Ohne Versicherungen funktioniert es nicht
Am Mittwoch präsentierte der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) an einer Vernissage im Landesmuseum Zürich den in Zusammenarbeit mit dem Verein für wirtschaftshistorische Studien (Pioniere) erstellten Sonderband «Risiko, Solidarität und Mathematik». Darin werden die Geschichte, die Vielfalt und die Herausforderungen der Versicherungsbranche beleuchtet.
Anlass dazu bietet das Jubiläum des SVV: Der Verband, der heute 70 Mitglieder zählt, war am 14. Dezember 1900 von 21 Versicherungen im Bahnhofbuffet Olten (ehedem wie heute verkehrstechnisch günstig gelegen) gegründet worden, damals allerdings noch unter «Verband concessionierter schweizerischer Versicherungs-Gesellschaften« firmierend.
Zwei Glücksfälle für Zürich: Bundesstadt Bern und Flughafen Kloten
Der SVV und die Branche haben Grund zum Feiern. Der Verband gehört heute zu den grössten Wirtschaftsverbänden der Schweiz und weist eine Wertschöpfung auf, die (wie am Anlass mit Genugtuung hervorgehoben wurde) nur relativ knapp hinter derjenigen der Banken liegt. Zudem bietet die Branche rund 50'000 Arbeitsplätze.
In ihrem magistralen Grusswort würdigte Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich, die Produktivität, die Innovationskraft und die Stabilität der Assekuranzbranche; wer beim dritten Punkt eine weitere kleine Spitze gegen die Banken vermutet, liegt nicht ganz falsch.
Zürich habe sich dank zweier Glücksfälle zur Schweizer Finanzkapitale herausgebildet, führte sie aus. Der erste sei der Entscheid gewesen, Bern (und nicht die Limmatmetropole) zur Bundesstadt zu machen, der zweite die Entwicklung des Flughafens Kloten zum Schweizer Tor zur Welt.
Support vom Regierungsrat für die UBS
Nicht nur für den Jubilar SSV, sondern auch für die Banken fand die Regierungsrätin wertschätzende Worte. Ihr habe das Herz beim Untergang der von «Übervater» Alfred Escher gegründeten Credit Suisse geblutet, bekannte sie und appellierte eindringlich an die Bundesbehörden, Lösungen zu finden, welche der letzten Schweizer Grossbank erlauben, hierzulande weiterhin in einem vernünftigen regulatorischen Umfeld tätig zu sein.
In der Podiumsdiskussion debattierten Claudia Wirz (Projektleiterin des Sonderbands), Melanie Häner-Müller (Ökonomin am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik der Universität Luzern, IWP), Tobias Straumann (Wirtschaftshistoriker und Professor für Geschichte der Neuzeit und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich) und Gastgeber Stefan Mäder (Präsident des SVV) u.a. darüber, ob die Versicherungsbranche langweilig sei – Fazit: natürlich nicht!
Zentrale ökonomische Funktionen
Thema war auch die komplexe Beziehung zwischen der freiwilligen Privatversicherung und der obligatorischen Sozialversicherung, also quasi einer Solidarität bzw. Umverteilung aus freien Stücken respektive aus Zwang. Betont wurde ferner die gesamtwirtschaftliche Rolle der Versicherungsbranche, besonders für die Herausbildung eines breiten Mittelstands in unserem Land.
Und wohl an die Adresse der Finma gerichtet unterstrich Mäder, dass in seiner Branche keine zusätzliche Regulierung nötig sei. «Bei Versicherungen ist kein Bankrun möglich. Und anders als bei den Banken kann es auch nicht zu Liquiditätsengpässen kommen.»
«Risiko, Solidarität und Mathematik – die Schweizer Versicherungswirtschaft und ihre Geschichte», Claudia Wirz / Verein für wirtschaftshistorische Studien (Herausgeber), ISBN 978-3-909059-89-8, Zürich 2025. Die Publikation kann hier für 39 Franken bestellt werden.