Die Bankenkonsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz nimmt wieder Fahrt auf. Akteur ist dieses Mal ein Mann mit einer europäischen Vision. Eine Bank wie Landolt & Cie einfach zu schlucken, kommt für ihn nicht in Frage.

Philippe Oddo scheut als Banquier und Unternehmer nicht die harten Entscheidungen. Doch alleine, wie der geplante Zusammenschluss seiner Oddo BHF mit der Lausanne Privatbank Landolt & Cie am Montag kommuniziert worden ist, zeigt, dass es dem 61-jährigen Oddo nicht bloss um Wachstum und Grösse geht, sondern um eine übergeordnete Vision: Die eines starken europäischen Finanzplatzes, auf dem partnerschaftlich agiert werden kann.

Dabei wäre Landolt & Cie für Oddo BHF ein kleiner Happen. Die 1780 gegründete Lausanner Privatbank verwaltet 3 Milliarden Franken an Kundenvermögen – Oddo BHF über 110 Milliarden Euro. Landolt & Cie beschäftigt an sechs Standorten in der Schweiz 70 Mitarbeiter; bei Oddo sind es über Europa und den Nahen Osten verteilt rund 2'300.

Es gibt auch handfeste Gründe

Und doch vermittelt Philippe Oddo, der Zusammenschluss zwischen seinem Haus und Landolt & Cie sei einer der gleichlangen Spiesse: Thierry Lombard und Pierre Landolt werden Oddo-Aktionäre, Oddo beteiligt sich an Landolt & Cie. Die Dienstleistungen werden nun gebündelt.

Natürlich stehen handfeste Gründe hinter dem Zusammenschluss. Dem derzeitigen Geschäft von Oddo BHF im Schweizer Wealth Management fehlt es an kritischer Masse. Der Plan lautet: Bis etwa 2022 muss das Geschäft ein Volumen von 10 Milliarden Franken Kundenvermögen haben. Mit dem Landolt-Deal sind es nun knapp 8 Milliarden Franken.

200 Jahre Kultur zerstören?

Doch Familienunternehmer Oddo weiss, dass man ein familiengeführte Bank wie Landolt & Cie nicht einfach schlucken und dann integrieren kann. Mit einer klassischen Übernahme würde man die über mehr als 200 Jahre gepflegte Kultur zerstören, die Schlüsselpersonen vergraulen – und mit ihnen die begehrte Schweizer Kundschaft. Handkehrum war ein Ausstieg der Landolt-Besitzer und ein Verkauf der eigenen Kundenvermögen für diese wohl kein Thema.

Dass Übernahmen nach dem Schulbuch – Kauf, Vollintegration – vielfach nicht den gewünschten Effekt bringen, zeigt das Beispiel Vontobel und Notenstein Privatbank. Wichtige Berater und ihre Kunden verliessen Vontobel, sobald es ging.

Oddo legt hingegen Wert darauf, dass er an Lombard und Landolt sowie an deren Teams interessiert sei. Nicht von Skaleneffekten und Wachstum ist die Rede, sondern von gemeinsamen Werten und Traditionen als Familienunternehmen.

Beseelt von der europäischen Idee

Philippe Oddo ist beseelt von der europäischen Idee und sein innerer Antrieb ist der, der immer übermächtiger werdenden US-Konkurrenz auf dem hiesigen Kontinent Paroli zu bieten. Vor gut fünf Jahren startete Oddo die Idee eines europäischen Bankenkonzerns mit der Übernahme von Meriten Asset Management in Düsseldorf. Ein Jahr später bezahlte er knapp 800 Millionen Euro für die BHF Bank.

Während Meriten geschluckt wurde und die Fondspalette nun den einheitlichen Oddo-Markennamen trägt, ging der französische Financier mit BHF anders um: Er änderte den Namen seines Hauses in Oddo BHF und machte aus der französischen eine deutsch-französische Bankengruppe, womit er auch seine europäische Idee zum Ausdruck brachte.

Schweiz als Start für Offshore-Expansion

An der Schweiz interessiert Oddo dreierlei. Einerseits braucht er hier auch eine Schweizer Kundenbasis. Das war bislang mit der alten BHF-Kundschaft in Zürich, die vor allem aus Deutschland stammt, nicht gegeben. Zweitens will er die Schweiz als Offshore-Hub für die Wealth-Management-Expansion nutzen. Die Ambitionen richten sich auf London, den Nahen Osten, auch Asien und die USA. Und fürs hiesige Asset Management kann er mit Landolt & Cie einen neuen Vertriebskanal auftun.

Für den Bankenplatz ist dies durchaus positiv zu werten: Die Schweiz wird nicht etwa um den traditionsreichen Namen ärmer, sondern verspricht dank den Ambitionen von Philippe Oddo reicher zu werden.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.21%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.47%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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