Mit der Integration der Neuen Aargauer Bank in die Credit Suisse wittert die Konkurrenz Chancen im Mittelland-Kanton. Territorialstreitigkeiten sind damit vorprogrammiert.

Es ist fraglich, ob die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) das vorausgesehen hat, als sie sich entschieden hat, die Firmentochter Neue Aargauer Bank (NAB) in die Muttergesellschaft zu integrieren.

Ihr Aargauer Geschäft lässt sich dieser Tage mit einem Tier vergleichen, das in den Amazonas gefallen ist und nun von einem Schwarm Piranhas umringt wird, die nach und nach einzelne kleine Stücke herausreissen.

Offensive der BLKB

Begonnen hat das offenbar unmittelbar nach der Bekanntmachung der CS, die NAB-Marke aufzulösen. Bereits damals berichtete finews.ch, dass sich die Aargauische Kantonalbank und die Hypothekarbank Lenzburg über scharenweise übergelaufene NAB-Kunden freuen.

Dann erfolgte vor rund einem Monat der nächste Schritt: Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) kündigte den Sprung über die Kantonsgrenze an und will ab Februar 2021 in Rheinfelden und Frick präsent sein – dies mit 15 bis 20 abgeworbenen Kundenberatern der NAB. Gegenüber der basellandschaftlichen «BZ Basel» liess die NAB im Fricktal verlauten, die neue Mitbewerberin sei kein aargauisches Unternehmen und habe keine langjährige Fricktaler DNA wie die NAB selber.

Alle wollen ihr Geschäft

Im Umfeld der CS wiederum war zu erfahren, dass neben den bisher genannten Instituten auch die Basler Kantonalbank (BKB), Raiffeisen und Valiant um die Kundenberater der NAB reissen.

Dies unmittelbar nach der Ankündigung der CS vom vergangenen August, und mit – zumindest für die Staatsbanken – eher ungewöhnlichen Mitteln: nämlich mit garantierten Boni, unabhängig von der Geschäftslage und von anderen Einflüssen. Somit liesse sich behaupten, dass die Kantone über ihre Kantonalbanken einigermassen aktiv an der Schwächung des Aargau-Geschäfts der CS beteiligen, was auch zur Erklärung beiträgt, warum CS-Chef Thomas Gottstein und UBS-Chef Sergio Ermotti an den Kantonalbanken jüngst kaum ein gutes Haar liessen.

Aus der Not heraus

Die Vorstösse ins Aargau folgen der Logik des Tiefzinsumfelds. Wie finews.ch bereits letzten Sommer berichtete, bereitet den Retailbanken ihr Hauptgeschäft, das Zinsdifferenzgeschäft, immer mehr Kopfzerbrechen. Dies aufgrund der Zinsmarge, die sinkt und sinkt. Darum scheint es verlockend, den sinkenden Ertrag pro Kredit mit mehr Krediten kompensieren zu wollen.

Gerade im Beispiel der Basler Kantonalbank, die ja grundsätzlich «nur» in der engen Stadt Basel operieren würde, leuchtet es darum ein, warum die Bank im ländlichen Fricktal Wurzeln schlagen will.

Aggressive Banken

Für die BLKB hingegen ist der Schritt in den Aargau wohl nur eine konsequentere Betreuung der eigenen Kundschaft, verzeichnet das Institut bereits jetzt rund 7'000 Kundinnen und Kunden in der Region, nur ohne festen Standort. Die Staatsbank sorgte übrigens schon früher für Aufsehen, als sie sich in der Stadt Basel niedergelassen und plötzlich die BKB konkurrenzierte. 

Die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) hat vergangenen Sommer ebenfalls Interesse am aargauischen Bankenplatz gezeigt. Wie finews.ch berichtete, warb das Institut in der hiesigen Lokalzeitung mit dem Spruch «Auch für Aargauerynnen: Berater, die zwar nicht Ihren Dialekt, aber Ihre Sprache sprechen». Die AKB erwiderte lässig ebenfalls in einem Inserat: «Weil man im Aargau Schwiizerdütsch und nicht Schwyzerdütsch spricht, bin ich hier am richtigen Ort.» 

Alle Retailbanken des Landes

Auch die Migros Bank reagierte auf die Ankündigung der NAB mit einem Inserat in den sozialen Medien: «Unser Ziel ist der Ausbau der Region, nicht der Abbau. Wechseln Sie zu einer Bank, die den Aargau wertschätzt.»

Die Marktführerin UBS schliesslich ist sowohl in Frick und wie in Rheinfelden mit einer Geschäftsstelle präsent. So tummeln sich unter den rund 82'000 Einwohnerinnen und Einwohner der Region eigentlich alle wichtigen Retailbanken des ganzen Landes, was die angespannte Lage erklärt.

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