Susanne Wille rührt Werbetrommel für SRG-Obligationen
Die Angelegenheit war offenbar Chefsache bzw. Sache der Chefin. Susanne Wille, Generaldirektorin der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), ist an der virtuellen Investorenpräsentation mit sehr vielen Teilnehmern am Montag aufgetreten.
Ziel war es, für die dann am Dienstag effektiv lancierte siebenjährige Anleihe über 100 Millionen Franken zu werben, für die Obligationen viele Abnehmer zu finden und so einen guten Preis (tiefe Refinanzierungskosten) herauszuholen. Damit ist die SRG nach langer Abwesenheit wieder an den Kapitalmarkt zurückgekehrt, wie finews.ch bereits am Montag angekündigt hatte.
Sekundiert wurde Wille von Thomas Egger, Direktor Finanzen bei der SRG. Die Referenten betonten, dass sich die SRG an die Rahmenbedingungen (Senkung der Medienabgabe durch den Bundesrat, Rückgang der Werbeeinnahmen, Teuerung) anpassen müsse. Konkret bedeutet dies Sparen und eine strategische Neuausrichtung mit dem Programm «Enavant».
Gute Planbarkeit, solide Bilanz, kein Gewinnstreben
Unterstrichen wurden dabei naturgemäss die für Obligationäre wichtigen Punkte wie die gute Planbarkeit der finanziellen Entwicklung, die «gesunde und solide Bilanz» sowie die Tatsache, dass die SRG ein ausgeglichenes Ergebnis anstrebt – und nicht etwa gierige Aktionäre zufriedenstellen muss.
Wille und Egger hatten auch explizite Botschaften vorbereitet, mit denen sie die Investoren davon überzeugen wollten, dass die SRG eine attraktive Anlageoption ist:
- Der Auftrag der SRG ist in der Schweizerischen Bundesverfassung, dem Radio- und Fernsehgesetz sowie in der Konzession der SRG festgehalten.
- Der Anspruch der SRG auf ihre Konzession und die Finanzierung ihres verfassungsrechtlichen Leistungsauftrags durch die Medienabgabe ist nach Auffassung der SRG auch künftig nicht infrage gestellt.
- Die SRG ist in der Schweizer Medienlandschaft systemrelevant. Es gibt kein anderes Schweizer Medienunternehmen, das in allen Landesteilen und Sprachregionen tätig ist.
- Der unternehmensweite Transformationsprozess «Enavant SRG SSR» gibt nach Ansicht der SRG auf die künftigen Herausforderungen eine überzeugende Antwort.
- Bei einer Annahme der Halbierungsinitiative kann die SRG ihrer Meinung nach mit substantiellen Kostensenkungsmassnahmen und einem halbierten Budget ihren verfassungsrechtlichen Auftrag im Rahmen einer aktualisierten Konzession weiterhin erfüllen.
Und wie gut wird die Schuldnerqualität des Medienhauses von aussen beurteilt? Bereits bekannt war, dass die SRG bzw. ihre neue vorrangige Anleihe von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) mit BBB und von der Schweizer Ratingagentur Fedafin mit A+ eingestuft werden.
Nun liegt auch das Rating der (neben der ZKB) zweiten Federführerin der Emission vor. Die UBS bewertet die SRG mit AA–, wie die anderen Institute ebenfalls mit stabilem Ausblick (als Co-Manager fungiert übrigens Raiffeisen). Damit liegen die Einstufungen doch recht weit auseinander.
Noten von allen inländischen Ratinglieferanten
Die grosse Spanne mag Anleger auf den ersten Blick stutzig machen, dürfte aber wesentlich damit zu tun haben, dass der Grad an impliziter Unterstützung durch den Bund für die SRG (Stichwort: Systemrelevanz) im Krisenfall unterschiedlich griffig eingestuft wird.
Aus einer übergeordneter Sicht ist es zu begrüssen, dass alle drei inländischen Rating-Provider (die Ratings von UBS, ZKB sind wichtig für die Aufnahme einer Anleihe in den Swiss Bond Index, den Referenzindex für Frankenanleihen) die SRG bewerten. Die Unterschiede bestätigen, dass die Provider keinen Einheitsbrei servieren, sondern differenzierte Einschätzungen liefern.
Dass mit der ZKB ein Lead Manager das niedrigste Rating abgibt, ist zudem ein Indiz dafür, dass das Credit Research der Banken tatsächlich unabhängig von den Tagesinteressen der Emissionsabteilungen wirken und unabhängige Urteile abgeben kann.