Bislang steht Julius Bär nicht unter offiziellem Verdacht, Gelder aus Venezuela gewaschen zu haben. Ihr ehemaliger Kundenberater Matthias Krull ist dennoch ein grosses Risiko für die Zürcher Privatbank.

Julius Bär hat eine US-Anwaltskanzlei engagiert, um alle Konten und Kundenbeziehungen ihres ehemaligen und der Geldwäscherei beschuldigten Kundenberaters Matthias Krull zu durchleuchten. Dabei gehe es um über 500 Konten mit mehr als 500 Millionen Dollar, für die Krull verantwortlich gewesen sei, schrieb die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Dienstag.

Bei der US-Kanzlei handle es sich um Quinn Emmanuel Urquhart & Sullivan, mit der Julius Bär bereits früher zusammengearbeitet habe. Weder die Bank noch die Kanzlei kommentierten den Bericht.

Bislang keine Konten bei Julius Bär bekannt

Krull war diesen Juli in Miami wegen Verdachts auf Geldwäscherei verhaftet worden. Der 44-jährige Deutsche, der bis diesen Frühling für Julius Bär in Panama tätig war, ist geständig, rund 1,2 Milliarden Dollar gewaschen zu haben. Dabei handelt es sich um Einnahmen des venezolanischen Ölkonzerns PDVSA.

Krull, der früher in Venezuela für die Credit Suisse und später für Julius Bär tätig war und über sehr gute Beziehungen zum dortigen Wirtschaftsestablishment um den venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro verfügt, soll für seine kriminellen Aktionen keine Bär-Konten benutzt haben. Die Bank ist bislang nicht Gegenstand der in den USA laufenden Untersuchungen.

Compliance-Probleme unter Kontrolle halten

Julius Bär will dennoch auf Nummer sicher gehen und hat darum die US-Anwälte engagiert. Die interne Untersuchung werde bis zu 20 Millionen Dollar verschlingen, schreibt «Bloomberg».

Die Zürcher Privatbank bemüht sich nach Kräften, ihre verschiedenen Compliance-Problemfälle unter Kontrolle zu halten. Gegen Julius Bär läuft ein Enforcement-Verfahren der Finma, bei dem es um verschiedene mutmassliche Verletzungen von Sorgfaltspflichten zur Bekämpfung der Geldwäscherei geht.

Julius Bär soll zudem Gelder aus Quellen der PDVSA angenommen haben, ebenso wie Korruptionsgelder aus dem Umfeld des brasilianischen Erdölkonzerns Petrobras, sowie von südamerikanischen Fussballfunktionären der Fifa.

Der Wind hat gedreht

Krull war einer der erfolgreichsten Kunden-Akquisiteure für Bär in Lateinamerika gewesen. Doch mit den offensichtlicher werdenden Compliance-Risiken und dem Wechsel an der Spitze des Lateinamerika-Geschäfts hat der Wind nun gedreht. Beatriz Sanchez hat das Erbe von Gustavo Raitzin angetreten, der die aggressiven Wachstumsvorgaben von Ex-CEO Boris Collardi umzusetzen hatte.

Krull verliess Julius Bär diesen Frühling in Richtung der Genfer Privatbank Gonet Mourgue d'Alge, zusammen mit dem Führungsteam von Julius Bär Bahamas. In der Zwischenzeit haben weitere Lateinamerika-Banker der Traditionsbank den Rücken gekehrt.

Offiziell heisst es bei Bär, Sanchez sei daran, das Lateinamerika-Geschäft zu reorganisieren und schärfer auf Onshore-Märkte in Brasilien und Mexiko zu fokussieren. Auch Argentinien gehört zu den Kernmärkten von Julius Bär.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.54%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel