Zahlreiche Schweizer Finanzinstitute bauen ihre Präsenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten kräftig aus. Es lockt sie die Aussicht auf lukrative Geschäfte mit vermögenden Familien und Geschäftsleuten aus dem arabischen Wirtschaftsraum. Wird die Rechnung aufgehen?

Nirgendwo sonst floriert das Wealth Management so wie derzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dieser Aufschwung ist auch den internationalen Privatbanken und Vermögensverwaltern aus aller Welt nicht entgangen. Sie folgen dem Boom und bauen ihre Präsenz in der Golfregion kräftig aus. Denn das Geschäft mit den ultrareichen Familien und Geschäftsleuten aus dem arabischen Wirtschaftsraum gilt als sehr lukrativ.

Neben Wall-Street-Giganten wie J.P. Morgan und Goldman Sachs verstärken auch immer mehr Schweizer Banken und Finanzgesellschaften ihr Engagement im Nahen Osten mit Personalaufbau, neuen Dienstleistungen oder gar Niederlassungen. Die Liste der Schweizer Institute, die es an den Arabischen Golf zieht, wird von Monat zu Monat länger. Und es sind nicht nur die ganz grossen Häuser, die insbesondere auf Dubai, das neue Eldorado der Hochfinanz, setzen.

Immer mehr Schweizer Häuser

So plant das Genfer Traditionshaus Lombard Odier, seine Belegschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten innerhalb von drei Jahren zu verdoppeln, wie finews.ch berichtete. Auch die Westschweizer Privatbank Edmond de Rothschild will die Finanzquelle am Golf besser erschliessen. Die UBS hat ihr Geschäft in der Golfregion ebenfalls verstärkt und will die Zahl der betreuten «Ultra High Net Worth Individuals» erhöhen.

Die Zürcher Bank Julius Bär plant gar, ihre Krypto-Vermögensverwaltung in Dubai auszubauen. Und die Deutsche Bank hat kürzlich ein zehnköpfiges Team ehemaliger Banker der Credit Suisse angeheuert, um ihre Expansion im Nahen Osten voranzutreiben. Dies sind nur einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Auch Schweizer Family Offices zieht es vermehrt an den Golf, ohne dass sie ihre Ambitionen an die grosse Glocke hängen. Alternative Investmentgesellschaften aus den Bereichen Hedge Funds und Private Equity sind ebenfalls unterwegs.

Zahlreiche Trümpfe

Daneben siedeln sich Krypto-Unternehmen wie der Schweizer Spezialist Laser Digital, eine Tochter der japanischen Investmentbank Nomura, vermehrt in den VAE an, um Dienstleistungen rund um virtuelle Vermögenswerte anzubieten. Denn Dubai ist nicht nur ein pulsierender Finanzplatz für klassische Banken und Vermögensverwalter, sondern auch eine der am schnellsten wachsenden Krypto-Städte der Welt. Schon früh hat das Emirat mit der «Dubai Blockchain Strategy» Krypto-Projekte gefördert. Generell gehören die VAE wie die Schweiz zu den attraktivsten Standorten für die Blockchain-Industrie.

Vor allem Dubai besticht mit zahlreichen Trümpfen in der internationalen Hochfinanz, während Abu Dhabi sich zu einer regionalen und internationalen geopolitischen Kraft und einem Entscheidungszentrum entwickelt hat. Das Golden-Visa-System hat dabei die VAE für ausländische Investoren deutlich attraktiver gemacht. Der hohe Ölpreis wiederum hat den Reichtum inländischer Unternehmen und Family Offices in die Höhe getrieben und lässt die Petrodollars sprudeln, während die Marktturbulenzen in anderen Vermögenszentren Talente und Investoren in rasantem Tempo in den Nahen Osten ziehen.

Stadt der Superlative

Das Eldorado Dubai, die Stadt der Superlative, überzeugt dabei nicht nur durch Extravaganz und zukunftsweisende Ambitionen, sondern hat sich in den vergangenen Jahren auch zum mit Abstand führenden Zentrum für grenzüberschreitende Buchungen in der Region entwickelt.

Generell üben die Golfemirate eine grosse Anziehungskraft auf Superreiche, Talente, Investitionen und Kapital aus. Die VAE profitieren davon, dass sie als sicherer Hafen in der Region gelten und ihre diversifizierte Wirtschaft in vielen Schlüsselsektoren stark ist, darunter Finanzdienstleistungen, Öl und Gas, Immobilien, Technologie und Tourismus. Gekoppelt mit niedrigen Steuersätzen, die zusammen mit den Bermudas und Monaco zu den wettbewerbsfähigsten der Welt gehören, einem guten Gesundheitssystem und erstklassigen internationalen Schulen macht dies die VAE zu einem attraktiven Standort.

Schauplatz der Millionäre

Wie attraktiv die Golfemirate vor allem für vermögende Privatpersonen sind, zeigen Daten der internationalen Unternehmensberatung Henley & Partners. Im Jahr 2022 verzeichneten die VAE den weltweit höchsten Netto-Zuzug von Millionären: 5’200 High Net Worth Individuals (HNWIs) zogen mehr in das Land als vermögende Personen es verliessen. Und für dieses Jahr wird ein Nettozustrom von weiteren 4’500 Millionären in das neue Finanzmekka erwartet. Unter HNWIs versteht Henley vermögende Personen mit einem investierbaren Vermögen von einer Million Dollar oder mehr.

Die meisten neuen Millionäre im Jahr 2023 werden voraussichtlich aus Indien kommen, aber auch aus Ländern wie Grossbritannien, Russland, Hongkong oder China wird eine starke Zuwanderung erwartet. Vor der Corona-Pandemie verzeichneten die VAE traditionell einen Nettozustrom von rund 1’000 Vermögenden pro Jahr.

Neue Ertragsquellen

Schätzungen zufolge leben derzeit allein in Dubai 55'000 vermögende Privatpersonen (HNWI). Gemäss Angaben des Dubai International Financial Centre (DIFC) ist das Privatvermögen im Nahen Osten, Afrika und Südasien generell riesig: Es wird auf rund 8 Billionen Dollar geschätzt. Globale wie Schweizer Vermögensverwalter werden deshalb ihre Marktposition in den Golfemiraten weiter ausbauen, um neue Ertragsquellen zu erschliessen.

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