Nach der Integration der Neuen Aargauer Bank in die Credit Suisse gab es vergangenen Jahr ein Gerangel um deren Kunden. Nun hat sich der Staub gelegt – und die Gewinner stehen fest.

Für die Credit Suisse Schweiz (CS) ist das Aargau die drittgrösste Region im Heimmarkt. Zahlreiche Kunden der Neuen Aargauer Bank (NAB) haben die im Sommer 2020 angekündigte Integration der CS-Tochter Integration seither zum Anlass genommen, sich eine neue Bank zu suchen. Wie stark das Geschäftsvolumen in den vergangenen Monaten zurückgegangen ist, wird nun erstmals ersichtlich.

Gleichzeitig haben mehrere Banken den Kanton als wichtigen Expansionsraum für sich entdeckt und profitierten von der ungewöhnlichen Bewegung. Aber auch Platzhirsche wie die Aargauer Kantonalbank (AKB) konnten profitieren. De facto mit der NAB sei eine Bank «gegroundet» worden, sagte AKB-Chef Dieter Widmer unlängst zu finews.ch, und löste damit ein riesiges Echo bei der Leserschaft aus. Man habe einen deutlichen Anstieg von Neukundinnen und -kunden verzeichnet. «Etwa 1'000 pro Monat und somit doppelt so viele wie sonst», so der Kantonalbank-Chef.

Täglich neue Kundinnen und Kunden

Auch die schweizweit tätige Regionalbank Valiant Bank hat ihre Präsenz im Aargau nochmals verstärkt und zuletzt in Wohlen AG eine weitere Geschäftsstelle eröffnet. «Wir haben im Aargau spürbar mehr neue Kunden gewonnen», sagte ein Sprecher zu finews.ch, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen. Es sei merklich Bewegung in den Markt gekommen. Mit ihrem Geschäftsmodell, ihrer Kultur, dem persönlichem Angebot und regionaler Verankerung sei Valiant dort sehr gut aufgestellt.

Auch die Hypothekarbank «Hypi» Lenzburg hat an der NAB-Integration gewonnen. «Wir haben von den Veränderung auf dem Aargauer Bankenplatz profitiert und dürfen in unseren Geschäftsstellen täglich neue Privat- und Firmenkunden begrüssen», sagte Roger Brechbühler, Bereichsleiter Privat- und Firmenkunden. Die Anzahl Kunden sei in den vergangenen Monaten im speziellen auch mit dem Kooperations-Partner Neon stark gewachsen. Dabei handelt es sich um eine der ersten Schweizer Banking-Apps.

Vormarsch auch im Fricktal

Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) ist neu mit Filialen in Frick und Rheinfelden im Aargau präsent. Und das Angebot sei angenommen worden, heisst es. «Die BLKB ist für Privat- wie auch für Unternehmenskundinnen und -kunden eine willkommene und geschätzte Finanzdienstleisterin im Fricktal», kommentiert Matthias Kottmann, Marktgebietsleiter für das mittlere und obere Baselbiet.

Mit den neuen Niederlassungen habe man die regionale Verbundenheit und bereits bestehende Präsenz verstärkt. Mit dem Geschäftsverlauf sei man sehr zufrieden. «Zu den Neukunden gehören nicht nur ehemalige NAB-Kunden», betonte Kottmann.

«Unsere Erwartungen haben wir voll und ganz erfüllt, teilweise sogar übertroffen», fügte Kaspar Schweizer hinzu, Leiter des Geschäftsbereichs Private Vermögens- und Finanzberatung bei der BLKB. «Die Volumen der Hypothekar-Geschäfte liegen leicht über den Erwartungen. Das erzielte Wachstum haben wir unter anderem den neuen Mitarbeitenden zu verdanken.» Bei der Baselbieter Staatsbank hatten mehrere ehemalige NAB-Kundenberater angeheuert.

Erste Rückkehrer

reobertobelci32

Deutlich positiver bewertet indes Roberto Belci (Bild oben), bei der CS Leiter der Region Aargau, die Lage. Er hatte nach der Integration das Geschäft zu verteidigen. «Über sämtliche Geschäfte ist das Volumen per Ende September netto um rund 6 Prozent tiefer», räumte er gegenüber finews.ch ein.

«Wir haben Kunden verloren, aber auch sehr viele behalten», betonte Belci. «Viele Kunden sind erstaunt gewesen, wie unkompliziert der Wechsel vollzogen wurde.» Inzwischen bekomme man sogar Anfragen von einigen früheren NAB-Kunden, die wieder zurückkehren wollten.

Die Integration sei besser als geplant verlaufen, was vor allem auch den «engagierten und motivierten Mitarbeitenden» zu verdanken sei, so der Kader weiter. Zudem könne man den Kunden nun das Angebot einer Grossbank bieten. Als Beispiel nennt er die Betreuung von Executive- und Entrepeneur-Kunden, etwa im Hinblick auf Nachfolgeregelungen oder Vorsorge- und Erbschaftsthemen. Belci sieht die CS im Aargau auch über das regionale Engagement stark verankert.

Total 18 Filialen geschlossen

Die Credit Suisse hatte im vergangenen Jahr Einsparungen, Filialschliessungen und einen Abbau von rund 500 Stellen angekündigt. Im Zuge der NAB-Integration wurden im Aargau insgesamt 18 Geschäftsstellen geschlossen, 14 der ehemaligen NAB und vier der Credit Suisse. Bis heute konnte für mehr als 95 Prozent der betroffenen Mitarbeitenden entweder intern oder extern eine unmittelbare Folgelösung gefunden werden, betonte die CS, ohne Zahlen zu nennen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel