In einem Eklat trat die Führung der Bank Cler letzten August geschlossen zurück. Nun steigt die frühere Chefin bald in die Geschäftsleitung einer der grössten Schweizer Banken ein.

Der Verwaltungsrat der Postfinance hat Sandra Lienhart per 1. März 2020 zur neuen Leiterin Retail ernannt. Dies teilte die Posttochter am Montag mit. Lienhart folgt in der neuen Funktion auf Sylvie Meyer, die Ende Januar in Frühpension geht.

Lienhart gelingt damit ein aufsehenerregendes Comeback nach einem Eklat. Vergangenen August trat sie als Chefin der Bank Cler zurück, geschlossen mit Finanzchef René Saluz und Vertriebschef Peter Schnellmann, wie damals auch finews.ch berichtete. Dies, nachdem die Cler-Mutter – die Basler Kantonalbank (BKB) – angekündigt hatte, die beiden Institute enger miteinander zu verzahnen, wobei im BKB-Konzern insgesamt bis zu 40 Stellen wegzufallen drohen.

Offenbar wollte die Cler-Führung um Lienhart diesen Kurs nicht mittragen.

Einige Herausforderungen

Nun übernimmt die Bankerin die zentrale Sparte im Geschäft der Postfinance. Der Bereich Retail mit mehr als 1’000 Mitarbeitenden umfasst den physischen und digitalen Vertrieb, das Marketing sowie das Kontakt-Center und bedient rund 2,5 Millionen Privat- und 275’000 Geschäftskunden, wie es in der Mitteilung vom Montag hiess.

Dabei kommen einige Herausforderungen auf Lienhart zu. Aufgrund des Tiefzinsumfelds und des behördlichen Kreditverbots befindet sich das auf Retailkunden ausgerichtete Geschäftsmodell der Posttochter in einer Negativspirale; Postfinance konterte der Ertragsschwund teils mit einer Verschlechterung der Konditionen, was mit zum Verlust von Kunden beigetragen haben dürfte.

Steiler Einstieg gewohnt

Allerdings ist die Managerin steile Einstiege gewohnt. Im Jahr 2017 übernahm sie bei der Bank Cler Knall auf Fall von Vorgänger Hanspeter Ackermann, der den Wandel der Bank Coop zur Bank Cler vollzogen und das Institut als Digitaltochter der BKB neu aufzustellen hatte. An der Spitze von Cler verfolgte Lienhart die Strategie weiter, weshalb sie nun die Postfinance als eine «Pionierin des digitalen Bankings» ankündigte.

Tatsächlich verfolgt die Posttochter den Plan, zum digitalen «Powerhouse» aufzusteigen.

Zu Höherem berufen?

Die Ankunft der Bankerin gibt zudem der Spekulation Nahrung, ob Lienhart bei der Postbank nicht zu noch Höherem berufen ist. Unter Hansruedi Köng, der seit gut sieben Jahren als CEO amtet, ist dem Institut der Befreiungsschlag aus der misslichen Lage bisher nicht gelungen. Bei der Postfinance hiess es dazu, dass solche Überlegungen kein Thema seien. Lienhart ist dem Verwaltungsrat von Köng selber vorgeschlagen worden und damit die eigentliche Kandidatin des CEO.

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