Für Barbara Gibellini war es Liebe auf den ersten Blick, als sie zum ersten Mal die Villa Principe Leopoldo besuchte. Seit bald sechs Jahren leitet sie dieses Hotel und weiss entsprechend gut, was ein perfektes Wochenende am goldenen Hügel oberhalb von Lugano ausmacht. 


Frau Gibellini, warum sind Sie Hotelière geworden?

Nach meinem Maschinenbaustudium in Mailand hätte ich nie gedacht, dereinst in der Hotellerie zu arbeiten. Ich stieg zunächst in die Modebranche ein, wo ich unter anderem für Trussardi und Max Mara arbeitete. Erst 2009 wechselte ich auf Anraten eines Headhunters zur Gruppe der Boscolo Hotels, für die ich mehr als sechs Jahre tätig war.

Während dieser Zeit bin ich viel gereist, da ich für Kundenbindungsprogramme, Datenverwaltung, Effizienzsteigerungsmassnahmen und ganz generell für Arbeitsprozesse verantwortlich war. Später ging die Gruppe eine Zusammenarbeit mit Marriott International ein, was mir neue Möglichkeiten eröffnete.

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Job gekommen?

In meiner Zeit bei Boscolo habe ich viele andere Hotels besucht, um herauszufinden, was sie besser machen. Dabei besuchte ich auch mehrmals die Villa Principe Leopoldo, die für mich zum absoluten Lieblingshotel avancierte.

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Als mich Maurizio Migliardi, der CEO der Ticino Hotels Group, fragte, ob ich die Leitung dieses Hauses übernehmen wolle, musste ich nicht lange überlegen. Für mich ging ein Traum in Erfüllung; das ist jetzt fünfeinhalb Jahre her.

Verraten Sie uns fünf Gründe, was Ihr Hotel aussergewöhnlich macht?

Die Villa Principe Leopoldo wurde 1926 im Auftrag des Kavallerie-Generals Friedrich Leopold von Hohenzollern, Prinz von Preussen, erbaut und diente während Jahrzehnten als Sommerresidenz. Diese edle Atmosphäre ist bis heute erhalten geblieben. Seit 2002 ist die Villa eine traditionelle Residenz von Relais & Châteaux.

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Von der einzigartigen Collina d’Oro, wo sich die Hotelanlage befindet, bietet sich ein einzigartiger Blick – mit den Bergen als Kulisse, darüber der glitzernde Luganersee, umgeben von Wäldern, die das Farbenspiel der vier Jahreszeiten reflektieren. Unten die unzähligen funkelnden Lichter der Stadt Lugano und Umgebung.

Ein weiterer Höhepunkt ist unser Gourmet-Restaurant mit seinen 17 Gault & Millau-Punkten. Es steht seit Frühjahr 2019 unter der Leitung von Chefkoch Cristian Moreschi und seinem Team. Nebst der umfangreichen Weinkarte ergänzt eine grosse Anzahl Champagner das Angebot. Das mit Sauna, Dampfbad, Sprudelbad und Erholungszone ausgestattete DOT Spa ist ein zusätzliches Highlight.

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Last but not least haben die Gäste in der Pianobar Principe die Gelegenheit, bei einem der mehr als 100 Single Malt Whiskys den Sonnenuntergang zu geniessen.

Welche VIPs durften Sie als Hotelier schon begrüssen?

Eine ganze Menge. Gerade weil das Haus einen grossen Wert auf Diskretion legt, dürfen wir regelmässig viele prominente Gäste aus Kultur, Politik und Sport begrüssen sowie Angehörige von Königsfamilien.

Der Sultan von Oman hat sich mit Bundesrat Ignazio Cassis, der ganz in der Nähe wohnt, bei uns getroffen, aber auch Arnold Schwarzenegger war schon hier, Roger Waters von Pink Floyd, die italienische Sängerin Loredana Berte oder der Soulsänger John Legend. Die Liste liesse sich endlos fortsetzen.

Was war das Verrückteste, was Sie in Ihrem Berufsalltag erlebt haben?

Wir durften auch schon Bob Dylan als Gast begrüssen. Er suchte jedoch die totale Zurückgezogenheit. Er lief zumeist mit einer Kapuze herum und sprach mit niemandem.

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Ganz anders Simon Le Bon, Sänger der Band Duran Duran, der sich im Swimming Pool unter die Gäste mischte, absolut zugänglich war und sich mit allen fotografieren liess. Für mich war das ein unvergesslicher Moment, da ich in meiner Jugend für seine Band und ihn geschwärmt hatte.

Was ist Ihr Leitgedanke beim Führen eines Hotels?

Das ist sehr unterschiedlich. Die einen Gäste kommen, um sich zu erholen, andere um im kleinen Kreis zu feiern oder ein Fest im grossen Stil mit zahlreichen Gästen zu zelebrieren. Wieder andere wählen das Haus für wichtige geschäftliche Treffen. Unsere Aufgabe besteht darin, allen diesen Ansprüchen gerecht zu werden, und diese Gäste aneinander vorbei zu bringen. Das hat sehr viel auch mit Diskretion zu tun.

