Verliert der Privatmarkt-Boom an Momentum?
Family Offices haben gemäss einem Bericht der UBS das Gewicht von Aktien und Anleihen aus Industrieländern erhöht. Privatmarkt-Assets scheinen an eine Grenze zu stossen. Dafür setzt bereits ein Fünftel auf eine uralte Anlagekategorie und will diese sogar noch aufstocken. Gegenüber Aktien und Anleihen aus Schwellenländern herrscht Zurückhaltung.
Dass ein globaler Handelskrieg auch aus Sicht der Family Offices das grösste Risiko für die Erreichung der Finanzziele in den nächsten zwölf Monaten bildet, ist wenig erstaunlich. Auf Platz 2 und 3 der Sorgenliste folgen geopolitische Konflikte und – doch etwas überraschender – eine höhere Inflation. Dies ist ein Ergebnis, das im am Mittwoch von der UBS publizierten «Global Family Office Report 2025» enthalten ist.
Im Bericht werden die Antworten von 317 Single Family Offices aus mehr als 30 Märkten ausgewertet. Das durchschnittliche Nettovermögen der Familien beläuft sich auf 2,7 Milliarden Dollar, davon werden 1,1 Milliarden durch das entsprechende Family Office verwaltet. Der Bericht gilt gemäss der Grossbank «als umfassendste und aussagekräftigste Analyse dieser einflussreichen Investorengruppe». Durchgeführt wurde die Umfrage vom 22. Januar bis zum 4. April 2025, also zum grössten Teil vor Donald Trumps «Liberation Day».
Furcht vor Rezession und Schuldenkrise – Diversifikation des Portfolios
Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre erhöht sich der Anteil derer, die einen grösseren geopolitischen Konflikt befürchten, von 52 auf 61 Prozent. Mehr als die Hälfte der Family Offices äussern sich besorgt über eine mögliche weltweite Rezession als Folge von Handelskonflikten. Und jedes zweite fürchtet sich vor einer Schuldenkrise.
Trotz dieser Bedenken wollen 59 Prozent der Family Offices 2025 das gleiche Portfoliorisiko wie 2024 eingehen. Aber die Diversifikation wird noch wichtiger. 27 Prozent geben an, die Bestände an illiquiden Vermögenswerten zu erhöhen, 26 Prozent setzen auf hochwertige festverzinsliche Wertpapiere mit kurzer Laufzeit.
Knapp ein Fünftel der Family Offices setzt bereits Edelmetalle als Anlageinstrument ein, und gut ein Fünftel rechnet in den nächsten fünf Jahren mit einem deutlichen oder moderaten Anstieg der entsprechenden Quote. Diese liegt aktuell mit nur 2 Prozent auf einem Niveau, das durchaus noch ausbaufähig ist.
Hat Private Equity den Höhepunkt überschritten?
UBS beobachtet, dass ein Wandel der strategischen Vermögensallokation stattfindet. «Einige Family Offices erhöhen ihre Gewichtung in Aktien und Anleihen aus Industrieländern, da sie in einem volatilen Umfeld nach liquiden Möglichkeiten für Kapitalwachstum und Rendite suchen. Zunehmend bieten sich Chancen, von langfristigen Wachstumstrends in börsennotierten Unternehmen zu profitieren, die vor einigen Jahren noch weitgehend Private Equity vorbehalten waren.» Family Offices hätten ihr Engagement in Private Equity leicht reduziert, doch sei der Anteil der privaten Märkte mit 21 Prozent relativ hoch geblieben.
In der Schweiz machen traditionelle Anlagen 56 Prozent der Portfolios aus, wobei 34 Prozent auf Aktien und 13 Prozent auf festverzinsliche Wertpapiere entfallen. Bei den alternativen Anlageklassen (44 Prozent) stehen Private Equity (16 Prozent), Immobilien (12 Prozent) und Hedge Funds (5 Prozent) im Vordergrund. Bei den Aktien dominiert Westeuropa (53 Prozent), gefolgt von Nordamerika (39 Prozent). Mehr als zwei Drittel der Aktienportfolios wurden aktiv verwaltet.
Hälfte verfügt nicht über Nachfolgeplanung
Nach einer längeren Phase enttäuschender Renditen, in der sich das Wirtschaftswachstum in der Regel nicht in Aktienmarktrenditen niederschlug, zeigen sich Family Offices in den USA und Europa gegenüber Schwellenländern zurückhaltender als diejenigen in Asien und in Lateinamerika. Weltweit investierten Family Offices 2024 nur 4 Prozent in Aktien und 3 Prozent in Anleihen aus Schwellenländern.
UBS hat – «inmitten des derzeit stattfindenden grössten Vermögenstransfers der Geschichte» – auch Fragen zur Nachfolgeplanung gestellt. Weltweit verfügt nur gut die Hälfte der Family Offices über Vermögensnachfolgepläne für die Familienmitglieder. Dort, wo bereits eine Nachfolgeregelung vorliegt, wird eine möglichst steuereffiziente Vermögensübertragung als die grösste Herausforderung bezeichnet.
«Herausforderungen eines globalen Handelskriegs bereit sehr bewusst»
Benjamin Cavalli, Head of Strategic Clients bei UBS Global Wealth Management (der, wie am Dienstag bekannt wurde, bald eine neue Funktion übernehmen wird) kommentiert: «Auch wenn die Umfrage grösstenteils im ersten Quartal durchgeführt wurde, waren sich Family Offices der Herausforderungen eines globalen Handelskriegs zu diesem Zeitpunkt bereits sehr bewusst und identifizierten ihn als grösstes Risiko des Jahres. In Interviews, die nach den Marktturbulenzen Anfang April geführt wurden, bekräftigten sie ihre diversifizierte und allwettertaugliche strategische Vermögensallokation.»
Yves-Alain Sommerhalder, Head of GWM Solutions, hält fest, weshalb sich eine eingehendere Lektüre des Berichts lohnt: «Während das globale makroökonomische und politische Umfeld weiterhin von schnellen Veränderungen und hoher Unsicherheit geprägt ist, bietet die Auswertung eine Perspektive auf das, was in den nächsten fünf Jahren zu erwarten ist. Vor allem aber gibt sie Einblick in die Denkweise, die Ziele, Präferenzen und Anliegen von Family Offices weltweit.»