Aussagen des Bankpräsidenten zu den milliardenschweren Abflüssen bei der Credit Suisse interessieren offenbar auch die Finanzaufsicht.

Die Vermögensabflüsse bei der Credit Suisse (CS) seien völlig abgeflacht, es sei gar zu Zuflüssen gekommen: Das hatte Bankpräsident Axel Lehmann am 1. Dezember gegenüber der britischen Zeitung «Financial Times» erklärt. Einen Tag später sagte er dem Sender «Bloomberg TV», die Abflüsse seien im Wesentlichen gestoppt.

Zuvor hatte die CS im Rahmen der Kapitalerhöhung informiert, dass bei der Bank gegen 84 Milliarden Franken an Kundengeldern abgeflossen waren.

Diskrepanz sticht ins Auge

Doch offensichtlich gingen die Abflüsse nach der ersten Wasserstandsmeldung noch weiter. Im vergangenen vierten Quartal beliefen sich die Rückzüge von Kunden auf insgesamt 110,5 Milliarden Franken, wie die CS im Rahmen der Jahresergebnisses für 2022 Anfang Februar berichtete.

Die Diskrepanz von rund 15 Prozent zwischen den Interview-Durchsagen von Lehmann von Anfang Dezember und den für das Gesamtquartal ausgewiesenen Zahlen interessiert nun offenbar auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Wie die Agentur «Reuters» unter Verweis auf mehrere anonyme Quellen berichtete, will die Aufsicht in Erfahrung bringen, was Lehmann wusste, als er sich öffentlich zu den Abflüssen äusserte.

Kurs reagierte in beide Richtungen

Der Aktienkurs der Bank hatte auf die Durchsagen hin kräftig zugelegt. Nach dem Jahresergebnis verloren die Titel zeitweilig 15 Prozent ihres Werts.

Die Finma wollte sich gegenüber der Agentur nicht zu möglichen Untersuchungen äussern. Die CS beschäftigt die Aufseher aber weiterhin stark, nicht nur wegen der gegenwärtigen Krisenlage der Grossbank, sondern auch wegen zwei weiterhin nicht abgeschlossenen Verfahren zu den Skandalen um die geschlossenen Greensill-Fonds und die Pleite der New Yorker Finanzfirma Archegos.

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