Anfang Jahr sah es noch so aus, als stünde 2020 ganz im Zeichen der neuen Digitalbanken. Doch mit der Coronakrise schweben sie nun selber in Gefahr. Das sind die Hauptrisiken für Neobanken.

Es ist kontraintuitiv: Bankkunden stellen wegen der Coronakrise mehr denn je auf den digitalen Kanal um, Behörden warnen vor dem Gebrauch von Bargeld. Und dennoch erwarten Experten, dass jetzt schwere Zeiten für die digitalen Neobanken anbrechen – dies, nachdem sich die «Challenger» vielerorts bereit machten, weite Teile des Marktes an sich zu reissen.

«Covid-19 wird viele Digitalbanken aus dem Rennen werfen», folgert etwa die international tätige Beratungsfirma Forrester in einer neuen Studie. Die Liste der Risiken, die der Report dabei benennt, ist nicht eben kurz:

1. Bestehende Probleme verschlimmern sich

Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatten die Neobanken mit hartnäckigen Problemen zu kämpfen. Sie müssen in einem Markt Kunden gewinnen, der in den Industrieländern zumeist gesättigt ist. Und dies mit Produkten, die sich nicht grundlegend unterscheiden. Hinzu kommen die hohen Kosten für die Expansion, die es für die Skaleneffekte braucht – das drückt den Profit. Erfolgreiche Player wie die britische Revolut oder die deutsche N26, die beide auch in der Schweiz angreifen, haben die Gewinnschwelle daher noch nicht erreicht.

Das Wachstum, das im Zentrum der meisten Geschäftsmodelle steht, wird laut Forrester nun viel schwieriger zu erzielen sein: Die Leitzinsen zeigen nun erst recht nach unten, was es schwieriger macht, mit hohen Sparzinsen zu locken. Und in einer (noch) risikoaverser gewordenen Gesellschaft sind die etablierten Banken im Vorteil. Das Publikum kennt deren Brand und weiss um den Zustand der Finanzen.

Zudem – auch alteingesessene Akteure machen mit ihren Digitalangeboten wegen der Krise vorwärts: So zieht die Bezahl-App-Twint der Schweizer Banken massiv mehr Volumen an, und in Liechtenstein hat die LLB die Applikation Lipay fürs Fürstentum lanciert.

2. Die Gebührenquellen fallen in sich zusammen

Die Margen vieler Neobanken sind hauchdünn. Oftmals versuchen die Akteure, an den Interchange-Fees, die der Handel an die Kartenherausgeber entrichten muss, zu verdienen. Weil die Nutzer wegen des Lockdown weniger mobil sind und weniger konsumieren, geht dieses Gebührenvolumen zurück.

3. Das Personal ist knapp im kritischen Moment

Digitalbanken wie Revolut und N26 bekundeten schon vor der Krise gewisse Mühe, beim Personalbestand mit dem raschen Kundenwachstum Schritt zu halten. In Zeiten von Corona mussten nun diverse Anbieter Mitarbeitende beurlauben oder gar entlassen – damit fehlt es an den Händen, um die steigenden Anfragen auf der Nutzerseite zu bewältigen.

4. Das Risikokapital versiegt

Revolut und N26 schwangen sich in den letzten Monaten dank üppigen Kapitalspritzen zu «Einhörnern» mit mehr als 1 Milliarde Dollar Wert auf. Doch hält die Krise an, könnte frisches Kapital zur Mangelware werden: Auch die Risikobereitschaft von Wagniskapitalgebern sinkt. Die Kapitalbeschaffung an der Börse ist aus dem gleichen Grund in die Ferne gerückt – der IPO-Markt ist wegen der Pandemie zugefroren.

5. Technologie ist nicht zwingend gefragt

Bereits vor der Coronakrise haben Akteure wie die deutsche Fidor Bank versucht, als Technologieanbieter ein Standbein aufzubauen. Der Erfolg solcher Modelle hält sich bisher in Grenzen. Derweil dürfte die Investitionsbereitschaft der potenziellen Kundschaft deutlich abnehmen.

6. Verkaufen zum schlechten Zeitpunkt

Die eigene Plattform an eine etablierte Bank zu verkaufen: das dürfte der «Plan B» diverser Neobanken-Gründer sein. Doch auch dieser Ausgang schliesst sich. Die Geldhäuser brauchen ihr Kapital anderweitig. Und wenn viele Neobanken zum Verkauf stehen, lässt dies die Preise purzeln.

7. Abschied ohne Wiedersehen

Stellen sich die angestrebten Skalen nicht ein, dürften Neobanken in einzelnen Märkten die Reissleine ziehen. Ein Wiedereinstieg gestaltet sich dannzumal schwierig, wie die Häme rund um den Austritt von N26 aus Grossbritannnien vergangenen Februar vermuten lässt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.19%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.47%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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