Der neue CEO Ulrich Körner lässt die Unternehmensstrategie der Credit Suisse überprüfen. Doch noch bevor feststeht, was Sache ist, hagelt es Kritik für die Grossbank.

Jetzt auch noch Goldman Sachs: Am (gestrigen) Dienstag hat dort Bankenanalyst Chris Hallam den Anlegern empfohlen, die Aktie der Credit Suisse (CS) abzustossen. Das «Sell»-Rating der mächtigen amerikanischen Investmentbank machte am Markt in Windeseile die Runde.

Dies, nachdem zuvor die beiden führenden Agenturen S&P Global Ratings und Moody’s bereits zum Wochenauftakt die Bonität von diversen Schuldpapieren der zweitgrössten Schweizer Bank schlechter benotet hatten, wie auch finews.ch berichtete.

Kostenbasis im Fokus

Damit wird für das Institut die Refinanzierung tendenziell teurer, und nach einem kurzen Lichtblick beim Aktienkurs ist auch dort nicht mit Entspannung zu rechnen. Wie Goldman-Finanzexperte Hallam ausführte, dürfte sich die unterdurchschnittliche Kursentwicklung der CS-Papiere seit Anfang 2021 fortsetzen. Der Analyst hat in der Folge sein Kursziel für die nächsten zwölf Monate von 7 Franken auf 5.80 Franken gesenkt. Derzeit notiert der Titel unter 5.20 Franken, 42 Prozent tiefer als noch zu Jahresbeginn.

Neo-CEO Ulrich Körner schlägt der Wind an den Finanzmärkten damit eisig ins Gesicht, und das mitten im Sommer. Per 1. August für den glücklosen Vorgänger Thomas Gottstein eingewechselt, ist der 59-jährige schweizerisch-deutsche Doppelbürger angetreten, um die erst vergangenen November formulierte Strategie des Geldhauses nochmals gründlich zu überarbeiten.

Zur Debatte stellte Körner dabei unter anderem die mittelfristige Senkung der Kostenbasis von derzeit rund 17 Milliarden auf 15,5 Milliarden Franken sowie eine weitere Verschlankung der CS-Investmentbank.

Erst im Herbst

Wohlgemerkt, abgeschlossen ist diese «Review» erst im Herbst. Dennoch haben die Bonitätswächter und Analysten das Vorhaben jetzt schon aufs Korn genommen. So erklärte S&P am vergangenen Montag, die Herabstufung für die CS-Schuldpapiere sei auch eine Folge der Unsicherheiten rund um die neue Bankführung und des Mangels an einer «klaren Strategie» beim Institut. Dies, während Konkurrentin Moody’s unter anderem die herausfordernde Neuaufstellung des Investmentbanking als Begründung ins Feld führte.

Körner hatte anlässlich des Quartalsergebnisses Ende vergangenen Juli angekündigt, die Investmentbank in ein kapitalschonendes, beratungsorientiertes Bankgeschäft und ein stärker fokussiertes Marktgeschäft zu transformieren, welches das Wachstum der Vermögensverwaltung und des Schweizer Geschäfts ergänzen kann.

Folgen für die Kapitalisierung?

Goldman-Sachs-Analyst Hallam fürchtet nun, dass die Kosten einer neuerlichen Restrukturierung die bis jetzt noch mehr als ausreichende Kapitalisierung der Geldhauses erodieren lassen könnte. Im Investmentbanking will der Experte zuerst 10 Prozent verbesserte Erträge sehen, bevor er die CS-Aktie höher bewertet.

Mit seiner Kritik steht der Bankenanalyst in seiner Zunft dabei keineswegs alleine da. Von elf Instituten, welche gemäss dem Portal «Finanzen.net» derzeit Research zur Aktie der Grossbank produzieren, empfiehlt nur der Broker Kepler Cheuvreux den Titel zum Kauf. Demgegenüber stehen fünf «Verkaufen»- Ratings, während die übrigen fünf Institute eine neutrale Haltung gegenüber dem Papier einnehmen. Vorschusslorbeeren sehen anders aus.

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