Was bringt 2026? Vier Asset Manager wagen den Blick nach vorn

(Bild: zVg)
Kevin Thozet, Mitglied des Investment Committee bei Carmignac
Viele Investoren rechnen mit weiter fallenden Zinsen. Wo liegen aus Ihrer Sicht die grössten Fehlbewertungen im Markt?
Die Märkte scheinen für die Zukunft eine Kombination aus fiskalpolitischen und geldpolitischen Lockerungen durch die Zentralbanken zu erwarten, was sowohl für die Aktien- als auch für die Kreditmärkte günstig ist, für langfristige Staatsobligationen jedoch weniger. Dies könnte auf eine Fehlbewertung hindeuten, da die Aussichten für langfristige Obligationen zu einem Störfaktor werden könnten, insbesondere in einer Welt hoch bewerteter Risikoanlagen und bereits sehr hoher schuldenfinanzierter fiskalischer Anreize.
Ich stelle das offensichtliche «Goldilocks»-Szenario in Frage, da meiner Meinung nach die makroökonomischen Rahmenbedingungen eher einer fiskalpolitischen Sackgasse ähneln. Die Lockerung der Geldpolitik durch die Zentralbanken kann nur bis zu einem gewissen Grad helfen, da die Inflation in den USA hartnäckig bei 3 Prozent verharrt und es in der ersten Jahreshälfte zu einer erneuten Beschleunigung kommen wird, die mit einer weiteren Verhärtung der Inflation einhergeht. Dies bringt mich zu der Aussage, dass die grösste Fehlbewertung an den Märkten mit den Inflationserwartungen zusammenhängt, die nach wie vor erstaunlich gedämpft sind.
Nach Jahren der Unsicherheit: Ist der Risikoappetit Ihrer Kunden wieder zurück?
Kunden sind bestrebt, ein Gleichgewicht zwischen Risikobereitschaft und Transparenz zu finden, und dafür ist Credit im Post-2022-Paradigma die perfekte Anlageklasse. Hohe und positive Realrenditen sind ein guter Indikator für künftige Erträge und damit für Transparenz, während erhöhte Spreads zu potenziellen Kapitalgewinnen führen können. Wir sehen weiterhin Interesse an Credit-Strategien, sofern diese gut verwaltet werden und attraktive Carry-Erträge mit einer gewissen defensiven Komponente bieten. Die Kombination aus hoher Streuung unter der Oberfläche und teuren Indizes über der Oberfläche bedeutet, dass wir ein Credit-Portfolio mit solchen Eigenschaften aufbauen können.
Wir haben auch beobachtet, dass sich Anleger wieder für Schwellenländer interessieren und sich stärker diversifizieren, weg vom allmächtigen US-Markt. Es ist nicht klar, ob dies mehr Risiko in einem Portfolio bedeutet, da mehrere der sogenannten Schwellenländer verbesserte Fundamentaldaten, eine starke Position (sei es im Zusammenhang mit Handelsverhandlungen oder der Bereitstellung kritischer Ressourcen) und attraktive Bewertungen aufweisen – dies gilt für Asien und Lateinamerika und sogar für einige afrikanische Länder.
Welche Anlagethemen oder -stile sehen Sie 2026 als besonders attraktiv für Schweizer Privat- und institutionelle Investoren?
Bei hohen Bewertungen sollte man keine Indexwerte in irgendeiner Anlageklasse kaufen. Ein aktiver Ansatz sollte daher der bevorzugte Stil oder Konzept sein. Da die Finanzmärkte immer globaler werden und die Wachstumstreiber für das nächste Jahr besonders begrenzt sind (im Wesentlichen drei globale Themen: KI-Investitionen, Steuerpolitik und nationale Sicherheit, aber keine besonderen Impulse durch die Binnennachfrage in China oder eine V-förmige Erholung in den USA), hat sich die Korrelation zwischen den Anlageklassen und innerhalb der Anlageklassen verstärkt. Daher sollten Anleger nach Diversifizierung und nach Strategien/Managern suchen, die in der Lage sind, über den Tellerrand hinauszuschauen.
Der Schweizer Asset-Management-Standort steht im internationalen Wettbewerb. Welches sind die Trümpfe des hiesigen Finanzplatzes?
Die Schweiz ist einer der wettbewerbsfähigsten und strategisch wertvollsten Finanzplätze für grenzüberschreitende Vermögensverwalter wie Carmignac. Sie bietet eine einzigartig anspruchsvolle Anlegerbasis, zu der globale Finanzinstitute gehören, deren Erfahrung und hohe Standards die Produktinnovation und den Aufbau von Portfolios mitprägen. Sie verfügt über eines der höchsten Pro-Kopf-Vermögen weltweit, und dieses inländische Vermögen – darunter eine beträchtliche Anzahl vermögender Privatpersonen und Family Offices – bildet eine starke Basis für Vermögensverwalter.
Schweizer Kunden haben in der Vergangenheit ein starkes Interesse an alternativen Anlagen und privaten Märkten gezeigt und damit wertvolle Erkenntnisse für wichtige strategische Entwicklungen geliefert, während die Breite des Marktes – von Privatbanken und Family Offices bis hin zu Pensionskassen und Versicherungen – unser Verständnis für die vielfältigen Anlagebedürfnisse dieser wichtigen Kundensegmente vertieft.
