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Ein Aufenthalt in der Villa Principe Leopoldo ist aufgrund der Historie in diesem Haus auch eine Reise in die Vergangenheit. Das ist für viele Gäste eine einmalige Erfahrung, die grosse Emotionen weckt. Mit unserem Verständnis als Gastgeber tragen wir zu diesem unvergesslichen Erlebnis bei.

Was bietet Ihr Hotel für ein «perfektes Wochenende» zu zweit?

Wir haben verschiedene Angebote für zwei Nächte, die den individuellen Bedürfnissen der Gäste entgegenkommen. Angefangen bei der Übernachtung in einer unserer insgesamt 37 Suiten, dazu empfehle ich ein unvergessliches Spa-Erlebnis sowie eine Gourmet-Erfahrung in unserem Feinschmecker-Restaurant.

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Lassen Sie den Abend auf unserer einzigartigen Terrasse ausklingen und begeben Sie sich am nächsten Morgen auf die Spuren des Schriftstellers Hermann Hesse, der in Montagnola unweit der Villa (Bild oben) gelebt hat.

Wie hat sich das Gästeverhalten verändert, seit Sie Hotelière sind?

Die Digitalisierung hat einiges in Gang gesetzt. Mit dem Internet buchen immer mehr Gäste online, über internationale Reservationsplattformen. Das hat zwangsläufig zu einer wesentlich grösseren Preissensitivität geführt.

Seit Corona stellen wir jedoch fest, dass sehr viele Gäste nun wieder selber bei uns anrufen und sich erkundigen, wie sie ihren Aufenthalt in unserem Hotel optimal gestalten können. Der persönliche Kontakt und das Vertrauen in unsere Mitarbeitenden sind wieder viel stärker gefragt. Das freut uns natürlich sehr und verhilft zu einer grösseren Gästebindung.

Worauf achten Sie beim täglichen Gang durchs Hotel?

Selbstverständlich zuerst einmal darauf, dass die ganze Organisation des Hauses einwandfrei funktioniert. Mir geht es aber auch darum, persönlich mit den Gästen in Kontakt zu sein, ihre Stimmung und ihr Wohlbefinden selber zu spüren. Das ist der beste Gradmesser für den Erfolg eines Hotels.

Was ist Ihr Geheimtipp in der näheren Umgebung?

Sicherlich der Hermann-Hesse-Rundweg, der knapp zehn Gehminuten vom Hotel entfernt beim Postamt Gentilino beginnt. Die Informationstafeln entlang des Weges enthalten Zitate des Schriftstellers. Ziel dieses wunderbaren Spaziergangs ist das Museum Hermann Hesse in Montagnola, wo der Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger gelebt hat.

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Mein grösster Geheimtipp ist jedoch eine Bootsfahrt auf der «Gandria 1948» (Bild oben) von Stefano Müller; der Tessiner mit Thurgauer Wurzeln hat dieses Holz-Motorschiff der Marke «Riva» gänzlich überholt und bietet seither exklusive Ausflüge auf dem Luganersee. Dabei versteht er es, mit einer Menge an Anekdoten, Geschichten und Tipps aufzuwarten. Er kennt auch die besten Grotti unterwegs – besonders jene, die man nur mit einem Boot erreichen kann.

Was motiviert Sie jeden Tag aufs Neue, Ihren Job auszuüben?

Sicherlich die Tatsache, dass ich nach meinem Dafürhalten das schönste Hotel der Welt leite. Darüber hinaus aber auch, dass ich als Italienerin heute in einer Region wie das Tessin lebe, wo man allzu vielen oder allzu häufigen Veränderungen eher skeptisch begegnet.

Das zwingt einen umso mehr, genau zu überlegen, was bewahrenswert ist, und was sich tatsächlich noch verbessern lässt. Ich muss zugeben, ich kam aus einer Hotelwelt in Italien und Grossbritannien, wo man fortdauernd nicht genug verändern konnte. Darum ist es mir in Lugano mit dieser gänzlich anderen Mentalität anfangs auch etwas schwergefallen. Doch ich habe viel gelernt. Heute könnte ich mir eine Rückkehr nach Italien gar nicht mehr vorstellen.


Die aus Bergamo stammende Italienerin Barbara Gibellini übernahm 2015 die Leitung der Villa Principe Leopoldo in Lugano. Zuvor war sie für die italienischen Boscolo Hotels in verschiedenen Kaderfunktionen tätig gewesen. Ihre Berufskarriere starte sie nach dem Besuch des Politecnico di Milano in der Modebranche. Die Villa Principe Leopoldo verfügt über 37 Suiten sowie über vielfältige Konferenz- und Veranstaltungsräume. Das Fünfstern-Hotel, das der Vereinigung der Relais & Châteaux angeschlossen ist, befindet sich an der Collina d’Oro und bietet einen einzigartigen Blick auf den Luganersee. Das Haus gehört zur Ticino Hotels Group, die im Jahr 2000 von einer Gruppe Tessiner und italienischer Unternehmer in Lugano gegründet wurde und heute fünf Hotels an den Seen von Lugano und Maggiore betreibt.

  • Die Villa Principe Leopoldo ist Teil der Schweizer Rundreise von Relais & Châteaux, einer Tour, die Kultur und Kulinarik verbindet.

 

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