Die Credit Suisse durchläuft nicht ihre erste Restrukturierung. Wenn ganze Sparten umgebaut werden, Projekte gestoppt und sich regionale Schwerpunkte verschieben, gerät beim Personal einiges in Bewegung.

Wenn ein Unternehmen eine Transformation ausruft und einen Stellenabbau ankündigt, sorgt das in der Belegschaft immer für Unruhe und Unsicherheit. Für manch Arbeitnehmenden ist das ein Signal und Ansporn, den Marktwert ausserhalb des Unternehmens zu testen und sich nach Alternativen umzuschauen.

Andere reagieren mit einer Art von Trotz und arbeiten eher daran, den Wert der eigenen Arbeit unter Beweis stellen zu wollen. Doch eins ist unvermeidbar: Wer eine Alternative hat, der wird wird eher geneigt sein, abzuspringen.

Sich häufende Abgänge

So verwundert es kaum, dass sich in den vergangenen Wochen Meldungen zu Abgängen bei der Credit Suisse häuften. Sei es ein Team von Kundenbetreuern des Non-Profit-Desks im Private Banking, das zur LGT wechselt, oder ein Private Banking Manager, der zur Waadtländer Privatbank Piguet Galland nach Genf umsattelt. Bereits im Sommer gingen gleich drei Kundenberater zur unabhängigen Vermögensverwalterin VT Wealth Management in Zürich. finews.ch berichtete hier, hier und hier.

Auch im Ausland bewegt sich Einiges. So verliess etwa der CEO Greater China, Carsten Stoehr, die Schweizer Grossbank. Der Manager, der 25 Jahre lang bei der Bank arbeitete, war zudem Vorstandsvorsitzender der Credit Suisse in Hongkong. In Italien wechselt der Länder-Chef Andrea Donzelli laut Medienberichten zum amerikanischen Finanzdienstleister Jefferies Financial.

Rumoren in der CS-Belegschaft

Diese einzelnen Personalien sind aber noch lange kein Beleg für einen Trend. In einem Unternehmen dieser Grösse gibt es täglich personelle Veränderungen und Fluktuation, nur eben werden derzeit Abgänge auch in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen als die wenigen gemeldeten Einstellungen.

Insgesamt läuft der Stellenabbau vergleichsweise geräuscharm. Dass es aber in der CS-Belegschaft rumort, ist mehr als verständlich. An der Strategievorstellung am 27. Oktober 2022 hatte das Management Stellenstreichungen bis Ende Jahr von 2'700 Jobs weltweit angekündigt. In der Schweiz wird mit einem Abbau von 540 Stellen gerechnet. Bis 2025 soll die Anzahl der Mitarbeitenden um insgesamt rund 9'000 auf noch 43'000 reduziert werden. Hierzulande geht man von fast 2’000 Arbeitsplätzen aus, die bis dahin wegfallen.

Zwar werde das Personal auch über die natürliche Fluktuation, Nichtbesetzung offener Stellen oder Angebote zur Frühpensionierung reduziert, wie die Bank betont. Bei einer planvollen Personalpolitik dürften dabei aber auch Entlassungen anstehen.

In der Schweiz greift Sozialplan

Und auch damit hat man bei der CS bereits Erfahrung. In der ersten, bis Jahresende geplanten Runde dürften die Mitarbeitenden, deren Stellen künftig entfallen,  inzwischen darüber informiert worden sein. In der Schweiz wird dabei der seit Jahren gültige Sozialplan greifen, der je nach Alter Übergangsfristen von bis zu zehn Monaten vorsieht. Auch in Ländern mit hohem Arbeitnehmerschutz, wie etwa Deutschland, Italien und Frankreich, dürften sich Entlassungen über einen längeren Zeitraum hinziehen.

Auf Anfrage von finews.ch wollte die CS über die bisher bekannten Details hinaus zwar keine weiteren Angaben zum Gang des Stellenabbaus machen.

Doch eines ist klar: Der Abbau wird hierzulande weder schlagartig noch offensichtlich ablaufen. Bilder wie zur Finanzkrise in New York, auf deren Höhepunkt Horden von Bank-Mitarbeitenden mit einem Karton unter dem Arm die Büros verliessen, wird es nicht geben.

Lücken intern füllen

Die Ankündigung eines Stellenabbaus bedeutet immer auch, dass Leute von sich aus gehen, die man eigentlich braucht und nicht verlieren will. In einer solchen Situation werden diejenigen, die sich gute Chancen ausrechnen, woanders unterzukommen, als erstes abspringen. Insbesondere wenn sie in der Lage sind, ein Kundenbuch mitzunehmen, sind sie für Wettbewerber interessant, die expandieren wollen.

Dadurch ist fast unvermeidbar, dass bei einer solchen Transformation auch personelle Lücken entstehen. Dafür dann qualifizierte Leute von aussen anzuziehen, ist aber umso schwieriger. Wer will schon bei einem Unternehmen anfangen, bei dem die neuen Kolleginnen und Kollegen gerade um ihre Jobs fürchten?

Umbruch als Glücksfall?

Dann bleibt vor allem der Weg, vakante Positionen intern neu zu besetzen. So könnte der personelle Umbruch für einige der CS-Mitarbeitenden zum Glücksfall werden und der Karriere sogar Schwung verleihen. So wurden etwa zum Jahreswechsel 183 Mitarbeitende bei der CS zu Managing Directors befördert. Allerdings sind das rund 12 Prozent weniger als im Vorjahr.

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