Bislang sind keine strafbaren Handlungen von Pierin Vincenz bekannt. Doch Raiffeisen Schweiz und Präsident Guy Lachappelle rechnen mit einer Anklage gegen den Ex-Chef, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Guy Lachappelle, seit vergangenem November Verwaltungsrats-Präsident von Raiffeisen Schweiz, hat einen Fahrplan. Von Station zu Station schreitet er voran, um die interne Krise in der Genossenschaftsbank zu überwinden und den Reputationsschaden aus der Affäre um Ex-CEO Pierin Vincenz zu bereinigen. Dies ist nach dem aufreibenden Jahr 2018 wohl auch der sehnliche Wunsch der über 11'000 Raiffeisen-Mitarbeiter.

Abgehakt sind bereits einige Punkte: Der Verwaltungsrat ist erneuert. Mit Heinz Huber hat Lachappelle einen neuen CEO eingesetzt. Zudem sind alle Raiffeisen-Geschäftsleitungs-Mitglieder, die noch vor 2015 unter Vincenz dienten, zurückgetreten. Dies sind nach Michael Auer auch Gabriele Brun, Beat Hodel und Paulo Brügger sowie der Generalsekretär Roland Schaub.

Schadenersatz angemeldet

Vergangene Woche publizierte Raiffeisen den Gehrig-Bericht, der in erster Linie das Ziel hatte, komplementär zum Enforcement-Bericht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) die Vorgänge unter Vincenz zu durchleuchten, Missstände zu benennen und daraus Massnahmen abzuleiten.

Ein entsprechendes Paket haben Lachappelle und der Raiffeisen-Verwaltungsrat bereits beschlossen, das neben der Erneuerung der Bankspitze auf die Verbesserung von Kontrollmechanismen und Governance abzielt. Zudem lässt der Raiffeisen-Präsident abklären, ob gegen Vincenz und weitere Personen wegen Schadenersatz geklagt werden könne. Die Bank plant, im Geschäftsjahr 2018 in Zusammenhang mit früheren Beteiligungen bis zu 300 Millionen Franken abzuschreiben.

Anklage als wichtige Wegmarke

Soweit die bisherigen Stationen. Wie Lachappelle nahe stehende Personen berichten, sieht er eine Anklage gegen Vincenz durch die Zürcher Staatsanwaltschaft sowie den daraufhin folgenden Prozess als letzte und wichtigste Wegmarke hin zum Neuanfang von Raiffeisen Schweiz.

Lachappelle rechne mit der Anklageschrift nach den Sommerferien, heisst es. Daran ändert auch nichts, dass der Gehrig-Bericht keine strafbaren Handlungen von Vincenz und seinem Umfeld festgestellt hat. In Medien sind darum bereits Spekulationen aufgetreten, dass es nun gar nicht zur Anklage kommen würde.

Gehrig-Bericht ist ein Nebenschauplatz

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.52%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.99%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel