Die Finanzbranche ist eigentlich zu gross für die Schweiz, was den Mangel an Fachkräften verschärft. Um dem zu begegnen, müssten die Institute etwas unternehmen, sagt Balz Stückelberger, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Banken, im Interview mit finews.tv

Die Finanzbranche trägt in der Schweiz überproportional zur Wirtschaft bei. Während dies für den Wohlstand positiv ist, stellt es die Branche vor Herausforderungen, wie Balz Stückelberger, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Banken in der Schweiz, im Interview mit finews.tv sagt. 

Die Arbeitslosigkeit in der Finanzbranche sei im Vergleich zur gesamten Schweiz noch tiefer, so Stückelberger. Gleichzeitig haben die Banken 4'500 offene Stellen zu besetzen. «Die Bankbranche ist sehr gross im Vergleich zur Schweiz», sagt er im Video-Interview. «Grosse Branche, kleine Schweiz.»

Diese Nachfrage nach Fachkräften steht im Gegensatz zum Kostendruck, dem sich die Branche ausgesetzt sieht. Dieser Druck äussert sich allerdings lediglich darin, dass die Gesamtzahl der Angestellten leicht sinkend ist.

Löhne nicht angepasst

«Der Medianlohn der Bankbranche ist rund 50 Prozent höher als im Durchschnitt. Ich persönlich wäre schon davon ausgegangen, dass es gewisse Korrekturen nach unten gibt», sagt Stückelberger. «Wenn wir uns in einer Kostendruckphase befinden, müsste man schon davon ausgehen, dass auch die Löhne angepasst werden. Das ist aber nicht so.»

Lediglich die Boni an der Spitze hätten sich leicht bewegt. Diese befinden sich laut Stückelberger mittlerweile etwa auf dem gleichen Niveau wie in der Pharma- oder Versicherungsindustrie. 

Ein Zauberwort für die Branche

Derweil reichen hohe Löhne allerdings nicht mehr aus, um junge, talentierte Mitarbeiter anzuziehen. Die Banken müssen sich den Anforderungen einer neuen Generation anpassen, für die der Job nicht mehr zwingend an erster Stelle steht. 

«Der neuen Generation der Berufseinsteiger ist das sehr wichtig, dass man auch neben dem Beruf etwas machen kann», sagt der oberste Vertreter der Bank-Arbeitgeber. «Zauberwort sind die flexiblen Arbeitsbedingungen und die bieten die Banken.»

Leider unterdurchschnittlich

Ein Bereich, in dem Stückelberger bei den Banken im Gegensatz dazu Aufholbedarf verortet, ist die Frauenförderung. Nur so lasse sich die Lücke stopfen, die eine Million Babyboomer im Pensionsalter in der nächsten Dekade hinterlassen werde.

«Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir mehr Fachkräfte in die Unternehmen bringen können, oder mehr Arbeitskräfte. Da sind die bekannten Strategien, natürlich in erster Linie die Erhöhung des Frauenanteils», sagt Stückelberger. «Gerade auch in der Bankbranche wird das ein Riesenthema sein. Wir sind hier unterdurchschnittlich, das muss man leider sagen.»

Weibliche Hoffnung

Zwar ist diese Förderung gerade auch im Kaderbereich nötig, sagt Stückelberger. Da sich mit den erwähnten Babyboomern auch eine stark von Männern dominierte Manager-Generation verabschieden wird, werde es aber sicher Veränderungen geben, gibt sich Stückelberger hoffnungsvoll. 

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