Der japanische Milliardär Masayoshi Son war für die astronomischen Startup-Bewertungen der letzten Jahre mitverantwortlich. Sein übersteigertes Selbstvertrauen wird nun auch für Schweizer Banken zum Ärgernis.

Das wohl bekannteste Beispiel für die Folgen von Masayoshi Sons aggressivem Investment-Stil ist Wework. Die Büro-Firma, welche dank wiederholten Geldspritzen von Sons Firma Softbank mit bis zu 47 Milliarden Dollar bewertet war, kämpft derzeit ums Überleben.

Dass Wework die durch das Coronavirus ausgelöste Wirtschaftskrise möglicherweise nicht überleben wird, hat auch damit zu tun, dass Softbank derzeit selbst Probleme hat. Angesichts des Umfelds hat das japanische Konglomerat alle «unnötigen» Investitionen in Firmen im eigenen Portfolio ausgesetzt, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) einen Manager des Unternehmens zitierte.

Leere Büros

Dazu gehört auch ein Darlehen von 1,1 Milliarden Dollar, welches an Wework gegangen wäre. Da nun viele Freelancer arbeitslos werden, dürften sich die hippen Büros des Startups leeren, während die Kosten für dieselben – häufig an guten Lagen – weiterhin fällig werden.

Statt Wework noch mehr Geld zu geben, verkauft Softbank nun Beteiligungen im Wert von 41 Milliarden Dollar, um den grössten Aktienrückkauf aller Zeiten einer japanischen Firma zu finanzieren. Zudem muss Son die Schuldenlast des Unternehmens reduzieren, an welchem er 25 Prozent hält.

Erleichterte Schweizer

Auf den Wert dieser Beteiligung – der zeitweise noch die Hälfte des Februar-Höchstbewertung betrug – schielen nicht nur die anderen Aktionäre von Softbank. Auch bei einer Gruppe von Schweizer Banken dürfte sich Erleichterung breit gemacht haben, als sich der Kurs nach der Ankündigung des Rekord-Rückkaufs zu erholen begann.

Denn um in den Vision Fund zu investieren – das Vehikel, über welches der Japaner, zusammen mit anderen Geldgebern, aggressiv auf schnell wachsende Firmen wettete – hatte sich Son verschuldet. Etwa 40 Prozent seiner Aktien hatte er als Sicherheit für Darlehen von 19 Banken hinterlegt.

Keine Margin Calls

Neben japanischen Instituten sind darunter laut der «FT» auch die Credit Suisse, Julius Bär, J. Safra Sarasin und die LGT. Wie auch finews.ch schon berichtete, mussten viele dieser Banken angesichts des Corona-Crashs ihre Kunden mit sogenannten Margin Calls konfrontieren, bei welchen sie angesichts fallender Kurse zusätzliche Aktien als Sicherheit hinterlegen mussten.

Gegenüber der britischen Zeitung insistierte Softbank, dass Son während der Corona-Krise nicht in diese Lage gekommen sei. Inzwischen scheint die Gefahr gebannt, da Softbank nach einem Kurssprung von über 40 Prozent nun wieder beinahe 80 Milliarden Dollar wert ist.

Wackliges System

Trotzdem zeigt die Zitterpartie von Masayoshi Son, welches Risiko das Vertrauen in die charismatischen Super-Unternehmer birgt. Mit seinem gewaltigen Risikoappetit hat er seinen Beratern und Bankern Millionen in die Taschen gespült und selbst mehrere Milliardäre geschaffen, zumindest auf Zeit.

Doch kommt dieses System ins Wackeln, brechen Banken weltweit die entsprechenden Zinsen und Gebühren weg. Auch wenn sie, wie im Fall von Son, ohne Verlust wegkommen, ist dessen aktuelles Strampeln ein Symptom des kurzfristigen Denkens.

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