Die Untertöne werden beim Fed-Entscheid die Melodie spielen

Die Unabhängigkeit der US-Notenbank Federal Reserve ist unter Beschuss. Das ist eine der in den Medien der vergangenen Monate am häufigsten festgehaltenen Beobachtungen, wenn es um das Verhältnis von US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jerome Powell geht. Ersterer ruft schon seit Monaten nach einer deutlichen Leitzinssenkung, Letzterer betont immer wieder, dass man die Entscheidung auf den Daten basieren wird.

Als besonders gravierend wurde dabei der Streit um die Abberufung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook gewertet, die erst in dieser Woche durch einen Gerichtsentscheid für ungültig erklärt wurde. 

Weiter hohe Inflation

Auch wenn sich die Inflationsbefürchtungen mit Blick auf die Importzölle nicht bewahrheitet haben, so bleibt die Preissteigerung in den USA hartnäckig hoch, und auch mit Blick auf die kommenden Monate gibt es keine wirkliche Entwarnung.

Doch nun dürfte sich der Blick der Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC)  stärker auf den Arbeitsmarkt richten, der in den vergangenen Wochen klare Anzeichen von Schwäche gezeigt hat. Das wird als der ausschlaggebende Faktor genannt, warum die Fed nun die Zinsen um 25 Basispunkte auf die Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent senken wird.

Ein kleiner Schritt genügt Trump nicht

Doch eines scheint sicher: Ein kleiner Schritt wird von Trump wohl erneut mit entsprechenden feindseligen Kommentaren quittiert werden. Er verlangt nach mehr.

Besonderes Augenmerk dürfte auf dem sogenannten Dot-Plot gelegt werden, mit dem die Fed ihren künftigen Kurs skizziert. Während noch eine Mehrheit der Experten nur mit einer weiteren Senkung in diesem Jahr rechnet, also im Oktober oder Dezember, gehen inzwischen rund 40 Prozent von zwei Senkungen aus, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» meldet. Im Sommer nächsten Jahres könnten die Zinsen dann einen ganzen Prozentpunkt tiefer liegen als derzeit.

Schwäche am Arbeitsmarkt

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank hatte nach der Juli-Sitzung erklärt, dass der Arbeitsmarkt weiterhin «solide» sei. Doch die jüngsten Wirtschaftsdaten haben diese Einschätzung des FOMC infrage gestellt. Die Arbeitslosenquote stieg im August auf 4,3 Prozent, und neue Schätzungen deuteten auf einen starken Rückgang der Neueinstellungen in den vergangenen Monaten hin. Vergangene Woche wurde auch das durchschnittliche monatliche Beschäftigungswachstum im ersten Quartal um etwa die Hälfte nach unten korrigiert.

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Jerome Powell (Bild: Federal Reserve)

Powell selbst hatte die Tür zu weiteren Zinssenkungen mit seinen Bemerkungen am Notenbanktreffen in Jackson Hole geöffnet, und die Aktienmärkte hatten das mit einer positiven Reaktion quittiert.

FOMC spricht nicht mit einer Stimme

Dass Powell, dessen Amtszeit nur noch bis Mai 2026 läuft, an der Medienkonferenz auch Fragen nach der Unabhängigkeit der Fed gestellt werden, gilt als sicher. Auch die Einigkeit im FOMC dürfte eine Rolle spielen. An der letzten Sitzung im Juli gab es bereits zwei abweichende Stimmen, die schon zu diesem Zeitpunkt eine Senkung befürwortet hatten.

Die beiden Fed-Gouverneure Christopher Waller und Michelle Bowman hatten gegen die Entscheidung gestimmt, die Zinsen unverändert zu lassen, und verwiesen dabei auf Bedenken hinsichtlich des Arbeitsmarktes. Beide wurden von Trump während seiner ersten Amtszeit ernannt.

Sollte es diesmal drei abweichende Stimmen geben, könnte das von den Märkten negativ aufgefasst werden. Aber selbst ein kleiner Zinsschritt könnte angesichts der anhaltend hohen Inflation die geldpolitische Glaubwürdigkeit untergraben oder als geldpolitischer Fehler gewertet werden. Beides würde die Renditen am langen Ende der Zinskurve wohl nach oben treiben.