Die Credit Suisse steckt ein weiteres Mal in der Bredouille: Ein US-Hedgefonds ist nach Margin Calls in Schwierigkeiten. Die Schweizer Grossbank warnt vor hohen Verlusten.

Die Credit Suisse (CS) hat am Montagmorgen vor möglicherweise hohen Verlusten gewarnt. Diese könnten das Ergebnis des ersten Quartals 2021 beeinflussen, hiess es in einer knappen Mitteilung.

Der Grund für die möglichen Verluste ist ein US-Hedgefonds, der nach Margin Calls gezwungen ist, Positionen abzustossen. Die CS hatte dem Hedgefonds offenbar Kredite gegeben, die nun geplatzt sind. Der Fonds habe den Margin Calls, die Ende vergangener Woche erforderlich wurden, nicht Folge leisten können. Nun sei die CS daran, ihre Positionen abzustossen. Auch andere Banken seien davon betroffen.

Bei einem Margin Call wird der Investor von den kreditgebenden Banken zur Nachschusspflicht aufgefordert, wenn die Aktienmärkte fallen und der Wert des Portfolios sinkt. Kann der Investor dieser Nachschusspflicht nicht nachkommen, muss er Positionen verkaufen. Die Folge ist eine Verkaufswelle, die in einem Marktcrash münden kann

Ausverkauf in der Höhe von 20 Milliarden Dollar

Es sei noch zu früh, um die genaue Höhe der Verluste zu nennen. Vor knapp zwei Wochen hatte CS-CEO Thomas Gottstein noch einem hervorragenden ersten Quartal 2021 gesprochen. Ob diese Prognose nun hinfällig geworden ist, wird sich anhand weiterer Informationen, welche die CS angekündigt hat, zeigen.

Bei dem Hedgefonds scheint es sich um Archegos Capital Management in New York zu handeln. Gemäss den Nachrichtenseiten «CNBC» und «Bloomberg» hatte dieser Fonds einen massiven Ausverkauf in Aktien von Medienkonzernen wie Disney und Viacom ausgelöst. Die Positionen seien mit sehr hohen Krediten gekauft worden sein.

Gemäss «Bloomberg» hatten die US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs die Verkäufe in der Höhe von rund 20 Milliarden Dollar veranlasst.

Weiterer Brandherd

Auch wenn die Informationslage zu diesem potenziellen Verlust der CS noch dürftig ist: Bei der Schweizer Grossbank brennt es nun lichterloh. Mit ihren geschlossenen Supply Chain Finance Fonds, welche die CS zusammen mit der britisch-australischen Investmentbank Greensill betrieben hat, erleidet die CS gerade ihr Waterloo. Dort droht ein Verlust in mehrfacher Milliardenhöhe, nach Greensill kollabiert ist. Die CS hatte über 10 Milliarden Dollar Kundengelder in den Fonds.

Hinter Archegos Capital Management steckt gemäss «Bloomberg« und «CNBC» Bill Hwang, ein früherer Analyst des legendären Hedgefonds Tiger Management. Hwang hatte im Jahr 2012 44 Millionen Dollar an die US-Aufsicht SEC bezahlen müssen, nachdem ihm Insiderhandel mit chinesischen Aktien nachgewiesen worden war. 2014 schloss ihn die Hongkonger Börse für vier Jahre von allen Geschäften aus. Dort bezahlte Hwang eine Busse von 5,3 Millionen Dollar.

Schwarze Liste

Gemäss «Bloomberg» stand Hwang daraufhin auf einer «schwarzen Liste». Die Investmentbank Goldman Sachs machte bis ins Jahr 2018 keine Geschäfte mehr mit ihm. Doch andere Banken, darunter wohl auch die CS, waren weniger zimperlich gewesen und hatten mit Hwang weiterhin lukrative Beziehungen geführt. Auch Goldman Sachs nahm ihn nach 2018 wieder als Kunden auf.

 

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