Das steckt hinter der Vorsorge-Offensive von Raiffeisen
Es ist kein Ruhmesblatt: Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung bereitet sich zu spät auf die Pensionierung vor. Auch kurz vor dem Ruhestand fehlt vielen die nötige Planung.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Raiffeisen in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.
Grosse Wissenslücken
Die gleiche Studie zeigt auf, dass nur etwa 20 Prozent der nicht-pensionierten 60‑Jährigen als gut vorbereitet gelten. Zwar steigt gemäss der Studie das Wissen zum Thema Altersvorsorge und Pension mit zunehmendem Alter – gerade bei Jüngeren bestehen aber noch grosse Wissenslücken.
Dies deckt sich mit den Ergebnissen der Fairplay-Studie der Vita: Nur 42 Prozent der Erwerbstätigen kennen den Unterschied zwischen obligatorischen und überobligatorischen Pensionskassen-Beiträgen, bei Jüngeren ist es sogar nur ein Viertel.
Vertrauensverlust nimmt zu
Roland Altwegg, Leiter Produkte & Investment Services und Mitglied der Geschäftsleitung bei Raiffeisen Schweiz, bereitet noch etwas anderes Sorgen: «Das Vertrauen in die 1. und 2. Säule hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen», sagt er.
Das hat vielerlei Gründe: Die Jungen, die es bräuchte, um die Altersvorsorge langfristig zu sichern, sind wegen der tiefen Geburtenrate nicht vorhanden. Die tiefen Zinsen lasten vor allem auf der zweiten Säule, die Verrentung wird für Pensionskassen zunehmend schwieriger, die Umwandlungssätze sinken stetig.
«Eigentlich kann man sich nicht früh genug mit dem Drei-Säulen-Modell der Schweiz auseinandersetzen. Das müsste schon in der Grundschule geschehen. Denn unsere Erfahrung zeigt, dass die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bei vielen erst dann vorhanden ist, wenn es bereits zu spät ist, um noch gezielt etwas ausrichten zu können», sagt Altwegg.
Finanzdienstleister in der Verantwortung
Er sieht auch die Finanzdienstleister in der Verantwortung. Raiffeisen hat aus diesem Grund schon vor längerer Zeit angefangen, die individuelle Vorsorge systematisch und frühzeitig in die Basisberatung aufzunehmen.
Das Produkt- und Dienstleistungsangebot der Genossenschaftsgruppe reicht von einfach skalierbaren Angeboten wie der Säule-3a-Vorsorge bis hin zu sehr spezifischen und individuellen Beratungsdienstleistungen im Bereich der Nachlassplanung oder der Willensvollstreckung.
Beziehung zum Kunden stärken
Dies sei auch aus Sicht der Bank interessant, sagt Altwegg: «Wir können die Beziehungen stärken und erhalten einen viel tieferen Einblick in die Bedürfnisse unserer Kundschaft.»
Die Gruppe betreut aktuell nicht nur im Bereich Vorsorge rund 3,7 Millionen Kunden, darunter 2,1 Millionen Mitglieder, mit rund 306 Milliarden Franken Bilanzsumme und einem verwalteten Kundenvermögen von 262,7 Milliarden Franken.
Der Kuchen wird nicht kleiner
Im Bereich der Vorsorgefonds haben Kundinnen und Kunden die Wahl zwischen aktiv gemanagten und indexnahen Strategiefonds. Beide Produktarten können zusätzlich auch im Bereich der Freizügigkeit und in der freien Vorsorge 3b eingesetzt werden.
Raiffeisen ist längst nicht das einzige Institut, das sich auf diesen Weg begeben hat. Mitunter drängen auch immer mehr Versicherer in diesen Bereich. Altwegg bereitet dies keine Sorgen. «Der Kuchen wird nicht kleiner, im Gegenteil: Er wird zunehmend grösser, weil auch die Wichtigkeit und infolgedessen das Interesse an der Vorsorge stetig steigt», sagt er.