Eintopf auf Kosten der Anleger?
Die insgesamt 313 hierzulande bestehenden Fund-of-Hedge-Funds vereinigen bereits ein Anlagevolumen von 160 Milliarden Dollar. Das ist ein Drittel aller Mittel, die weltweit in Dach-Hedge-Funds investiert sind. Mit diesem Anteil ist die Schweiz hinter den USA der zweitwichtigste Dachfonds-Markt der Welt. Weiteres Wachstum ist aber nur möglich, wenn die Branche es schafft, ihre Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Vorderhand ist das aber kaum der Fall, wie der Studie zu entnehmen ist. Die Autoren diagnostizieren eine «besorgniserregende» Entwicklung.
Den massivsten Makel ortet Finanzprofessor Nils Tuchschmid in den Interessenskonflikten, denen sich zahlreiche Dach-Hedge-Fonds aussetzen: Denn neben ihrer Tätigkeit als Investoren in Single-Hedge-Funds betätigen sich viele Dachfonds-Manager auch noch als Berater individueller Grosskunden, oder sie entwickeln für einzelne Mandanten individuelle Anlageprodukte im Hedge-Fund-Sektor.«Darunter leidet die Unabhängigkeit, sobald der Dachfonds-Manager ihm anvertrauten Kundengelder auf die verschiedenen Hedge-Fund-Vehikel verteilen muss», stellen die Autoren fest. Streng genommen müsste sich ein Dachfonds, so Tuchschmid, voll auf seine angestammte Investment-Tätigkeit beschränken, bar jeder Interessenskonflikte.
Dass die Kritik an den Dachfonds in der Studie so harsch ausfiel, hat auch Tuchschmid überrascht. Als Totengräber einer Industrie will er deswegen aber nicht gelten, sondern dazu beitragen, diese Disziplin auf dem Schweizer Finanzplatz zu stärken. Denn, soviel steht fest: Hedge Funds werden künftig eine noch wichtigere Rolle in der Anlegerportefeuilles spielen, nicht zuletzt wegen der anhaltend volatilen Märkte.
Und unter diesen Prämissen verfügt die Schweiz, selbst als vergleichsweise kleines Land, über ein enormes Know-how im Bereich der Finanzintermediation, will heissen, in der Auswahl und im Umgang mit Anlageprodukten und -strategien. Auch dies zeigt die Studie klar: Gut achtzig Prozent der befragten Dachfonds erklärten, keinerlei Schwierigkeiten zu bekunden, ausgewiesenes Personal zu finden. Damit hat der hiesige Finanzplatz intakte Chancen, sich als Kompetenzzentrum für Finanzgeschäfte von morgen zu profilieren.
Allerdings wird es mehr Transparenz in den Kostenstrukturen der einzelnen Dach-Hedge-Funds brauchen, wie Tuchschmid betont. Dadurch dürften gleichzeitig die Löhne und Anreizsysteme – wie in anderen Teilen der Finanzbranche – erheblich sinken. Zudem ist eine grössere Vielfalt in der Dachfonds-Szene erforderlich, und die Manager werden sich darauf einstellen müssen, ohne latente Interessenskonflikte zu arbeiten.