Der Finanzjournalist Lukas Hässig ist die «Handelszeitung» als Auftraggeberin los, nachdem er geschäftsschädigende Informationen über die Bank Julius Bär verbreitet hatte.

Dieser Tage sorgt ein weiterer Artikel des bekannten Zürcher Journalisten Lukas Hässig (Bild unten) für grosse Aufregung in der Bankbranche. Aufregung insofern, als dass die in dem Beitrag verbreiteten Informationen zu einem wesentlichen Teil falsch sind.

Es geht dabei um Julius Bär und die Tatsache, dass die Bank für einige Fifa-Funktionäre Konten unterhielt oder immer noch unterhält. Mehr dazu unter diesem Link. Offenbar sind die verbreiteten Informationen so falsch und geschäftsschädigend, dass Julius Bär rechtliche Schritte einleiten will, wie sie am (gestrigen) Donnerstag in einem Communiqué mitteilte.

Nur noch ein Timeout?

Dass Fehler vorliegen, bestreitet nicht einmal die «Handelszeitung», obschon sie beschwichtigt und glauben machen will, dass es sich hier um einen so genannten Sturm im Wasserglas handelt. Gemäss Recherchen von finews.ch soll Hässig nicht mehr für die «Handelszeitung» schreiben. Daraus liess sich zumindest am Donnerstagabend unschwer schliessen: Hässig wird nur noch für den ‹Tagi› schreiben. 

Am Freitagmorgen reichte dann der Chefredaktor der «Handelszeitung», Stefan Barmettler, folgende Aussage nach: «Lukas Hässig leistet seit Jahren gute Arbeit für unsere Zeitung. Nun schätzte er in einer Julius-Bär-Story die Zahl der Fifa-Funktionäre falsch ein. Wir haben uns geeinigt, dass wir bis Ende Jahr ein Timeout nehmen.»

Lukas Hassig 501

In dem nachfolgenden Text geht es nicht weiter um diesen Fall, sondern um die fragwürdige Berufsauffassung eines in der Finanzbranche weitum bekannten Journalisten. Hässig schreibt auch regelmässig für den «Tages-Anzeiger» (Tagi) und betreibt in Eigenregie den Finanzblog «Inside Paradeplatz», auf dem er werktäglich in süffigen Geschichten Personen oder Unternehmen aus der Finanzbranche anschwärzt. Und weil das für alle jeweils Nicht-Betroffenen einen hohen, letztlich schadenfreudigen Unterhaltungswert hat, findet das Portal eine vergleichsweise grosse Beachtung.

Der Quote verpflichtet

Allerdings hat diese Art von Berichterstattung, die man fälschlicherweise als investigativen Journalismus bezeichnen könnte, einen Makel. Sie ist weder fair, noch der Wahrheit verpflichtet. Und sie genügt auch nicht den Mindest-Anforderungen eines seriösen Journalismus’. Hässig biegt Tatsachen nach Belieben zurecht, stellt falsche Zusammenhänge her oder blendet wichtige Punkte ganz einfach aus. Kurzum, er ist auf «Inside Paradeplatz» nur seiner Quote verpflichtet und huldigt so auf höchst polemische Weise einem billigen, pseudokritischen Alarmismus.

Seine Vorgehensweise ist relativ simpel. Er schiesst im übertragenen Sinn mit der Schrotflinte in den Wald hinein und erfreut sich an dem, was gelegentlich liegen bleibt. Ermöglicht wird ihm dies von Leuten, die in der Finanzbranche persönliche Ziele verfolgen. Oftmals frustrierte Menschen, die mit einer anderen Person oder einem Unternehmen – zumeist dem ehemaligen Arbeitgeber – noch eine Rechnung offen haben. Sie flüstern Hässig Informationen zu, die bestenfalls halbwegs stimmen und nichts anders als Rachefeldzüge auf der Grundlage von Partikularinteressen sind.

Fatale Enten

Mit seiner bloss auf kurzatmige Effekthascherei ausgerichteten Arbeit schadet Hässig seinem ganzen Berufsstand, indem er demonstrativ einem Journalismus frönt, der sich über die minimalsten Grundprinzipien des Metiers bedenkenlos hinweg setzt. Alle paar Jahre landet er eine derart fatale «Ente», dass ihn die Zeitung, bei der er gerade einen Lohn oder ein Honorar bezieht, hochkant hinaus nicht länger mit ihm zusammenarbeiten will wirft.

Das war vor vielen Jahren bei der «Finanz und Wirtschaft» schon der Fall, später bei der «Bilanz» oder bei der «Weltwoche» – um nur einige Beispiele zu erwähnen.

Mark Dittli, der heutige Chefredaktor der «Finanz und Wirtschaft», legte am Freitag Wert auf die Feststellung, Lukas Hässig habe von Frühjahr 1994 bis Ende März 1995 für die «FuW» gearbeitet. Er habe damals von sich aus gekündigt, weil er per April 1995 zur «SonntagsZeitung» wechselte.

finews.ch hält indessen an der gemachten Aussage fest. Ergänzend zur Information: Zum damaligen Zeitpunkt war Peter Bohnenblust Chefredaktor der «Finanz und Wirtschaft» – später Mitgründer von finews.ch.   

Lukas Hässig will ebenfalls festgehalten haben, dass er bei der «Finanz und Wirtschaft» von sich aus gekündigt habe. Das ist formal korrekt

Eine Zeitung weniger

Wer in anderen Branchen so wie Hässig arbeiten würde, wäre seinen Job schon lange los respektive hätte seine Glaubwürdigkeit verloren. Nicht so in der hiesigen Medienbranche. Offenbar haben es gewisse Organe immer noch nötig, auf einen derart zweifelhaften «Journalismus» zu setzen. Seit gestern Abend ist es immerhin eine Zeitung weniger.

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