Angebot für GZO: Wenig Chancen, aber positiv für Obligationäre

Die von bekannten Akteuren gesteuerte Evolva unterbreitet den Aktionärsgemeinden des GZO Spital Wetzikon ein Kaufangebot. Damit verbunden sind Versprechen, die auch für die Gläubiger verheissungsvoll klingen. Doch stehen dem Vorhaben viele Hürden im Weg. Taktisch allerdings ist der Vorstoss geschickt und könnte die Verhandlungsposition der Obligationäre verbessern. 

Was sollen die Obligationäre des GZO Spital Wetzikon vom Übernahmeangebot der Evolva Holding halten, das diese am Dienstagmorgen überraschend lanciert hat?

Evolva, ursprünglich ein Biotechunternehmen und nach dem Verkauf des operativ tätigen Bereichs Ende 2023 bis heute als «Hülle« weiter an der SIX Swiss Exchange kotiert, offeriert 5 Millionen Franken für alle GZO-Aktien. Damit sollen mehrere Fliegen auf einen Schlag erledigt werden.

  • Die zwölf Aktionärsgemeinden, die eigentlichen Adressaten der Offerte, müssten kein zusätzliches Eigenkapital einschiessen – und könnten daher darauf verzichten, wie im aktuellen Sanierungsplan des GZO vorgesehen die entsprechenden Kreditanträge ihren Bürgern an Gemeindeversammlungen bzw. an der Urne zu unterbreiten.
  • Den Gläubigern, zu denen auch die Obligationäre zählen, soll ein neuer Schuldenrestrukturierungsplan mit einer Vorabbarzahlung und einem Tausch von Schulden in Aktien unterbreitet werden. Evolva schätzt, dass der Wert der Forderungen bei einer Annahme vom ersten Tag an auf 60 Prozent steigen würde – und lockt mit der längerfristigen Aussicht auf eine vollständige Erholung.
  • Für die Bewohner und die Wirtschaft im Zürcher Oberland natürlich am wichtigsten: Das Spital soll seinen Betrieb schuldenfrei und gutkapitalisiert weiterführen, d.h., die Gesundheitsversorgung in der Region bliebe gewährleistet.
  • Evolva selber will damit quasi wieder einen Daseinszweck gewinnen und sich als Healthcare-Plattform positionieren, auch für weitere kleinere Spitäler. 

Apropos Evolva: Zwar handelt es sich um einen neuen Namen in der GZO-Leidensgeschichte, dahinter stecken aber vertraute Köpfe. Die Aktionäre haben nämlich an ihrer Generalversammlung, ebenfalls am Dienstag, zwei Vertreter von Clearway Capital Partners (eine Investmentgesellschaft, die schon seit einiger Zeit GZO-Obligationen hält) in den Verwaltungsrat gewählt und den Leiter von Clearway, Gianluca Ferrari, zum Verwaltungspräsidenten bestimmt.

Altbekannte Akteure in neuem Kleid

Und auch Gregor Greber, ein schillernder Name in der Finanzszene, der schon früh mit der Gläubigergruppe GZO Creditor Group (die heute von Clearway angeführt wird) in Erscheinung trat, ist wieder mit von der Partie. Er soll nach dem erfolgreichen Abschluss der Transaktion als «unabhängiges Mitglied» in den Verwaltungsrat von Evolva gewählt werden. In den vergangenen Monaten war von dieser zu Beginn sehr rührigen Gläubigergruppe indes wenig zu hören, ihre letzte Medienmitteilung datiert vom 20. November 2024.

Das GZO hat am Dienstag rasch, aber verständlicherweise zurückhaltend, auf das Angebot reagiert, das am 4. Juli abläuft (und verlängert werden kann). Man habe es zur Kenntnis und werde es eingehend prüfen. Zudem hält das GZO in der Mitteilung fest, dass das Angebot zeitlich mit den aktuell stattfindenden Gesprächen mit unterschiedlichen Gläubigern zusammenfalle. Dort habe man mögliche Verbesserungen und Nachschärfungen des Schuldenschnitts besprochen und sei damit auf positive Resonanz gestossen. Diese Kommunikation passt zum neuen, konzilianten Ton, den der komplett neu zusammengesetzte GZO-Verwaltungsrat angeschlagen hat.

