Der neue CEO der Credit Suisse will mit dem Verbriefungs-Geschäft der Credit Suisse neue Wege gehen. Das ist gar nicht so einfach, wie sich zeigt – denn die Einheit ist so riskant wie lukrativ.

Ulrich Körner will seine Strategieanpassung für die Credit Suisse (CS) erst im Herbst vorstellen. Doch der neue Chef der zweitgrössten Bank des Landes muss feststellen, dass die Spekulationen über seine Pläne jetzt schon ins Kraut schiessen – und das krisengeplagte Institut abermals in die Schlagzeilen bringen.

So geschehen ist es bereits mit einem mutmasslichen Stellenabbau; nun kommt die CS-Investmentbank ins Gerede.

Dort hatte CEO Körner im vergangenen Juli anklingen lassen, dass er strategische Optionen für den Securitized-Products-Bereich prüfe. Eine Möglichkeit ist dabei die «Einbringung von Fremdkapital in diese Plattform», wie er damals vorschlug. Im Raum steht jedoch – obschon Körner das so nie sagte – auch ein Verkauf der Plattform, die unter dem Namen Securitized Products Group (SPG) geschäftet. Die CS selber äussert sich nicht zur neuen Strategie, bis die Details dazu feststehen.

Nicht minder heikel

Wie sich zeigt, ist der Umgang mit der Einheit, die Kreditpapiere wie Hypotheken oder Kreditkarten-Schulden verbrieft und als neue Wertschriften weiterverkauft, nicht minder heikel für die Grossbank als der Abbau Tausender Jobs. Denn das Geschäft hat sich für das Geldhaus in der Vergangenheit wiederholt als hoch riskant erwiesen und bindet mit einem Viertel der risikogewichteten Aktiven der gesamten Investmentbank-Sparte viel Kapital.

Anderseits dreht die CS dort im Branchenvergleich ein grosses Rad und verdiente immer wieder bestens. Schätzungen zufolge spielte der Bereich, dessen Wurzeln noch in die Zeit der Vorgängerbank Credit Suisse First Boston zurückreichen, in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Milliarden Dollar für den Konzern ein.

Die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) nannte die seit 2016 von Jay Kim geführte Einheit auch deshalb das «hässliche Entlein» der CS, in Anspielung an das bekannte Märchen. Und die Frage stellt sich: entwickelt sich SPG unter Körner zum weissen oder zum schwarzen Schwan für die Grossbank?

Zeiten der Panik

Das ambivalente Verhältnis des Instituts zur Investmentbank-Einheit zeigte sich zuletzt in vollem Ausmass in der Ära des vorletzten CS-Chefs, Tidjane Thiam. Ende 2015 geriet der Franko-Ivorer allem Augenschein nach in Panik, als ihm bis dato wenig bekannte Verbriefungs-Positionen illiquid wurden und beim CS-Handel Milliardenverluste zu verursachen drohten. Dies, nachdem dieselben Papiere noch vor kurzem als gewinnbringend gelobt worden waren.

Thiam reagierte, indem er umgehend und mehrmals Abschreiber von insgesamt 1 Milliarde Dollar vornahm – im Anschluss musste er die Aktionäre um eine Kapitalerhöhung bitten und feuerte den Handelschef Tim O’Hara.

Überstürzt reagiert?

Doch nicht wenige Stimmen fanden damals, Thiam habe überstürzt reagiert. Hätte er zugewartet mit den Verkäufen, bis die nötige Liqudität an den Märkten wieder vorhanden gewesen wäre, hätten die Abschreiber wenigstens teilweise vermieden werden können.

Im Nachhinein nimmt sich die «immediate action» von Thiam bei den Verbriefungen noch merkwürdiger aus. Denn wie «Bloomberg» berichtete, durfte SPG bereits im Jahr 2017 ein milliardenschweres Portfolio von Problemkrediten von Fannie Mae aufkaufen. In den darauf folgenden Jahren erwarb die CS-Einheit Hypotheken-Bestände von rund 27 Milliarden Dollar von der staatlichen US-Hypothekar-Geberin – mehr als jede andere Investmentbank.

Ins pure Gegenteil gedreht

Innert Monaten hatte sich also die extrem risikoscheue Haltung der CS-Führungsriege bezüglich SPG ins pure Gegenteil gekehrt. Allem Anschein nach wollte man auf die sprudelnden Einnahmen aus dem Bereich nicht verzichten.

Angesichts der jüngsten Verlustserie bei der Bank – drei Quartalsverluste in Folge – wird wohl auch Körner nicht so leicht auf den Zustupf aus SPG verzichten wollen. Die von ihm bereits skizzierte Einbringung von Fremdkapital erscheint da als gangbarer Mittelweg. Etwa, indem die Einheit aus dem Konzern herausgenommen und in ein Joint-Venture mit Dritten gegeben wird. Damit hätte das hässliche Entlein das Nest der CS dann doch nicht ganz verlassen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.49%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.13%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.89%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.26%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.22%
pixel