Nach einer neuerlichen Finanzierungsrunde hat das Zuger Krypto-Unternehmen 21.co eine Bewertung von 2 Milliarden Dollar erreicht. finews.ch hat mit den Gründern über die Aussicht auf einen Börsengang, den Krypto-Winter und über notwendige Paranoia gesprochen.

Aus 21Shares wird 21.co: Das im Jahr 2018 in Zug noch unter dem Namen Amun gegründete Krypto-Startup hat sich eine Holding-Struktur gegeben und gleichzeitig eine zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen.

Das Jungunternehmen hatte vor vier Jahren an der Schweizer Börse SIX das weltweit erste Indexprodukt (ETP) auf Krypto-Währungen lanciert und damit für einiges Aufsehen gesorgt. Die aktuelle Durchsage dürfte nun erst recht Furore machen: Mit einer Kapitalspritze von nur 25 Millionen Dollar erreicht 21.co nach eigenen Angaben eine Bewertung von 2 Milliarden Dollar – und das mitten im «Krypto-Winter».

Die Touristen sind weg

«Wir mögen den Winter», erklären die beiden Gründer Ophelia Snyder und Hany Rashwan – beide Anfang Dreissig – im Gespräch mit finews.ch. «In einem Bärenmarkt fällt es sogar leichter, auf neue Ideen zu fokussieren, weil es nicht so viele Ablenkungen gibt. Generell gibt es auch weniger Touristen in solchen Phasen», finden die beiden Co-Unternehmer, die von der Mutter von Snyder miteinander bekannt gemacht worden waren.

In der relativ kurzen Zeit, in der es ihre Firma gibt, hätten sie jeden Abschwung an den Märkten für den Ausbau genutzt, sagt die Gründerin.

Bereit zum Sprung

Auch jetzt machen sie sich wieder bereit zum Sprung. Mit dem Geld soll in neue Produkte, Mitarbeitende und in die Marktexpansion investiert werden. Dabei ist die Summe eigentlich sekundär, wie Rashwan versichert. Es gehe vielmehr darum, die Bewertung präzise darzustellen und der gegenwärtigen Bedeutung von 21.co anzupassen.

Der gleichsam doppelte «Einhorn»-Status des Startups soll sich bei Business-Partnern, Kunden und am Stellenmarkt herumsprechen. «Wir sind mittlerweile grösser und wertvoller als manche Banken und Broker, die unsere Produkte vertreiben», sagt der Krypto-Pionier, der mit 21.co in das einstige Zürcher Hauptquartier der untergegangen Falcon Private Bank eingezogen ist.

Hoffung auf Hedgefonds

Understatement, das merkt man schnell, ist seine Sache nicht. Rashwan, der den Groove des Silicon Valley in die Schweiz mitgenommen hat, vergleicht den Aufstieg von Krypto gerne mit der Entwicklung des Internet und erwägt, das neue Google der Szene zu schaffen. «Wir haben mittlerweile eine Grösse erreicht, wo Themen wie ein Börsengang oder auch Übernahmen diskutiert werden», führt der Entrepreneur mit ägyptischen Wurzeln aus.

Insbesondere von den beiden angelsächsischen Finanzinvestoren Marshall Wace und Valor Equity Partners, die nun neu zu den Sponsoren von 21.co gestossen sind, erhofft Rashwan sich Unterstützung bei solchen Themen.

Unter dem Strich Mittelzuflüsse

Die Zahlen, die 21.co ausweist – unter dem Holdingdach sind neben dem Produktearm 21Shares das Tokenisierungs-Projekt Amun sowie die Tochterfirma Onyx vereint – geben allerdings auch keinen Anlass zur Bescheidenheit. Snyder sagt, 21Shares arbeite seit dem Dezember 2019 profitabel; Ende 2021 habe das Startup Erträge von mehr als 100 Millionen Dollar erzielt.

Auch in der jetzigen Abschwung-Phase seien die Mittelzuflüsse unter dem Strich positiv. «28 von unseren 40 ETP haben beim Volumen an Coins einen Höchststand erreicht», berichtet Rashwan.

Auf den Krypto-Winter hat 21Shares reagiert, indem die Anbieterin Produkte mit günstigeren Gebühren lancierte sowie Instrumente, die das Verlustpotenzial nach unten begrenzen. Trotz des wachsenden Angebots wird am Credo festgehalten, den Nutzern den Zugang zu Krypto-Anlagen so einfach wie möglich zu machen – und die Kundschaft mittels Research zu informieren.

«Nur die Paranoiden überleben»

Mit dem Glauben an die Bedeutung von Research stimmen die beiden mit Cathie Wood überein. Die von ihren Fans als «weltbeste Investorin» verehrte Chefin des US-Fondshaues ARK Investment ist im vergangen Jahr mit ihrem eigenen Geld bei 21.co eingestiegen. Seither sitzt die Amerikanerin im Verwaltungsrat des Unternehmens. «Cathie war eine wichtige Unterstützerin, als wir das Unternehmen starteten», sagt Rashwan über Wood, die derzeit mit ihrer Fondsfirma eine Durststrecke erlebt.

Wo die beiden Jungunternehmer ebenfalls mit der ARK-Chefin übereinstimmen: Es brauche eine Top-Infrastruktur, um eine solide Investment-Firma zu führen. Entsprechen wollen Snyder und Rashwan trotz aller Ambitionen die Kosten und den minutiösen Aufbau nicht aus den Augen verlieren. «Wir sind eine vorsichtige, um nicht zu sagen paranoide Truppe», betont Rashwan. Denn: «Nur die Paranoiden überleben.»

Vergeblich angeklopft bei Falcon

Insofern verstehen die Mitarbeitenden von 21.co in Zürich den täglichen Gang ins Büro an der Pelikanstrasse 37 auch als stete Mahnung, wie jäh der Absturz kommen kann. Die Vormieterin Falcon spielte eine unrühmliche Rolle im Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB und wurde schliesslich im Jahr 2020 liquidiert, nachdem auch ein Geschäftsmodell als Krypto-Vorreiterin gescheitert war.

Sinnigerweise hatte 21.co ganz am Anfang der Firmengeschichte bei Falcon um eine Partnerschaft angeklopft – und eine Abfuhr erhalten.

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