Die Schweiz machte von allem Anfang an klar, dass sie für Umgehungsgeschäfte der Sanktionen gegen Russland nicht zur Verfügung steht. Jetzt werden die Konsequenzen spürbar, nicht zuletzt im Geschäft mit Rohstoffen.

Seitdem der Bundesrat beschlossen hat, dass die Schweiz nicht nur keine Umgehungsgeschäfte dulden wird, sondern selber Sanktionen gegen den Aggressor Russland ergreift, ist nicht zuletzt der Finanz- und Handelsplatz Schweiz unter Druck geraten.

Dem Vernehmen nach wurden signifikante Vermögenswerte auf Banken in die Golfstaaten verschoben, welche die Sanktionen nicht mittragen und – vielleicht nicht zu unterschätzen – wohin die russischen Oligarchen nach wie vor direkt aus der Heimat hinfliegen können.

Der grosse Umzug nach Dubai

Viel signifikanter für den gesamten Wirtschaftsstandort Schweiz ist der Abzug der Rohstoffhändler aus dem ehemaligen Paradies Schweiz. Die Handelshäuser, die gerade mit russischen Rohstoffen grosse Geschäfte machen, sind gemäss einer Aufstellung von «Bloomberg» mittlerweile reihenweise nach Dubai ausgewichen (Artikel hinter Bezahlschranke).

Die drei grössten russischen Ölproduzenten, Rosneft, Lukoil und Gazprom haben alle entweder erste Sondierungen für Handelsaktivitäten im Golf aufgenommen oder planen bestehende Firmen auszubauen, wie die amerikanische Nachrichtenagentur berichtet. Andere, wie zum Beispiel Solaris Commodities, haben soeben in Dubai ein Büro eröffnet. Solaris handelt mit russischem Getreide.

Zug dürfte stark betroffen sein

Auch Zug, ein Mekka der Handelshäuser, wird vermutlich einen Teil des Geschäftes an Dubai verlieren. Suek, ein Händler von russischer Kohle und EuroChem, der grösste Düngerproduzent der Welt, haben beide ein Auge auf Dubai geworfen.

Nicht alle diese Güter sind mit Sanktionen belegt. Doch wie der Bericht von «Bloomberg» zeigt, sind Schweizer Banken zunehmend abgeneigt auch gegenüber der Finanzierung von solch legalen Aktivitäten. Ausserdem sind auch russische Banken, welche den Rohstoffhandel mit Finanzierungslösungen unterstützten, zunehmend unter Druck, wie der Fall der russischen Sberbank zeigt.

Das Ende eines schlechten Rufes?

Während also die Schweiz jahrzehntelang unter dem Generalverdacht der laxen Einstellung gegenüber allerlei Handelsaktivitäten litt, scheint sich nun eine Trendwende abzuzeichnen. Die Schweiz mit ihren Rohstoffzenteren Genf und Zug wird wohl einen guten Teil der lukrativen Geschäfte ans Ausland verlieren, aber möglicherweise ebenfalls den Ruch einer moralfreien Geschäftszone.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.17%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.58%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.39%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel