Kreditversicherer rechnet mit mehr Insolvenzen – Rekordwert in der Schweiz
Der Kreditversicherer rechnet für 2025 mit einem weltweiten Anstieg der Insolvenzen um 6 Prozent, und auch 2026 dürfte die Zahl der Firmenpleiten um 5 Prozent zulegen. Erst im Jahr darauf wird mit -1 Prozent ein leichter Rückgang erwartet.
In der Schweiz dürfte die Zahl der Firmenpleiten im laufenden Jahr gar um 26 Prozent auf rund 10'900 Fälle steigen, wie es in der am Dienstag publizierten Studie heisst.
«In der Schweiz zeichnet sich für 2025 ein neuer Rekord bei den Unternehmensinsolvenzen ab», warnt Jan Möllmann, CEO von Allianz Trade Switzerland. «Das ist bereits der fünfte Anstieg in Folge.» In den Zahlen seien die Sonderfälle von Auflösungen aufgrund organisatorischer Mängel gemäss Artikel 731b OR noch gar nicht berücksichtigt.
Auch 2026 über 10'000 Insolvenzen
Für 2026 wird mit einem leichten Rückgang von 7 Prozent zwar eine Trendwende erwartet. Diese dürfte jedoch moderat ausfallen, und mit über 10'000 Insolvenzfällen wird ein weiterhin hohes Niveau erwartet.
Die Experten verweisen auf die wirtschaftlichen und finanziellen Fundamentaldaten und die unterdurchschnittliche Wachstumsraten als Faktoren. Die von den USA eingeführten Zölle hätten die Aussichten zusätzlich eingetrübt.
Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in der Schweiz
Jährliche Zahl der Unternehmensinsolvenzen und Veränderung in Prozent (rechte Skala). (Grafik: Allianz Trade)
Zudem wird auf die seit dem 1. Januar geltende Reform des Konkursrechts verwiesen. Das führe zwangsläufig zu einem Anstieg der Zahl der Unternehmen, gegen die ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, wie es weiter heisst. Neu können damit öffentlich-rechtliche Forderungen (Mehrwertsteuer, Steuern, Sozialabgaben) direkt zur Konkurserklärung für im Handelsregister eingetragene Unternehmen führen.
US-Handelspolitik und Strafzölle
Bei der globalen Entwicklung werden insbesondere die Auswirkungen der US-Handelspolitik und der Strafzölle betrachtet. Die Experten rechnen mit zeitversetzten Effekten. Die Auswirkungen der Zölle würden erst 2026 voll durchschlagen und das Risiko von Dominoeffekten steige.
Per Jahresende wird mit einem effektiven Satz der US-Einfuhrzölle von 14 Prozent gerechnet. Das werde aber global sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Unternehmen haben.
«US-Unternehmen sind derzeit in einer noch relativ komfortablen Situation, da sie von den Preisanpassungen ausländischer Exporteure profitieren sowie von der weit verbreiteten Umleitung von Waren über Drittländer wie Indien und Vietnam. Dadurch bleiben zusätzliche Kosten und Insolvenzen begrenzt», heisst es weiter. Sollte sich der Welthandel jedoch verlangsamen, könnten mehrere Volkswirtschaften, die stark vom Export abhängig sind, die Auswirkungen noch stärker zu spüren bekommen.
Widerstandsfähigkeit auf die Probe gestellt
Von den Allianz-Trade-Experten werden drei kritische Schwachstellen hervorgehoben, welche die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen auf die Probe stellen können: das weiterhin gedämpfte Wirtschaftswachstum, die teilweise angespannten Finanzierungsbedingungen sowie branchenspezifische Risiken.
Dabei werden der Strukturwandel, technologische Umbrüche und ein verstärkter Wettbewerb genannt, vor allem im Bau- und Automobilsektor.