Nach der grossen Resonanz auf die bisherigen Beiträge zur Vollgeld-Initiative auf finews.ch hat das Initiativkomitee eine Replik verfasst.

Von Prof. Dr. Mark Joób, Wirtschaftsethiker an der HSG und Mitglied des Initiativkomitees der Vollgeld-Initiative.

In seinem Artikel «Vollgeld: Absurder Glaube an die zentrale Planwirtschaft» äussert Daniel Kalt, Chefökonom der UBS Schweiz, heftige Kritik an der Vollgeld-Initiative. Dabei stellt er eine Reihe von unbegründeten Behauptungen über vermeintlich negative Auswirkungen von Vollgeld auf und versucht, die Einzelinteressen der Grossbanken als das Gesamtinteresse der Bevölkerung zu verkaufen.

Entgegen der Darstellung von Kalt, ist Vollgeld weder unerprobt, noch riskant, denn es wird verwendet, seit es den Schweizer Franken gibt. Das Bargeld ist bereits Vollgeld: Es wird von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Umlauf gebracht und die Gewinne aus der Geldemission kommen dem Bund und den Kantonen zugute. Die Münzen werden zudem nicht per Kredit geschaffen, sondern gelangen schuldfrei in Umlauf (sie werden vom Eidgenössischen Finanzdepartement über die SNB an die Banken verkauft).

Bargeld ist schon heute Vollgeld

Der Bargeldkreislauf verkörpert also im Grunde genommen ein Vollgeld-System, das seit über hundert Jahren einwandfrei funktioniert und auch in der Finanzkrise ab 2007 vollkommen sicher war – ganz im Gegensatz zum Buchgeld der Banken. Das elektronische Buchgeld auf den Bankkonten ist ja kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern lediglich ein privater Geldersatz, den die Banken selbst erzeugen. Deshalb kann es im Fall einer Krise verlorengehen. Im Jahr 2008 hätten hunderttausende UBS-Kunden eine finanzielle Katastrophe erlebt, wäre die Grossbank nicht gerettet worden.

Vor diesem Hintergrund ist es völlig unverständlich, warum der UBS-Chefökonom davor warnt, dass Bankkunden im Vollgeld-System ihre liquiden Einlagen nicht mehr in der Bilanz einer Bank deponieren können. Als wäre das damit einhergehende Verlustrisiko etwas Positives. Es geht wohl darum, den Anschein zu erwecken, als würde Vollgeld die Freiheit der Bankkunden einschränken. Was im Vollgeld-System eingeschränkt werden würde, ist jedoch nicht die Freiheit, sondern das Risiko der Bankkunden. Im Vollgeld-System hätten die Bankkunden die Freiheit der Wahl zu entscheiden, ob sie ihr Geld unverzinst, dafür risikofrei in liquiden Bankeinlagen oder verzinst, dafür mit einem Verlustrisiko in Spareinlagen halten wollen.

Das Buchgeld der Banken ist riskant

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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