Heritage)

Das Unternehmen hat innert Jahresfrist einen weiten Weg zurückgelegt, wie Barth im Gespräch feststellt, zumal es nach wie vor nicht alltäglich sei, über den «Röschtigraben» hinweg zu fusionieren.

Asset Management entscheidend

«Es gab durchaus kulturelle Unterschiede und einen hohen Erklärungsbedarf», räumt er ein, sagt aber auch: «Wir haben sehr viel Transparenz und eine konsistente Strategie für die Deutschschweiz eingebracht. Nett sein allein genügt nicht mehr», bringt es der Basler auf den Punkt und meint damit, dass das Private-Banking-Geschäft heute anderen Prinzipien gehorcht als noch vor zehn Jahren.

Entscheidend sei heute das Asset Management und die daraus resultierende Anlage-Performance für den Kunden, so Barth und betont dabei, dass die Schweizer Bankbranche noch einiges unternehmen müsse, um international mithaltzen zu können respektive der Klientel einen Mehrwert zu bieten.

Butler für den Kunden

In dieser Hinsicht hat die frühere Sallfort Privatbank schon sehr früh begonnen, auf alternative Anlagen zu setzen, also auf Investments, die wenig oder gar nicht mit der Börsenentwicklung korrelieren, wie Private Equity oder sogenannte Club Deals, also Beteiligungen, an denen sich die Bank mit einigen ausgewählten Kunden engagiert. Die frühere Private-Equity-Abteilung der Bank unter Michael Bornhäusser hat sich im vergangenen Jahr abgespaltet und firmiert jetzt unter dem Namen Bulb Capital. Sie unterhält aber nach wie vor enge Kontakte zur heutigen Banque Heritage, wie Barth betont.

«Man muss nicht zehn Millionen Franken haben, um bei uns ein Konto zu eröffnen», sagt der Banker und verspricht einen individuellen Service, der bei anderen Finanzinstituten wesentlich teurer sei. «Wir sind der Butler für den Kunden. Das darf nie vergessen gehen», betont Barth und konstatiert, wie manche Kundenberater in der Branche sich oft für wichtiger halten würden als ihre Kunden. «Das Geld hat viele Kundenberater verdorben», sagt Barth.

In Zürich stärker werden

Vor diesem Hintergrund und nicht zuletzt mit dem Potenzial einer fusionierten Bank sieht Barth enorme Entwicklungsmöglichkeiten. Operationell sei nach rund einem Jahr der Integration eine schlagkräftige Organisation herangewachsen, und mit dem Ende des Lockdowns sei jetzt auch der Zeitpunkt da, mindestens einen Gang höher zu schalten.

«Nun wollen wir vorwärts machen und müssen besonders in Zürich stärker werden», sagt der 50-jährige Banker und bestätigt, dass er aktiv nach zusätzlichen Kundenberatern Ausschau halte sowie nach einem Leiter für das Private Banking in der Schweiz, zumal er in den Verwaltungsrat wechseln will, um sich künftig vermehrt strategischen Fragen zu widmen.

Zusätzliche Kundengelder im Visier

Auch an ganzen Teams anderer Finanzinstitute bekundet die Banque Heritage Interesse sowie an unabhängigen Vermögensverwaltern, die sich einer Bank anschliessen möchten. Last but not least hat das Unternehmen zusätzliche Kundengelder im Visier. In der Branche heisst es, die Banque Heritage sei an den Depots der in Auflösung befindlichen Falcon Private Bank. Dazu will sich Barth aber nicht äussern.

Fest steht, soll sich die 2019 beschlossene Fusion mittelfristig als Erfolg herausstellen, muss die Bank in die Offensive. Als Zielmärkte gelten Lateinamerika, namentlich Brasilien, Mexiko und Uruguay, sowie Russland, Europa und die Schweiz. Die hiesige Klientel macht rund ein Drittel der verwalteten Vermögen und der Erträge aus, wie Barth verrät.

Was am Ende zählt

Überall besteht Wachstumspotenzial, doch ihm ist auch klar, dass im Bankenland Schweiz niemand auf weiteres ein Finanzinstitut gewartet hat. Umso wichtiger sei es, sich als Alternative zur Konkurrenz zu profilieren – mit Performance und Service – beides könne man nicht einfach kaufen. Aber es sei das, was am Ende zähle.

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