Der neu zusammengestellte Verwaltungsrat der Credit Suisse soll in Singapur beraten, wie die angeschlagene Investmentbank fit gemacht werden kann. Vermutungen über einen Teilverkauf erhalten neue Nahrung.

Der Verwaltungsrat der Credit Suisse kommt diese Woche zu einer wichtigen Sitzung in Singapur zusammen. Im Vorfeld sind sich die Mitglieder noch uneins über das Ausmass der Einschnitte, die beim angeschlagenen Investmentbank-Arm der Grossbank vorgenommen werden sollen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) erfahren haben will.

Der Ad-hoc-Ausschuss, der sich mit der Zukunft der Investmentbank befasst, wird gemäss dem Bericht vom amerikanischen Ex-Investmentbanker Michael Klein angeführt und umfasst die Verwaltungsratsmitglieder Blythe Masters, Mirko Bianchi und Richard Meddings. Der Leiter der Investmentbank, Christian Meissner, sei für die Ausarbeitung des Plans verantwortlich.

Bildung von zwei Lagern

Unbestritten ist, dass die Investmentbank nach Milliardenverlusten einer der grossen Problembereiche darstellt, wie auch finews.ch berichtete.

Gemäss mit der Angelegenheit vertrauten Personen hätten sich der ehemalige Citigroup-Dealmaker Klein und die ehemalige J.P.-Morgan-Managerin Masters in den letzten Wochen gegen einen aggressiven Stellenabbau ausgesprochen. Andere Mitglieder würden eine weitergehende Zäsur im gesamten Geschäftsbereich anstreben.

Noch ist die Einarbeitung im Gang

Weil sich das in weiten Teilen neu berufene Gremium noch einarbeiten muss, ist kaum schon mit ersten Weichenstellungen zu rechnen.

Vielmehr ist nach Ansicht von Marktbeobachtern eine Kernfrage, ob das Investmentbanking auf die richtigen Dimensionen zurechtgestutzt werden kann. In diesem Jahr habe die Investmentbank unter einer schlechten Marktlage gelitten, weil zum Beispiel am Markt mit sogenannten Blankoscheck-Gesellschaft (Spac) Flaute herrscht. Dort hat die CS ein grosses Rad gedreht. Analytiker sehen eine Möglichkeit darin, das Geschäftsmodell besser auszubalancieren, damit die Ertragsströme weniger riskant und weniger volatil werden.

Spekulationen über Verkauf

Solche einmaligen marktbedingten Einbrüche würden der CS wahrscheinlich verziehen. Letztlich muss die Einheit jedoch über einen ganzen Geschäftszyklus hinweg gutes Geld verdienen, betonen Analytiker. Dies herauszufinden, sei nun die Hauptaufgabe des Verwaltungsrats. Sollte das Investmentbanking dazu in der Lage sein, könnte ein Teilverkauf ausreichen, ist zu hören. Andernfalls wäre eine harter Schnitt wohl unausweichlich.

Die Schweizer Marktführerin UBS, eine Hauptkonkurrent im Wealth Management, hatte mehrfach erklärt, die CS benötige eine beträchtliche, wenn auch drastisch reduzierte Investmentbank, um das Private Banking zu untermauern.

Die Credit Suisse wollte sich auf Anfrage nicht äussern. Sie bekräftigte, dass detaillierte Informationen zu den Fortschritten der umfassenden Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommuniziert werden.

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