Nach der kürzlichen Übernahme der Westschweizer Privatbank Landolt möchte Oddo BHF hierzulande eine interessante Adresse für Talente sein. Die französisch-deutsche Finanzgruppe schliesst auch eine weitere Akquisition nicht aus, wie der Private-Wealth-Management-Chef Joachim Häger im Interview mit finews.ch erklärt.


Herr Häger, versteht sich Oddo BHF als Konsolidierer in der Schweizer Bankbranche?

Das wäre etwas zu vermessen. Aber wir haben entschieden, dass wir als Privatbank eine Schweizer Bank in der Schweiz sein wollen, so wie wir Franzosen in Frankreich und mit der Übernahme der BHF im Jahr 2016 Deutsche in Deutschland sind.

Wir können uns nach der Akquisition von Landolt durchaus vorstellen, eine weitere Bank zu erwerben, wenn dies für die Kunden dieser Bank, ihre Eigentümer und unsere Aktionäre sinnvoll ist.

Oddo BHF ist in den vergangenen 20 Jahren auch durch Zukäufe gewachsen – Akquisitionen gehören sozusagen zu unserer DNA. Letztlich muss es Sinn machen, das heisst, das Asset muss zur Strategie unserer Gruppe und ins Gesamtportfolio passen und damit unseren Kunden einen Mehrwert bringen.

Wie kam es überhaupt zum Kontakt mit Landolt & Cie? Wurde die Privatbank in M&A-Kreisen gehandelt?

Nein, Landolt & Cie war nicht «auf dem Markt». Die Verbindung zweier traditionsreicher Privatbanken ist die Geschichte einer Begegnung zwischen Familienunternehmern, die gleiche Werte, die besondere Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden und auch Visionen für die Zukunft des Bankensektors in der Schweiz und in Europa teilen.

«Wir haben die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Schweiz optimiert»

Nach einem ersten virtuellen, offenen und sympathischen Gespräch im Lockdown folgten einige persönliche Treffen. Von Anfang an war klar, dass man gemeinsam sehr viel stärker werden kann: auf dem Schweizer Markt, in Europa und auch auf ausgewählten internationalen Märkten. Das Ergebnis kennen Sie. Und beide Seiten sind sehr glücklich mit der Entscheidung.

Was gab letztlich den Ausschlag, genau dieses Institut zu übernehmen?

Landolt & Cie ist die älteste Bank der Westschweiz und einer der führenden unabhängigen Vermögensverwalter des Landes. Oddo BHF ist mit der Übernahme der BHF Bank im Jahr 2016 bereits in Zürich und Genf vertreten. Jetzt sind wir gemeinsam in Genf viel stärker und zudem in Lausanne gut aufgestellt.

In den vergangenen vier Jahren haben wir die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Schweiz optimiert. Die Schweiz ist unverändert für deutsche Kunden ein attraktiver Bankplatz. Nun werden wir auch Frankreich und die Schweiz enger miteinander verbinden.

Landolt verfügt über eine teilweise internationale, aber in der Schweiz verankerte Kundenstruktur: 75 Prozent der Kunden leben in der Schweiz. Auch die Mitarbeiter von Landolt passen sehr gut zu uns. Sie repräsentieren seit vielen Jahren zuallererst ein Familienunternehmen und damit einhergehend eine ganz besondere Privatbank-Kultur.

«Wir werden aus Genf und Zürich heraus unsere Aktivitäten weiter verstärken»

Beide Häuser sind sich sehr ähnlich, und das ist gut so. Die Integration von zwei Banken wird nur erfolgreich sein, wenn neben der geteilten strategischen Vision auch die Chemie der Menschen mit Blick auf gleiche Wertvorstellungen passt. Davon sind wir überzeugt.

Welchen Einfluss hat die Akquisition von Landolt & Cie auf die weitere Strategie von Oddo BHF in der Schweiz?

Unseren Kunden wollen wir neben dem Private Wealth Management auch die Expertise aus dem Asset Management und dem Bereich Corporates & Markets anbieten. Mit unserem Nachhaltigkeitsansatz, ob bei vielfach ausgezeichneten Polaris Multi Asset-Fonds oder auch speziellen Private Equity Investments, werden wir unseren Kunden und Nichtkunden Angebote machen, wie sie über ihre Investitionen einen Beitrag leisten können, ihre Ertragsziele mit ethischen Zielen in Einklang zu bringen.

Und natürlich werden wir aus Genf und Zürich heraus unsere Aktivitäten in ausgewählten internationalen Märkten weiter verstärken: In den Nordischen Länder, dem Vereinigten Königreich und dem Mittleren Osten, um nur einige zu nennen.

Sie, Herr Häger, sind für das Wealth Management der Oddo-BHF-Gruppe zuständig. Wie unabhängig kann dabei Oddo BHF – nun mit Landolt – in der Schweiz agieren?

Absolut unabhängig. Wir folgen in der Steuerung unserer Aktivitäten ausschliesslich den Kundeninteressen, denn wir wollen unsere Kunden begeistern. In einer umfassenden Befragung haben unsere Kunden in Deutschland uns attestiert, dass sie den Betreuungsansatz individuell, umfassend, langfristig - und nicht produktorientiert erleben. Sie empfehlen uns wegen der persönlichen Betreuung und der guten Anlageperformance gerne und aktiv weiter, darüber freuen wir uns sehr.

«Als familiengeführte Bank liegt das Kapital bereits in der fünften Generation bei der Unternehmerfamilie Oddo»

Um es klar zu sagen: das möchten wir auch in der Schweiz erreichen, uns das Vertrauen der Kunden und vieler Interessierter Nichtkunden verdienen. Das geht nur, wenn man als Bank tatsächlich absolut unabhängig agieren kann und das ist bei Oddo BHF der Fall.

Die unternehmerische Unabhängigkeit wird schon durch unserer Aktionärsstruktur begründet: Als familiengeführte Bank liegt das Kapital bereits in der fünften Generation bei der Unternehmerfamilie Oddo (65 Prozent) und den Mitarbeitern ( 25 Prozent), die dadurch dass langfristige Interesse der Familie und unserer Kunden teilen. Natixis, die Familie Bettencourt sowie Pierre Landolt und Thierry Lombard, die zusammen mehr als 4 Prozent des Kapitals der Gruppe halten, sind die weiteren Aktionäre.

Warum ist der Schweizer Markt überhaupt wichtig für Oddo BHF – aus Deutschland und Frankreich heraus können Sie ja ganz Europa bearbeiten?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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