Lombard Odier muss die Zuständigkeiten der geschäftsführenden Partner nach dem Austritt von Hugo Bänziger neu verteilen. Sein plötzlicher Abgang gibt dem neusten Mitglied des Gremiums Rückenwind. 

Der plötzliche Abgang von Hugo Bänziger bei Lombard Odier am (heutigen) Donnerstag führt zu einem Sesseltanz um die Bereiche des Geschäfts, für die sich dieser verantwortlich zeichnete. 

Der frühere Risikochef der Deutschen Bank ist bei der Genfer Privatbank für Technologie, Risikomanagement, Marketing und Kommunikation zuständig. Ausserdem verantwortet er den Bau eines neuen, von den Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron entworfenen Hauptquartiers an nobler Lage in Genf. 

Den grössten Teil seiner Aufgaben übernimmt Annika Falkengren, die ehemalige Chefin der schwedischen Grossbank SEB, die letztes Jahr als neue Lombard-Odier-Partnerin nach Genf übersiedelte. Der erste Eindruck ist klar: Bänzigers Austritt aus dem Kreis der geschäftsführenden Teilhaber gibt Falkengren Aufwind. 

Weg vom Rampenlicht

Die schwedische Bankerin ist im Gegensatz zu Bänziger ein Musterbeispiel dafür, wie der Wechsel vom öffentlichen Trubel einer kotierten Firma in die diskrete, konsensorientierte Welt der Genfer Privatbankiers zu meistern ist.  

Obwohl sie eine von wenigen Frauen mit Spitzenjob im Swiss Banking ist, hält sich Falkengren im Hintergrund. In Genf ist sie weit weg von schmeichelhaften Interviews mit der «Financial Times», wo sie als CEO mit den Instinkten eines Traders portraitiert wurde, oder dem Rampenlicht, in dem sie sich als Aufsichtsratsmitglied von Volkswagen sonnen konnte. Lombard Odier managt die öffentlichen Auftritte und Medienkontakte der neuen Partnerin sehr vorsichtig.  

Ihrer Anziehungskraft tat das keinen Abbruch: Banker wie die Grossbanken-Präsidenten Axel Weber und Urs Rohner hofierten der zierlichen blonden Ökonomin, als sie am Bankiertag 2017 ihren Einstand gab. Patrick Odier, der Seniorpartner der Bank, glühte förmlich vor Stolz, wich ihr aber nicht von der Seite. 

Aussenseiter Bänziger

Odier übernimmt von Bänziger die Verantwortung für Technologie und Operatives. Darin ist auch das lukrative Geschäft mit kleineren Banken enthalten, die Lombard Odiers Technologieplattform nutzen. Falkengren, deren Reich die Finanzen sind, verantwortet den Rest.

Die übrigen Partner an der Spitze der Bank behalten ihre Aufgaben: Christophe Hentsch, ein Nachkomme der Gründerfamilie, ist für Compliance und Personal zuständig; Hubert Keller verantwortet das Asset Management. Frédéric Rochat steuert das Private Banking, zusammen mit Denis Pittet, der auch für unabhängige Vermögensverwalter und Philanthropie verantwortlich zeichnet. 

Bänzigers Abgang ist nur bedingt eine Überraschung. Er passte von Anfang an nicht so richtig zu Lombard Odier. Offiziell geht er in gegenseitigem Einvernehmen. Die inoffizielle Version ist komplizierter: Die forsche, ungeduldige, autoritäre Art des früheren Investmentbankers ging den Partnern und Angestellten der Traditionsbank scheinbar gegen den Strich, wie mehrere mit der Bank vertraute Quellen sagten. 

Pole Position

Die Bank sagte bloss, dass Bänziger und Lombard Odier sich verbunden bleiben – auch durch das Kapital, dass er einschiessen musste, als er 2014 ins Unternehmen eintrat. 

Falkengren hat sich als anpassungsfähiger erwiesen, als sie Lombard Odiers 106. Partnerin wurde, ihren zwölf Jahren als Krisen-geprüfte Spitzenmanagerin zum Trotz. Und sie war dabei schnell unterwegs. Sie legte ihre CEO- und Aufsichtsratsmandate letztes Jahr nieder und liess sich stattdessen von ihren Kollegen im Swiss Banking unterweisen. 

Falls es die 56-Jährige störte, dass sie sich unterordnen musste, zeigte sie es in keiner Weise. Das könnte sich als schlauer Schachzug erweisen: Einer der sechs geschäftsführenden Partner, Christophe Hentsch, kann bald seinen sechzigsten Geburtstag feiern. Primus inter pares Patrick Odier nähert sich dem Pensionsalter. Nach dem Abgang von Bänziger befindet sich Falkengren also in der Pole Position. 

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