Stephan Zwahlen: «Zuerst wurde unsere Krypto-Strategie belächelt»

Es war eine der Aufsehen erregendsten Wetten im Schweizer Privat Banking der vergangenen Jahre: Maerki Baumann wagte im Jahre 2019 den Sprung in die Welt der digitalen Vermögenswerte und leistete damit Pionierarbeit. Das Familienunternehmen bietet seither seine Krypto-Dienstleistungen unter dem Label «ARCHIP by Maerki Baumann» an.

Neben klassischer Vermögensverwaltung bietet die Bank ihre ARCHIP-Lösungen für Privatpersonen, externe Vermögensverwalter, Family Offices sowie Blockchain- und Kryptofirmen an. Das Angebot reicht vom Handel und der Verwahrung digitaler Assets über die Vermögensverwaltung mit gängigen Krypto-Assets bzw. Tokens bis hin zur Abwicklung des globalen Zahlungsverkehrs für Tech-Unternehmen oder zu deren Beratung bei Finanzierungsrunden über Token Generation Events (TGEs). 

«Einer unserer besten Entscheide» 

Zentral ist dabei der Fokus auf Regulierung und Sicherheit: Die Krypto-Dienstleistungen der Privatbank sind voll in das bestehende Schweizer Bankensystem integriert und unterstehen der Aufsicht der Finanzmarktaufsicht Finma. 

«Der Einstieg in die digitale Vermögensverwaltung war einer unserer besten Entscheide seit vielen Jahren», sagt CEO Stephan A. Zwahlen. Bei den Mitbewerbern wurden die Pläne von Maerki Baumann kritisch verfolgt. Zwahlen erntete anfangs reichlich spöttische Bemerkungen. «Zuerst wurde unsere Krypto-Strategie belächelt, dann wurde sie zur Unique Selling Proposition (USP). Maerki Baumann geht es so gut wie nie», sagt er nicht ohne Stolz. 

Neues Geschäftsfeld: Entrepreneur Banking

Um die Expertise im Bereich Digital Assets weiter auszubauen, ist Maerki Baumann 2024 eine strategische Partnerschaft mit Bitcoin Suisse eingegangen. Gemeinsam wurde ein Crypto Advisory Board gegründet, das Krypto-Investmentprozesse und Produktentwicklung koordiniert. Die Kooperation verleiht dem Angebot zusätzliche Tiefe in technologischer Hinsicht.

2025 soll der nächste Expansionsschritt folgen: Maerki Baumann kündigte letztes Jahr an, dass sie in der Freihandelszone Abu Dhabi Global Market die Eröffnung einer Niederlassung beantragen wird. Damit strebt sie den gezielten Zugang zu einem dynamischen Wachstumsmarkt im Nahen Osten an.

Zudem lancierte die Bank das neue Geschäftsfeld Entrepreneur Banking, in dem unter anderem eine auf Unternehmer ausgerichtete 1e-Lösung angeboten wird, die auch eine Allokation in Krypto-Assets ermöglicht. «Wir hatten die Wahl zwischen Konsolidierung oder Expansion. Stehen bleiben kam für uns nicht in Frage. Dazu haben wir uns im Kryptobereich zu viel Know-how angeeignet», sagt Zwahlen. 

Jüngere, digital affinere Klientel zeigt Interesse

Mit dem Krypto-Engagement hat sich das Kundenprofil erweitert: Über das Krypto-Geschäft zog die Bank neben klassischen Privatkunden auch eine jüngere, digital affinere Klientel an. Laut CEO Stephan Zwahlen generiert der Bereich Tech Banking mit seiner Kundschaft aus der Crypto Community mittlerweile einen signifikanten Beitrag zum Gesamtertrag der Bank. 

Umdenken findet statt

Mancher, der Maerki Baumann zu Beginn noch belächelt hat, sucht inzwischen den Austausch zum Thema. «Es findet ein Umdenken in der Vermögensverwaltungsbranche statt.» Immer mehr reife die Einsicht, dass man selbst mit einer geringen Beimischung von Krypto-Assets in einem Anlageportfolio erheblich mehr Rendite erzielen kann, ohne das Risiko wesentlich zu erhöhen.

Zwahlen ist überzeugt: «Wer künftig nicht Lösungen in allen relevanten Asset-Klassen anbieten kann, wird schon bald unter Druck geraten.»