In diesem Jahr hat die Baloise jeden Monat mehr als ein digitales Projekt gestartet – immer im Wissen, dass vieles wieder gestoppt wird, wie Innovations-Manager Jean-Michel Benkert im Interview mit finews.ch verrät.


Herr Benkert, Sie arbeiten seit eineinhalb Jahren als Innovations-Manager bei der Baloise. Worin besteht Ihre Tätigkeit?

Ich spreche viel mit Menschen innerhalb und ausserhalb der Firma, tausche mich in Sachen Digitalisierung mit einer Vielzahl von Fachleuten aus und hole so die Bedürfnisse der Kundschaft ab. Über den Zürcher «F10 FinTech Incubator & Accelerator» stehe ich zudem mit zahlreichen Startups in Kontakt und bin das Bindeglied der Baloise, die an dieser Organisation ebenfalls beteiligt ist.

Meine Überlegungen fliessen schliesslich in die sogenannt rollierende Digitalisierungsstrategie der Baloise ein. Wichtig ist dabei zu wissen, wo man den Fokus setzt und wo nicht.

Kürzlich sagte der Unternehmensberater Ibrahim Evsan an einem Kundenanlass der Baloise: «Die Digitalisierung hat uns ein Stück Sicherheit genommen.» Teilen Sie diese Meinung?

Die Beschleunigung, die wir heute so stark verspüren, hat im Prinzip schon mit dem ersten Computer-Chip begonnen, wobei uns das im Alltag zunächst nur wenig tangiert hat. Erst mit dem Handy und der fortschreitenden Digitalisierung hat sich das Tempo massiv verschärft.

Der Mensch hat tatsächlich weniger Zeit, um sich auf Veränderungen einzustellen

Über digitale Plattformen wird nun alles auch noch global. Dadurch hat der Mensch tatsächlich weniger Zeit, um sich auf Veränderungen einzustellen. So kriegt er Angst und gewinnt den Eindruck, dass seine Sicherheit schwindet. Als Versicherung können wir insofern eine Rolle spielen, als dass wir die Menschen auch in diesen Situationen «versichern» – und somit sicherer machen.

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierungs-Strategie der Baloise selber?

Die Versicherungsbranche ist seit einigen Jahren einer enormen Dynamik ausgesetzt. Mit unserer Abteilung wollen wir einen Beitrag leisten, dass die 150-jährige Baloise noch mindestens 150 weitere Jahre fortbesteht. Konkret: Mit unserer Digitalisierungs-Strategie wollen wir einerseits unsere Kernprozesse unterstützen und stärken – das ist an sich nichts Neues – und andererseits näher an die Kunden rücken.

Was heisst das konkret – etwa mit Künstlicher Intelligenz?

Das ist sicherlich ein Thema, insbesondere in der Assekuranz, zumal wir enorm viele Kundendaten besitzen, die wir aufbereiten und nutzen können, was beispielsweise Taxibetriebe in dieser Form nicht haben. Das war vielleicht auch der Grund, dass diese Branche von einem disruptiven Unternehmen wie Uber dermassen «überfahren» wurde.

Näher an ihre Kunden will die Baloise offenbar auch mit ihren diversen Kooperationen, Übernahmen und Beteiligungen. Existiert da eigentlich so etwas wie ein Plan oder funktioniert das nach dem Opportunitätsprinzip?

Wir verfolgen da tatsächlich eine mehrspurige Strategie. Zum einen investiert die Baloise in vielversprechende Startups. Das sind sogenannte nicht-strategische Beteiligungen, die zum Teil wenig mit Digitalisierung zu tun haben und finanzieller Natur sind. Zum andern engagieren wir uns im Rahmen von Partnerschaften an Fintech- respektive an Insurtech-Firmen.

Beispiele?

Dazu zählen Unternehmen wie Insurdata, Trov, Omnius, Veezoo oder Valoo, um nur einige zu nennen. Diese Woche ist mit der Beteiligung an Carhelper und der damit einhergehenden Kooperation eine weitere Partnerschaft im Bereich Mobilität hinzugekommen. Vollständige Akquisitionen wie die der digitalen Umzugsplattform Movu ergänzen das Portfolio.

«Wir stellen neben dem Geld auch eigene Leute für solche Startups frei»

Last but not least haben wir selber einige Startups gegründet wie Friday in Deutschland oder Mobly in Belgien. Zudem haben wir seit vergangenem März ein Schweizer Startup namens Monday, das im Zürcher «F10» Versicherungslösungen für kleine und mittelgrosse Unternehmen (KMU) entwickelt. Dieser Pilot läuft bis Ende August. Dann entscheiden wir, ob wir weitermachen.

Wie viel investiert die Baloise in Startups?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.47%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.16%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.46%
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