Positives Signal gegen immer mehr Staat im Gesundheitswesen

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Natürlich wäre es aus Sicht der Gläubiger und damit auch der Obligationäre (und der anderen Anspruchsgruppen) zu begrüssen, wenn der Plan von Evolva wie versprochen aufginge. Positiv wäre aus ordnungspolitischer Sicht zudem der Signaleffekt, dass nämlich in der stationären Gesundheitsversorgung und im Spitalwesen der Trend nicht unweigerlich stets in Richtung mehr Staat zeigen muss.

Patrick Hasenböhler, Bonitätsexperte der Zürcher Kantonalbank (ZKB), beurteilt das Angebot für die Gläubiger auf den ersten Blick als attraktiv, da es einen deutlich höheren Rückzahlungswert vorsieht als der bisherige Sanierungsvorschlag. «Das Übernahmeangebot dürfte auch Druck auf die Aktionärsgemeinden ausüben und den Abstimmungen in den Gemeinden zur Kapitalerhöhung möglicherweise eine neue Dimension verleihen.»

Allerdings ist noch eine Reihe von Fragen offen, einige davon listet Hasenböhler in seiner Schnellanalyse auch auf:

  • Wie hoch ist die geplante Barauszahlung an die Gläubiger?
  • Sind die Gemeinden bereit, die Grundstücke des Spitals mit einer Gesamtfläche von 58’404 Quadratmetern an private Investoren zu veräussern?
  • Steht der eng gesetzte Zeitrahmen mit den Gemeindeordnungen der einzelnen Gemeinden in Einklang?
  • Liegt ein solcher Entscheid in der Kompetenz der Exekutive oder der Legislative?
  • Unterliegt er dem obligatorischen oder fakultativen Referendum?
  • Sind die Stakeholder mit den noch wenig konkreten Angaben zu den Plänen, wie der operative Spitalbetrieb rentabel betrieben werden kann, zufrieden?

Aus heutiger Sicht sind die Chancen, dass Evolva mit dem Angebot alle politischen, ökonomischen und rechtlichen Hürden überspringen, den Plan umsetzen und zu einem erfolgreichen Spitalbetreiber mutieren kann, ziemlich bescheiden. Nicht zuletzt fehlt der Gesellschaft das spezifische Knowhow in Bezug auf  das Gesundheitswesen und die Liegenschaften. Immerhin kann sie so demonstrieren, dass sie gewillt wäre, eine konstruktive Rolle zu spielen.

Marc Meili – Analyst bei Independent Credit View (I-CV), der den Fall GZO von Anfang an begleitet hat – ist ebenfalls skeptisch. Aber er gewinnt dem Vorstoss, auch wenn er wahrscheinlich in dieser Form schwierig realisierbar zu sein scheint, doch auch Gutes ab. «Der Zeitpunkt ist geschickt gewählt, es wird Druck auf das GZO aufgebaut, in den laufenden Gesprächen mit den Gläubigern ein noch besseres Angebot vorzulegen.»

Taktisch geschickt und ein Mutmacher für die Obligationäre

Die Offerte sei auch positiv, weil sie zeige, dass der tatsächliche Wert höher liege als im GZO-Sanierungskonzept veranschlagt. «Die Obligationäre können vor diesem Hintergrund darauf hoffen, dass möglicherweise etablierte Akteure wie Aevis oder Infracore eine Offerte unterbreiten.» Bis dahin könne es allerdings noch etwas dauern, schränkt Meili ein, weil die Zeit für solche Interessenten spiele.

In der Tat scheint der Vorstoss von Evolva die GZO-Obligationäre zumindest ein bisschen ermutigt zu haben. In den letzten Wochen handelten die GZO-Obligationen an der SIX im Einklang mit dem bisher angestrebten Forderungsverzicht von 65 bis 70 Prozent zwischen 30 und 35 Prozent. Als Antwort auf das Evolva-Angebot brachen sie am Dienstag aus diesem Band aus und notierten am Mittwoch 37 Prozent.