Der Vermögensverwalter Dufour Capital ist in der Fintechszene bisher weitgehend unter dem Radar geblieben. Dabei sind die Tüftler im Zürcher Seefeld hartnäckig und mit einigem Erfolg daran, digitales Wealth Management zu innovieren.

Der Anspruch bei Dufour Capital klingt wie das Echo aus der bunt gefächerten internationalen Fintech- und Robo-Advisor-Szene: «Wir sind davon überzeugt, dass regelbasierte Anlagelösungen die Zukunft des digitalen Wealth Management sind,» sagt Mitgründer und geschäftsführender Partner Sascha Freimüller im Gespräch mit finews.ch.

Solche und ähnliche Aussagen gehören zum Standard-Repertoire vieler Fintech-Unternehmer, die mit einfacheren, günstigeren und vor allem digitalen Lösungen gegen die etablierte Konkurrenz antreten.

Ehemalige Backstube im Seefeld

Startup-Unternehmer sind auch Freimüller, Mitgründer Ryan Held sowie Partner Roman Timm. Ihr Büro im Zürcher Seefeld, wo sie an der Zukunft des digitalen Wealth Management tüfteln, nennen sie «Garage» – eine Koketterie, handelt es sich dabei doch um eine frühere Backstube.

Keine Koketterie ist die Bitte an finews.ch, Dufour Capital doch nicht als Robo-Advisor zu bezeichnen. Man sei ein Digitaler Wealth Manager, der digitale Anlagekompetenz inklusive einer umfassenden und persönlichen Kundenberatung anbiete.

Robo-Advisor: Keine Disruption

Von Robo-Advisors unterscheidet sich Dufour Capital nicht allein dadurch, dass es die Macher bislang für verzichtbar hielten, eine coole App für die Kunden und ihre Anlageentscheidungen zu bauen. Sie grenzen sich vielmehr durch Anspruch und Technologie ab.

«Robo-Advisor werden in der Vermögensverwaltung keine Disruption auslösen», sagt Freimüller. «Sie kommen mit ihren passiven Modellen, rein digitalen Kundenkanälen und dem dadurch fehlenden, vertrauensbildenden persönlichen Kontakt schlicht nicht an die grossen Vermögen heran.»

Dufour Capital hat zwar auch nicht unüberwindbare Eintrittshürden für ihre Dienstleistungen gesetzt, doch die Ticketgrösse für einen Privatkunden beläuft sich dennoch auf mindestens 300'000 Franken – darunter lasse sich die Anlagelösung nicht profitabel anbieten.

Hedgefonds-Strategien im Einsatz

Der wohl grösste Unterschied von Dufour Capital zu den herkömmlichen Robo-Advisors liegt im unaufgeregten Wort «regelbasiert». Freimüller, Ryan und Timm dürfen sich mit Fug und Recht als Schweizer Pioniere im Bereich regelbasierter Anlagelösungen bezeichnen.

Im Jahr 2011 begannen sie – Freimüller und Ryan waren zuvor bei der Firma Man RMF im Hedgefondsbereich tätig, und Timm sass in der Geschäftsleitung der Payment-Sparte der SIX – Hedgefonds-Techniken bei den als einfach geltenden ETF-Portofolios anzuwenden.

Klare Regeln

Regelbasiert heisst, die Anlageentscheide beruhen auf Regeln, die von Erfahrungswerten und Daten abhängen. Dadurch sind sie transparent und verständlich, was den grossen Unterschied vom regelbasierten Anlegen zu komplexen und intransparenten Quant-Modellen darstellt.

Je nach Portfolio werden eine bestimmte Anzahl von Regeln aufgestellt, «diese programmieren wir als Algorithmen – und von diesem Zeitpunkt an übernimmt der Rechner das Portfolio- und Risikomanagement», erklärt Freimüller.

Die Vorteile dieser Art von Wealth Management liegen auf der Hand: Es ist frei von Emotionen und kommt ohne Prognosen aus. Der Wettbewerbsvorteil gegenüber den Robo-Advisors: Der Anlagestil ist dynamisch, das Anlagerisiko wird laufend und automatisch angepasst.

Erfolgreiche Kooperationen

Ausserdem kann Dufour Capital seine schlanken Strukturen behalten, da 90 Prozent aller Aktivitäten digitalisiert und automatisiert sind. «Sonst bräuchten wir ein Team von gegen zehn Mitarbeitern», sagt Freimüller.

In dieser digitalen Effizienz liegt einiges an disruptivem Potenzial – jedoch ist sie mit ein Grund, dass Dufour Capital bei den Schweizer Banken nicht gerade offene Türen einrennt. Erfolge gibt es durchaus: Relativ früh ist das VZ Vermögenszentrum als Minderheitsaktionär eingestiegen und nutzt die Signale der Dufour-Rechner in den ETF-Strategien.

Seit vergangenem Jahr verwenden auch die Basler Kantonalbank und deren Tochter Bank Cler die regelbasierten Anlagesignale von Dufour Capital. Eine Schweizer Privatbank sei kürzlich als weiterer Kunde an Bord gekommen. Die St. Galler Kantonalbank dient als Depotbank für die Dufour-Privatkunden.

Ernüchternde Reaktionen

Der US-Vermögensverwaltungsriese Blackrock greift auf Dufour Capital zurück, um regelbasierte Faktor-ETF-Strategien aufzusetzen. So werden mehr als eine Milliarde Franken an Kundengeldern mit den Dufour-Regeln verwaltet.

Doch insgesamt, räumt Freimüller ein, seien die allermeisten Gespräche, die er und seine Partner in den vergangenen Jahren mit den vielen Schweizer Banken-Executives geführt hätten, ernüchternd verlaufen. «Die Banken schrecken vor der Digitalisierung vom Kern der Vermögensverwaltung noch zurück, weil sie damit ihre DNA verändern müssten», stellt er fest.

Vorläufer UBS

Das ist mit der Grund dafür, warum Dufour Capital sich nun verstärkt auf Privatkunden konzentrieren will. Mit den Kooperationen im Hintergrund und einem belastbaren Track-Record fühlen sich die drei Partner gewappnet, den Schritt ins Direktkunden-Geschäft zu wagen.

Indirekte Unterstützung leistet dabei die UBS: Die Grossbank bietet seit rund zwei Jahren regelbasierte Fonds an. Diese «Systematic Allocation Portfolio Fonds» kommen bei den Kunden offenbar sehr gut an, verwaltet die UBS doch bereits mehr als 30 Milliarden Franken auf diese Weise.

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