Im Asset Management gelten Grösse und Passivinvestments derzeit als Trumpf. Doch das trügt, wie eine neue Studie warnt.

Viel hilft viel: Das ist offensichtlich das neue Credo der Asset-Management-Industrie. In den letzten Monaten haben die Fondshäuser einen Fusionssturm entfesselt, wie ihn die Branche selten gesehen hat.

Die Zusammenschlüsse von Henderson und Janus Capital sowie von Aberdeen mit Standard Life, die Übernahme von Pioneer durch Amundi sind nur die bekanntesten Beispiele. Insgesamt wurden 2016 in der Branche 149 Transaktionen gezählt, ein Rekord (siehe Grafik unten).

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Innert zwei Jahren sind die Kleinen verschwunden

Was für die Asset-Management-Chefs angesichts von erodierenden Margen und anlageunwilligen Kunden zählt, sind Skaleneffekte und Synergien. Beides, so die Hoffnung in den Teppichetagen, lasse sich mit Zusammenschlüssen erreichen. Das britische Fondshaus Brooks Macdonald schreckte jüngst mit dem Ausblick auf, dass es in der Branche innert zwei Jahren keine kleinen Player mehr geben werde.

Gemach, sagen dazu die Experten der in Valencia, London und Frankfurt tätigen Beratungsfirma Accelerando Associates. In ihrer neuen, qualitativen Studie «M&A in Asset Management – Aspects beyond financial models» warnen sie vor simplistischen Sichtweisen.

Unter den Teppich gekehrt

Bei Übernahmen etwa stünden meist nur Grösse und Sparpotenzial im Vordergrund. Mindestens so wichtige Aspekte würden unter den Teppich gekehrt. Was sich später räche.

Denn Fusionen, mahnen die Berater, bergen Fallstricke zuhauf. Wenig überraschend sind Kulturkämpfe im von Boutiquen geprägten Asset Management vorprogrammiert. Das führt zu Verunsicherung, wie das anonyme Statement eines Pioneer-Mitarbeitenden zeigt. «Amundi wird uns schlachten», zitiert ihn Accelerando Associates.

Der Kunde verliert

Die Folge: Die besten Talente springen ab, und wenig später nehmen auch die Kunden Reissaus.

Tatsächlich werden die Kunden bei Fusionen oft aus den Augen verloren, warnt die Studie. Die Transaktionen belasten den Service, und gerade institutionelle Investoren sind nicht zwingend an grösser werdenden Fonds interessiert.

GAM und Swisscanto in der Zombie-Zone

Noch einen weiteren Trend demonstriert Accelerando Associates: Den Run auf Passivinvestments. Immer mehr «aktive» Fondsanbieter bieten die günstigen und darum beliebten Passivanlagen wie etwa Exchange Traded Funds  (ETF) an. Dies in der Hoffnung, Kundengelder anzuziehen und die Erträge im Aktivgeschäft abzustützen.

Doch diese Hoffnung sei oftmals illusorisch, so die Studie. Nur die wenigsten europäischen Fondshäuser würden mit ihren ETF Geld verdienen, während sie ihren Ruf als aktive Investoren am Markt zusätzlich aufs Spiel setzen. Ausser einigen wenigen erfolgreichen Grossanbietern wie Blackrock und Vanguard bewegten sich im Passivgeschäft deshalb zahlreiche Untote (siehe Grafik unten).

In dieser «Zombie-Zone» sind laut den Autoren auch die Schweizer Häuser GAM und die Zürcher-Kantonalbank-Tochter Swisscanto unterwegs.

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Fataler Herdentrieb

Insgesamt stellen Accelerando Associates einen fatalen Herdentrieb unter Asset-Management-Chefs fest. Dies ganz im Gegensatz zu den Lenkern von Technologiefirmen. Letztere würden Bestehendes radikal hinterfragen und nach Disruptionsmöglichkeiten und Alleinstellungs-Merkmalen suchen.

Damit öffnet sich im Asset Management eine Flanke für branchenfremde Konkurrenten wie Google & Co. Jene Player könnten, folgert die Studie, im Rahmen eines breiten Finanzangebots auch Fonds in Betracht ziehen – und hätten mit geschwächten Asset-Management-Häusern dann leichtes Spiel.

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