Überraschend ist der Hauptangeklagte im Mosambik-Korruptionsskandal freigesprochen worden. Die im selben Fall geständigen früheren Credit-Suisse-Angestellten warten auf ihr Urteil. Die CS ist auch nicht aus dem Schneider.

Jean Boustani (Bild unten) galt als der Drahtzieher im Korruptionsskandal im südostafrikanischen Land Mosambik. Der Fall gegen den 41-jährigen Libanesen und Angestellten der Schiffswerft Privinvest in Abu Dhabi schien glasklar. Drei frühere Angestellte der Credit Suisse (CS), Andrew Pearse, Surjan Singh und Detelina Subeva, hatten gegen ihn ausgesagt.

Boustani habe rund 200 Millionen Dollar Bestechungsgelder – rund 50 Millionen Dollar davon an CS-Investmentbanker Pearse – bezahlt, um die Aufträge in der Höhe von rund 2 Milliarden Dollar für Privinvest an Land zu ziehen, lauteten die Vorwürfe gegen ihn. Die CS hatte einen Teil dieser Kredite an Mosambik gesprochen und strukturiert – und Pearse war dafür geschmiert worden, für Privinvest die Gebühren zu senken.

Der Fall schien wasserdicht

Ein US-Bezirksgericht in Brooklyn machte Boustani den Prozess und die Anklage zielte darauf ab, ihn des Betrugs an Investoren zu überführen. Denn für die Kreditzahlungen hatte die CS Euro-Bonds herausgegeben, welche Mosambik im Jahr 2016 wegen Überschuldung nicht mehr hatte zurückzahlen können. Ausserdem seien zahlreiche Zahlungen über US-Bankkonten in Manhattan geflossen.

Der Weg der Transaktionen habe auch über den East River geführt – darum sei der Gerichtsstand in Brooklyn gerechtfertigt, so die Staatsanwälte.

Kistenweise Dokumente und Tausende belastender Emails von Boustani und den CS-Bankern machten den Fall vermeintlich wasserdicht.

 Warum in Brooklyn?

Und dann dies. Nach einer mehrstündigen Verhandlung darf Boustani die Faust recken und seine Anwälte umarmen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet. Die drei Richter haben ihn in allen Anklagepunkten freigesprochen: Betrug, Anlagebetrug und Geldwäscherei. Korruption und Bestechung konnte an diesem Gericht in Brooklyn ohnehin nicht verhandelt werden.

Die Begründung: Der Jury sei nicht ersichtlich geworden, warum die Staatsanwälte des US-Department of Justice (DoJ) die mutmasslichen Verbrechen Boustanis ausgerechnet in Brooklyn vor Gericht gebracht hätten. Die Verbrechen hätten ausserhalb dieser Gerichtsbarkeit stattgefunden.

Die Grenzen des langen Arms der US-Justiz

Boustanis Anwalt hatte in seiner Eröffnungsrede gesagt, die USA seien nicht die Weltpolizei – und hatte damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Das DoJ hatte den Korruptionsskandal zwar resolut und rasch zur Anklage gebracht. Doch die Staatsanwälte hatten den Fakt vernachlässigt, dass die eigentlichen Verbrechen ausserhalb der USA begangen worden waren.

Boustani, dem zunächst die Zahlung einer Kaution in der Höhe von 20 Millionen Dollar verwehrt geblieben war, ist ein freier Mann. Der Fall zeigt die Grenzen des sonst so langen Arms der US-Justiz auf. Grundsätzlich spielte sich das Geflecht von Bestechung und Zahlungen in einem Dreieck zwischen Mosambik, dem Privinvest-Hauptsitz in Abu Dhabi sowie der CS in London ab.

Ein gescheitertes Geschäftsmodell

Der komplexe Fall lässt sich auf folgende Vorgänge destillieren: Privinvest, eine Gesellschaft des französisch-libanesischen Milliardärs Iskandar Safa, heckte zusammen mit Pearse von der CS ein Geschäftsmodell aus, um die Wirtschaft Mosambiks zu fördern.

Mit den Krediten kauften Staatsfirmen eine Thunfischfang-Flotte, bauten Hafenanlagen und ein Bewachungssystem für ihre Küsten. Alle Aufträge wickelte Privinvest ab – die Kreditzahlungen gingen direkt von der CS und der russischen VT Bank nach Abu Dhabi. Mosambik garantierte für die Kredite und ging daran Pleite.

Acht Personen waren in diesem Fall angeklagt, und nur Boustani wurde der Prozess gemacht. Die drei früheren CS-Angestellten warten nun auf ihre Urteile. Vier weitere Beschuldigte, darunter der frühere Finanzminister von Mosambik Manuel Chang, befinden sich nicht in US-Gewahrsam.

Untersuchungen gegen die CS im Gang

Die CS lieferte Beweismaterial an die US-Behörden und ist selbst Gegenstand von Untersuchungen seitens der Finma sowie der britischen Finanzaufsicht FCA. Mosambik hatte die CS im vergangenen März am Londoner High Court verklagt.

Forderungen des bettelarmen Landes, die CS solle die Garantien für die geplatzten Kredite übernehmen, hat die Schweizer Grossbank diesen Herbst abgelehnt. Es seien Einzeltäter innerhalb der Bank am Werk gewesen. Sie hätten die internen Kontrollen geschickt umlaufen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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