Im Fall Mosambik haben Kontrollen und Compliance der Credit Suisse mehrfach versagt. Dokumente zeigen, dass ein hochrangiger Mitarbeiter der Grossbank vor Geschäften mit dem Nutzniesser der Kredite warnte.

Die Credit Suisse (CS) bemüht sich weiterhin nach Kräften, den Korruptionsfall im Zusammenhang mit ihren Milliarden-Krediten an Mosambik als die Tat von einzelnen kriminellen Bankern darzustellen. Gleichzeitig verlangt die Schweizer Grossbank von dem bankrotten Land in Südost-Afrika Schadenszahlungen für eine der geplatzten Kredit-Tranchen über 622 Millionen Dollar. Die Regierung von Mosambik habe für den Kredit garantiert, argumentieren die Anwälte des Instituts.

Das Geld war zwar für die Staatsfirma Proindicus bestimmt, sie sollte eine maritime Infrastruktur für die Bewachung der Küsten Mosambiks aufbauen. Doch die CS überwies die Gelder direkt nach Abu Dhabi an Privinvest, eine im Schiffbau tätige Gesellschaft des franko-libanesischen Milliardärs Iskandar Safa.

Safa war auf einer Warnliste

Dieser Milliardär und seine in Abu Dhabi angesiedelte Firma waren bei der CS beileibe keine Unbekannten. Die Bank hatte ihn schon vor den Mosambik-Krediten als «unerwünschten Kunden» abgelehnt. Geschäftsbeziehungen mit Safa wurden nicht unterhalten, nachdem der Unternehmer auf einer Compliance-Liste erschienen war.

Safa hatte zudem ein persönliches Konto bei der CS beantragt – und war abermals abgelehnt worden. Dies geht aus Gerichtsdokumenten hervor, aus denen die Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) zitierte.

Nach der Warnung kam die Entlassung

Die Darstellung der CS, wonach die Veruntreuung der Gelder das Werk eines Trios von CS-Bankern unter der Führung des ehemaligen Chefs für Global Finance, Andrew Pearse gewesen sei, ist somit kaum noch haltbar. Denn die CS hat mehrfach Alarmzeichen ignoriert.

So hatte der damalige Chef der Region Europa, Nahost und Afrika (Emea) bei der CS, Fawzi Kryriakos-Saad, die Investmentbanker gewarnt, mit Safa die Kredite zu strukturieren. Die CS solle keinerlei Transaktionen tätigen, welche Safa und Mosambik involvierten. Die Email ging an CS-Banker Pearse, der vergangenes Jahr vor Gericht zugegeben hat, rund 45 Millionen Dollar an Kickback-Zahlungen kassiert zu haben.

Einen Tag später entliess die CS ihren EMEA-Chef Kyriakos-Saad – wegen einer Restrukturierung. Weder die CS noch Kyriakos-Saad nahmen zum «Bloomberg»-Artikel Stellung.

Von der Liste weg

Doch nach der Entlassung war Safa nicht mehr auf der CS-Liste von Kunden, mit denen keine Geschäftsbeziehungen geführt werden dürften. In der Folge vergab die CS zusammen mit der russischen VTB Bank Kredite und Gelder über 2 Milliarden Dollar an Mosambik. Den Grossteil der Gelder transferierte die CS allerdings direkt an Safas Privinvest.

Die Liste der Verfehlungen der CS im gesamten Mosambik-Skandal ist bereits relativ lang – und es wird interessant sein, was die britische Finanzaufsicht FSA und ihr Schweizer Pendant, die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), zu den mutmasslichen Kontroll- und Compliance-Fehler der Grossbank zu sagen haben. Diese Untersuchungen halten an.

Due Diligence selber gemacht

Bekannt ist, dass die CS bei einem der Mosambik-Kredite in Eurobonds den Investoren die anderen Kreditzahlungen vorenthalten hatte. Aus Gerichtsunterlagen geht zudem hervor, dass die bei solchen Kreditvolumen CS-intern verlangte Due Diligence von Investmentbanker Pearse selber durchgeführt worden ist (er hatte auch die Businesspläne für die Vorhaben Mosambiks geschrieben). Angaben zu einem Bieterprozess wurden gefälscht.

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