Wer etwas auf sich hält, trinkt Schweizer Weine. Sie sind so gut wie nie. Der Schweizer Sommelierverband hat kürzlich die besten Winzerinnen und Winzer des Landes gekürt. Aus den Top-20 hat finews.ch-Weinredaktor Peter Keller seine fünf Lieblingsweine ausgewählt.

Die Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen trinken ihre Weine praktisch selbst. Der Export ist mit einem Anteil von eins bis zwei Prozent der gesamten Produktion überschaubar.

Trotzdem ist die Qualität in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv gestiegen. Schweizer Gewächse müssen keinen Vergleich mit der ausländischen Konkurrenz scheuen. Ganz im Gegenteil: Viele Weine zeichnen sich durch ein vorzügliches Preis-/Genussverhältnis auf.

Mit eigener Handschrift

Die Spitze wird stets breiter. Der Schweizer Sommelierverband (SVS) wollte wissen, wer zu den Top-50 des Landes gehört. Eine Fachjury bestimmte in einem zweistufigen Verfahren und mittels Punktevergabe die Liste.

Die wesentlichsten Kriterien, um es in den Kreis der Besten zu schaffen, waren die Leistungen der Winzer, die mit eigener Handschrift erzeugten Weine sowie die Tatsache, dass die Produkte eine möglichst breite Abdeckung bei Gastronomen und Sommeliers erhalten.

Furore mit Süssweinen

Gewonnen hat die Walliserin Marie-Thérèse Chappaz, die namentlich mit ihren Süssweinen für Furore sorgt. Auf Platz 2 landete Martin Donatsch aus der Bündner Herrschaft.

Er ist äusserst erfolgreich in die Fussstapfen seines Vaters und Barrique-Pioniers Thomas Donatsch getreten. Namentlich die Pinots noirs sind Spitzenklasse. Dahinter sind Daniel und Martha Gantenbein klassiert, ebenfalls in der Bündner Herrschaft zu Hause. Ihre Kult-Weine sind stets innert Kürze ausverkauft.

Die besten fünf Crus

Wein ist glücklicherweise auch stets eine subjektive Geschmackssache. Von den Klassierten in den ersten 20 Rängen haben wir fünf Crus ausgewählt, die uns besonders schmecken. Sie stammen aus fünf der sechs Anbauregionen des Landes.

1. Grain Noble 2018, Marie-Thérèse Chappaz, Fully VS

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Die Siegerin des Rankings, Marie-Thérèse Chappaz (Bild oben), produziert nach biodynamischen Methoden ungemein komplexe, konzentrierte Süssweine, die aber mit einer guten Säure unterlegt sind.

Die aromatischen Preziosen sind über Jahrzehnte lagerfähig. Der Grain Noble 2018 besteht aus Petite Arvine, Marsanne und Malvoise (Preis: 69 Franken). Auch die Rotweine wie der unkomplizierte Dôle oder die Lagen-Pinots lohnen eine Entdeckung.

2. Pinot noir Auvernier 2018, Domaine de la Maison Carrée, Auvernier NE

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Jean-Denis Perrochet (Bild oben) schaffte es auf Platz 7 der besten Schweizer Winzer. Wer herkunftstypische, stets finessenreiche Pinots noirs liebt, kommt auf diesem biodynamisch arbeitenden Weingut auf die Rechnung.

Selbst in einem warmen Jahr wie 2018 schafft es Maison Carrée (Bild oben), diesem Anspruch gerecht zu werden. Die Weine sind sehr gefragt und schnell ausverkauft (Preis: rund 30 Franken).

3. Riesling-Silvaner Schiefer 2020, Christian und Francisca Obrecht, Jenins GR

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Das Winzer-Ehepaar (Bild oben, Mitte) aus der Bündner Herrschaft belegt Platz 8. Auf dem Weingut zur Sonne wird neben vorzüglichen Pinots noirs eine Reihe von charaktervollen Spezialitäten erzeugt, etwa der Riesling-Silvaner Schiefer.

Der in der Tonkugel ausgebaute Weisswein ist trocken, leicht, frisch, mineralisch und spannungsreich (Preis: 24 Franken).

4. Balin 2018, Anna Barbara Kopp von der Crone und Paolo Visini, Barbengo TI

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Das Duo (Bild oben, Paolo Visini, Dritter von links, Anna Barbara Kopp, Vierte von links) ist auf Platz 13 zu finden. Balin ist einer der Spitzenweine des Guts und wird vorwiegend aus Merlot sowie kleinen Anteilen Arinarnoa und Cabernet Sauvignon gekeltert.

Der Ausbau erfolgt in Barriques und Keramik-Amphoren. Das Resultat ist ein mittelschwerer, finessenreicher Rotwein mit sehr gutem Reifepotenzial. Der Jahrgang 2018 ist bereits ausverkauft. Im November wird der Nachfolger lanciert (Preis: 47 Franken).

5. Petit Clos Grand Cru 2020, Raymond, Violaine und Laura Paccot, Féchy VD

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Das Ehepaar und seine Tochter Laura Paccot (Bild oben) klassiert sich auf Platz 19 der Bestenliste. Sie haben sich einen vorzüglichen Namen dank ihren herkunftstypischen Chasselas-Weinen aus verschiedenen Lagen geschaffen.

Die weisse Rebsorte widerspiegelt perfekt das jeweilige Terroir. Der aus einer kleinen Parzelle in Mont-sur-Rolle stammende und auf Lehmboden wachsende Petit Clos ist ein trockener, finessenreicher, saftiger Weisswein mit leicht salzigem Nachhall (Preis: 17 Franken)