Der Korruptions- und Geldwäscherei-Skandal um die venezolanische Ölgesellschaft PDVSA erreicht eine weitere Schweizer Bank. Ein angeklagter Geschäftsmann hatte mindestens 21 Millionen Dollar bei Reyl geparkt, wie finews.ch erfuhr.

Namak Wakil hat bei der Genfer Privatbank Reyl in der vergangenen Woche mehr als 21 Millionen Dollar von einem Bankkonto abgehoben. Bezahlt wurde damit ein Teil der Kaution in Höhe von 50 Millionen Dollar, die der venezolanische Geschäftsmann aufbringen musste, um in den USA wieder auf freien Fuss zu kommen. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, die finews.ch einsehen konnte.

Wakil, ein 59-jähriger Syrer mit Wohnsitz in den USA, war vor zwei Wochen in Miami im US-Bundesstaat Florida verhaftet und wegen Bestechung und Geldwäscherei angeklagt worden.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, unter anderem Beamte des staatlichen Ölkonzerns PDVSA bestochen zu haben, um im Gegenzug Verträge für Lebensmittel zu überhöhten Preisen zu erhalten. So steht es in der die Anklage des US-Justizministeriums (Department of Justice, DoJ) vom 4. August 2021.

Flugzeug, Yacht, Eigentumswohnungen gekauft

Ein grosser Teil der Gelder wurde von Reyl Overseas in Zürich überwiesen. Das ist die bei der Securities and Exchange Commission (SEC) registrierte Gesellschaft, die US-Kunden betreut. Eine Sprecherin der Gesellschaft sagte, die Firma arbeite «in Übereinstimmung mit den für sie geltenden Vorschriften», ohne dies näher zu erläutern.

Wakil wird beschuldigt, mit dem Kauf eines Flugzeugs im Wert von 3,5 Millionen Dollar, einer Yacht im Wert von 1,5 Millionen Dollar und zehn Wohnungen in Südflorida Geld gewaschen zu haben. Dies ist der jüngste Fall in Verbindung mit dem PDVSA-Skandal, in den mehrere Schweizer Banken verwickelt sind oder waren.

Riesige Kautionssumme

Wakils Überweisung von 21 Millionen Dollar an die Staatsanwaltschaft des südlichen Distrikts von Florida – dieselbe, die 2018 den ehemaligen Schweizer Bankier Matthias Krull angeklagt hatte – ist selbst für venezolanische Verhältnisse sehr hoch.

Schätzungsweise 1,5 Billionen Dollar verschwanden zwischen 2002 und 2014 aus den Kassen von PDVSA, heisst es bei «Infodio», einer Website, die sich mit dem Fall befasst.

Sechs Nullen gestrichen

Unter dem derzeitigen Präsidenten Nicolas Maduro kämpft Venezuela mit einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise. Lebensmittel und Medikamente sind knapp, die Arbeitslosigkeit hoch. Die Hyperinflation ist so dramatisch, dass die Zentralbank in diesem Monat angekündigt hat, bei der Landeswährung Bolivar sechs Nullen zu streichen.

Mehr als 5 Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner haben das Land verlassen, im Land selbst benötigen nach Angaben der Vereinten Nationen rund 7 Millionen Menschen humanitäre Hilfe.

Weitere Schweizer Verwicklungen

Mehrere Schweizer Banken, darunter Julius Bär und Credit Suisse, wurden von der Schweizer Finanzaufsichtsbehörde wegen ihrer Verwicklung in venezolanische Bestechungsfälle gerügt.

Eine Zeit lang war der Venezolaner Francisco Convit, der ebenfalls der Geldwäscherei beschuldigt wird, sogar Minderheitsaktionär der Banco Credinvest, einer kleinen Privatbank mit Sitz in Lugano gewesen, wie finews.ch berichtete. Er galt als ein sogenannter «Bolichico», wie die Mitglieder der Clique genannt werden, die es unter dem ehemaligem Präsidenten Hugo Cháves zu Macht und Reichtum gebracht haben.

In italienischem Besitz

Die Privatbank Reyl ist eine von mehreren Dutzend Schweizer Banken, die nach Beilegung des US-Steuerstreits mit bei der SEC registrierten Gesellschaften auf den US-Markt zurückgekehrt sind. Reyl, die sich heute mehrheitlich im Besitz der italienischen Intesa Sanpaolo befindet, hatte seine Overseas-Einheit 2011 in Zürich gegründet.

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